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Neubauten nötig Schüler ohne Schule

In Osterholz fehlen Schulplätze für Grundschüler und Oberschüler. Zwei neue Schulen sollen deswegen entstehen. Für eine Zwischenlösung muss dagegen eine Berufsschule in die Überseestadt umziehen.
15.12.2021, 20:00 Uhr
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Schüler ohne Schule
Von Christian Hasemann

In Osterholz deutet sich für die kommenden Jahre ein Bäumchen wechsel dich in der Schullandschaft an. Der Grund: steigende Schülerzahlen machen neue Schulen und Notlösungen nötig. Eine Schule muss dafür den Stadtteil komplett verlassen, während an anderer Stelle in Osterholz zwei neue entstehen.

Schon seit längerem stand fest, dass Osterholz mindestens eine neue Grundschule im Bereich des Ehlersdamms bekommen wird. Zuletzt sollte diese auf einem Grundstück direkt am Ehlersdamm entstehen in Zusammenarbeit mit dem Unternehmen Müller Bremermann. Dieser Plan ist vom Tisch. Nun möchte die Stadt ein Grundstück in unmittelbarer Nähe der Walseder Straße nicht nur mit einer Grundschule, sondern auch einer Oberschule bebauen.

Zwei neue Schulen

"Diese Lösung hat ein paar charmante Punkte", sagte Daniel de Olano, Schulplaner in der Bildungsbehörde. "Das gesamte Grundstück ist in städtischem Besitz, es ist ungeteilt und direkt an die Straßenbahn angeschlossen." Das Grundstück südlich der Osterholzer Landwehr ist knapp 10.000 Quadratmeter groß. Dort sollen neben den beiden Schulen auch eine Turnhalle entstehen. Die Oberschule wird demnach mit einer Bruttogeschossfläche von 7700 Quadratmetern, die Grundschule mit 2900 Quadratmetern geplant. Allerdings sei noch nicht klar, ob dies für die Schülerzahlen reichen werde, schränkte de Olano ein. Die neuesten Vorausberechnungen der Schülerzahlen würden erst im Januar erscheinen. 

Bis die beiden Schulen stehen, wird noch einige Zeit vergehen, auch wenn der Campus an der Walseder Straße in beschleunigtem Verfahren gebaut werden soll. Olano nannte als Beispiel eine Öffentlich-Private-Partnerschaft (ÖPP) oder einen Generalunternehmer.

Bei einer ÖPP arbeiten ein privater Investor, der beispielsweise den Bau oder die Finanzierung übernimmt, und die öffentliche Hand zusammen. Ein Generalunternehmer wiederum bündelt alle notwendigen Arbeiten der verschiedenen Gewerke, zum Beispiel Mauerarbeiten, Sanitärbau und Lüftung, in einer Hand. Da private Unternehmen bei Ausschreibungen andere Vorgaben und kürzere Fristen als kommunale Auftraggeber haben, können die Bauzeiten reduziert werden.

Einen Zeitplan konnten indessen weder Daniel de Olano noch Udo Stoessel, Leiter des Referats Liegenschaften im Bildungsressort, nennen. Letzterer stellte die Pläne für die Übergangszeit vor.

Berufsschule verlässt Osterholz

"Die Helmut Schmidt Schule wird komplett umziehen", kündigte Stoessel an. Diese soll künftig in der Überseestadt ihren Standort haben. Dort soll mit der Berufsschule für Groß- und Außenhandelshandel ein Campus entstehen. Mit dem Umzug zum Schuljahr 2022/23 würden auch die derzeit von der Berufsschule genutzten Räume an der Gesamtschule Ost (GSO) frei. Dort sollen dann die zukünftigen Schülerinnen und Schüler der neuen Grundschule und Oberschule "gepuffert" werden, so Stoessel. Zusätzlich soll dort auch eine Dependance der Grundschule Andernacher Straße einziehen. "Ich finde diese Lösung sehr charmant", sagte Stoessel. "Als sehr bedauerlich", bezeichnete hingegen Andrea Schönfelder (Grüne) den Verlust der Berufsschule für den Stadtteil.

Für die Schulen kamen diese Überlegungen offenbar überraschend. Jedenfalls ließ sich das aus den Reaktionen der anwesenden Schulleiterinnen und Schulleiter deuten. "Es ist nicht einfach, mit Behördenvertretern zu sprechen", sagte Sonja Riedel von der Albert-Einstein-Schule (AES). Sie sei seit 30 Jahren an der Schule. "Wir werden nie mit ins Boot geholt, es gibt kaum Transparenz." Sie befürchte, dass ihre Schule von dem Neubau der Oberschule betroffen werde, zum Beispiel durch Lehrer- und Schülerwechsel. Sie erinnerte daran: "Es hat zehn Jahre gedauert, bis wir die Schließung der Schule an der Graubündener Straße verarbeitet hatten." 

Kritik an Kommunikation

Noch deutlicher wurde Hans-Martin Utz, Schulleiter an der Gesamtschule Ost, an der – mit den nun bekannt gewordenen Plänen aus der Behörde – die Schülerinnen und Schüler verschiedener Schularten zeitweise untergebracht werden sollen. "Demokratische Mitbestimmung funktioniert nur, wenn die Menschen das Gefühl haben, dass sie mitgenommen werden." Es ärgere ihn maßlos, dass dies nicht geschehen sei. "Die Expertise vor Ort wird nicht genutzt!", sagte er in Richtung Schulstandortplanung. "Wenn man Kindern Demokratie beibringen will, muss das auch von oben kommen und das ist nicht passiert", so seine Kritik an der Arbeit im stillen Kämmerlein, in dem die Schulbehörde und Immobilien Bremen offenbar ihre Planungen ausgearbeitet haben.

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Udo Stoessel versuchte, die Gemüter zu beruhigen. "Was geht, was nicht geht, werden wir noch mal beraten und wir nehmen natürlich inhaltliche Anregungen auf und werden diese diskutieren", versicherte er. "Wir sind jetzt in den Abstimmungsprozessen drin und sind ganz aktuell bei ihnen."

Olano ergänzte, dass die Behörde an Verwaltungsvorgänge gebunden sei. "Da gibt es sehr viele Fallstricke, die auch uns nicht immer gefallen." Dennoch: "Was wir bauen, ist State-of-the-art." Gemeint ist damit der neueste Stand im Schulbau. "Aber eine Wunderlampe, an der wir reiben, haben wir auch nicht." Will heißen: Auch ein beschleunigtes Verfahren muss seinen nicht immer einfachen Verwaltungsgang gehen.

Beiratssprecher Wolfgang Haase (SPD) sieht für das kommende Jahr in der Bildungspolitik einen Schwerpunkt des Ortsbeirats. "Wir werden noch einige Aufgaben vor uns haben und dem Thema großen Raum einräumen", kündigte er an.

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