An der Richtkrone flattern rot-weiße Bänder – angestoßen wurde beim Richtfest auf der Baustelle der Berufsschule für Großhandel, Außenhandel und Verkehr (BS GAV) am Donnerstag, 15. Juli, aber mit „Bielefelder Wasser“. Sehr passend, denn die Schule wird im Auftrag Bremens von dem in Ostwestfalen beheimateten Familienunternehmen Goldbeck gebaut.
Den Vertrag über die Zusammenarbeit in Form einer öffentlich-privaten Partnerschaft (ÖPP) hatten Immobilien Bremen (IB) und Goldbeck vor 17 Monaten unterzeichnet. IB-Geschäftsführerin Susanne Kirchmann freut sich über den raschen Bau-Fortschritt seit der Grundsteinlegung Ende Oktober: „Was uns dieses Projekt zeigt, ist, dass ein ambitionierter Zeitplan nur einzuhalten ist, wenn alle an einem Strang ziehen.“ Die Logistikbranche sei gleich um die Ecke und mit dem neuen Schulbau wolle man auch einen Baustein für gute Stadtentwicklung in der Überseestadt liefern, sagte Kirchmann zur Wahl des neuen Schulstandortes in der Überseestadt: „Das war nur mit einem guten Team möglich und alle haben mitgezogen!“
Aufgrund der Corona-Pandemie hatte der Baubeginn im Herbst noch unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfinden müssen – die Fertigstellung des Rohbaus an der Nordstraße konnte nun aber mit den beteiligten Bauarbeitern, Finanzsenator Dietmar Strehl, Lehrkräften und Vertretern von Ausbildungsbetrieben und der Logistikbranche gefeiert werden.
Der Senat habe sich nach einer Wirtschaftlichkeitsprüfung für das Modell einer öffentlich-privaten Partnerschaft entschieden, um eine möglichst schnelle Umsetzung des Neubaus zu ermöglichen, unterstrich dabei Finanzsenator Dietmar Strehl (Grüne). Die Schulbau-Kommission, der er angehört, müsse in den kommenden Jahren mehr als 130 Projekte umsetzen: „Insofern bin ich froh, dass wir hier private Bauherren dabei haben.“ Eigentümerin des Neubaus ist die Stadt, die Firma Goldbeck hat Planung, Bau und Zwischenfinanzierung übernommen und ist nach Fertigstellung 25 Jahre lang für den technischen Betrieb und die Instandhaltung zuständig. Die Baukosten belaufen sich auf circa 33 Millionen Euro.
Dass der Zeitplan trotz des schneereichen Winters und zuletzt starker Regenfälle eingehalten werden konnte, hat laut Goldbeck-Niederlassungsleiter Kai Becker vor allem auch produktionstechnische Gründe: „Wir bauen weitgehend wetterunabhängig mit industriell vorgefertigten Systembauteilen, die wir in unseren eigenen Werken herstellen und die schon mit Fenstern versehen sind. So haben wir das Gebäude schnell wetterfest bekommen.“
Schulleiterin Katja Ollmann, die in den vergangenen Monaten mehrfach auf der Baustelle zu Besuch war, freut sich nun darauf, gemeinsam mit ihrem Kollegium ab dem Schuljahr 2022/23 in der neuen Schule zu unterrichten. „Wer in einer förderlichen Umgebung lernt, der lernt motivierter, effektiver und vor allem eigenständiger“, ist sie überzeugt. „Deshalb wollen wir einen Lernort schaffen, der das fördert, was man sich von guten Auszubildenden – den späteren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern – wünscht: Eigeninitiative, vernetztes Denken, Selbstorganisation, Kommunikationsstärke, Teamfähigkeit et cetera. Die räumlichen Voraussetzungen dazu sind in dem neuen Schulgebäude gegeben. Gebaut wurde nach der Cluster-Bauweise, in der neben klassischen Lernräumen Flächen für Austausch und Gruppenarbeiten sowie Rückzugsbereiche für konzentriertes Arbeiten angelegt sind.“
Die BS GAV ist eine der größten Berufsschulen in der Stadt. Gemeinsam mit circa 700 Betrieben werden dort etwa 1700 Schülerinnen und Schüler in acht Berufen aus den Bereichen Logistik, Handel und Kommunikation ausgebildet. Viele Jahre lang hatte der Waller Beirat für die Sanierung der 1968 an der Ellmersstraße eröffneten und mittlerweile stark baufälligen Schule gekämpft. Anfang Juli 2018 hatte der Senat beschlossen, dass die Schule ein neues Gebäude in der Überseestadt bekommen soll. Der Beirat begrüßt den Neubau sehr, sieht aber noch Gesprächsbedarf, was die Park- und Verkehrssituation im Umfeld des neuen Schulgebäudes angeht. Die Ortspolitiker befürchten einen erhöhten Parkdruck in den umliegenden Quartieren, etwa im Heimatviertel, wie er aktuell rund um die Ellmersstraße herrscht.