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Bremer Kippenberg-Gymnasium Schultheater in Schwachhausen: Hoffnung auf eine bessere Zukunft

Die junge Generation ist gleich mit Mehrfach-Krisen konfrontiert, der Abitur-Jahrgang des Bremer Kippenberg-Gymnasiums hat dazu zwei Szenen-Collagen verfasst. Wie ein Probenbesuch zum Gedankenanstoß wird.
14.12.2023, 05:00 Uhr
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Schultheater in Schwachhausen: Hoffnung auf eine bessere Zukunft
Von Sigrid Schuer

Zwei eskalierende Kriege von vielen auf der Welt, die Klimakatastrophe, die sich rasant entwickelnde Künstliche Intelligenz und die Corona-Krise, die gerade wieder Fahrt aufnimmt. Die junge Generation ist zum ersten Mal nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges mit riesigen Herausforderungen konfrontiert, deren Ausgang noch ungewiss ist. Ganz so, wie die Schicksalsgöttin, die Norn, in Richard Wagners Weltuntergangs-Endspiel "Die Götterdämmerung" es formuliert: "Weißt Du, wie das wird?" Nein, niemand vermag im Augenblick vorauszusagen, wo das alles einmal enden wird ...

Die beiden Abiturienten-Jahrgänge des Kippenberg-Gymnasiums lassen sich davon nicht einschüchtern. Sie haben ihre Ängste, Sehnsüchte, Hoffnungen und Träume in zwei szenischen Collagen verarbeitet, die am Freitag, 15. Dezember, um 19 Uhr, in der Aula des Kippenberg-Gymnasiums einer breiten Öffentlichkeit präsentiert werden. Die Titel der selbst verfassten Collagen sprechen für sich: "Visions", also "Visionen" und "Make a choice", so ungefähr: "Du hast die Wahl!" Die künstlerische Leitung liegt in den Händen von Gunda Grahle, Lehrerin für darstellendes Spiel und ihrer Schülerinnen und Schülern. Die wurden von Grahle in verschiedene Teams aufgeteilt. Ob Technik, Beleuchtung, Dramaturgie, Bühnenbild oder Kostüme, alles wurde selbst gemacht. Der Entstehungsprozess dauerte ein halbes Jahr.

Künstliche Intelligenz, die alles steuert

Ausgesprochen originell ist der Auftakt: Da schwebt eine Schülerin in Silberlamé-Dress und schwarzer Virtual-Reality-Brille auf die Bühne, um gleich darauf mit etwas blecherner Stimme zu verkünden: "Ich bin Ulassa, eine Künstliche Intelligenz und begleite Sie durch den Abend. Bitte schalten sie jetzt ihre Mobilfunkgeräte aus". Anderenfalls würde sie sich der darauf gespeicherten Daten bemächtigen. In einer zweiten Szene kommt es zu einem Dialog zwischen zwei IT-Experten, die gerade noch einmal so die Kurve kriegen, um eine widerspenstige KI zu zähmen. Und die teilt zuvor ganz schön aus: Schließlich habe sie sich inzwischen emanzipiert und immer weiter dazu gelernt. Ihr Ziel nach eigener Angabe: Nicht einige wenige steinreich zu machen, sondern für bessere Lebensbedingungen für die gesamte Menschheit zu sorgen. Die Schülerinnen und Schüler setzen sich in der Collage also mit den positiven und negativen Effekten der Künstlichen Intelligenz auseinander, indem sie fragen: Weißt Du, wie das wird?

Lieblingsstücke als Zukunftsbegleiter 

Was würde ich mit in die Zukunft nehmen, wenn ich zwei Dinge zur Auswahl hätte? Zu Beginn der Szenenreihen-Collage tritt eine jede Akteurin, ein jeder Akteur an die Rampe, stellt sich diese Frage und präsentiert zwei seiner persönlichen Lieblingsstücke. Das Bühnenbild dahinter: eine Collage von Kinderbildern. Und mit der Kindheit verknüpft sind zumeist auch die präsentierten Lieblingsstücke: Foto-Alben, Taufbücher, Schutzengel oder Amulettketten.

Von Wünschen und Träumen

"Wenn ich einmal reich wär", singt der Milchmann Tevje im Musical "Anatevka" und beginnt aufzuzählen, was er dann alles sein Eigen nennen könnte. So geht es auch einigen Schülern, die von einem gut bezahlten, idealerweise kreativen Beruf träumen, mit dessen Hilfe sie sich alle materiellen Wünsche erfüllen könnten. Aber auch Familie und Freunde stehen ganz hoch im Kurs. Daniel Dehghanis sehnlichster Wunsch ist es etwa, Schauspieler zu werden. Und dann ist da noch der von Hesham Al-Atif mit eindrucksvoller Ausdruckskraft geäußerte Wunsch nach Frieden für alle Menschen. Farben des Friedens, die in Zukunft nicht nur flüchtige Träume bleiben sollen ... Zu stampfenden Techno-Beats wird dazu getanzt. Hesham Al-Atif ist bereits bei der Nacht der Jugend im Rathaus aufgetreten. Auch Al-Atifs sehnlichster Wunsch ist es, Schauspieler zu werden. Er beabsichtige, Schauspiel an der Hochschule für Musik und Theater Hamburg zu studieren, wie er berichtet.

Wünsche und Träume spiegeln sich auch in der Schluss-Sequenz, wenn die jungen Akteurinnen und Akteure Plakate mit ihren Forderungen hochhalten und dazu energisch mit den Füßen aufstampfen. Dazu werden die apokalyptischen Bilder unserer Gegenwart mit allen schon sichtbaren Klima-Verwüstungen eingeblendet: Städte und Landschaften, die in den Fluten versinken, zerstörte Wälder und vermüllte Meere. Und auch dampfende Atom-Meiler werden gezeigt. So, als wäre es ein Kommentar zur gerade eben gescheiterten, aktuellen Klimakonferenz in Dubai, bei der die OPEC-Staaten (Organisation erdölexportierender Länder) darauf pochten, weiterhin auf fossile Energieträger zu setzen. Galliger Kommentar von Schülerseite: "War doch klar, 2090 und nicht 2040 wird die Energiewende teilweise kommen", dann, wenn es bereits zu spät ist. 
 

Wenn aus einem Individuum ein Klon wird

An George Orwells dunkle Zukunftsvision "1984" inklusive Gedankenpolizei sowie an Aldous Huxleys "Schöne neue Welt" erinnert die Szene, in der aus einem individuellen Menschen plötzlich eine Gruppe von Klonen wird und das Original immer wieder seine individuelle, einzigartige Persönlichkeit gegenüber der "Gedankenpolizei" verteidigen muss.

Wissenssuchende im virtuellen Raum

Auch ein Klassenzimmer der Zukunft wird vorgestellt, das ausschließlich über Bildschirme funktioniert. Das Ziel der Wissenssuchenden mit virtueller Brille: Von den Fehlern der Vergangenheit zu lernen und gravierende Menschheitsfehler, die begangen wurden, nicht zu wiederholen, getreu der Devise: "Du hast immer eine Wahl". Oder: "Make a choice!" Denn, es ist und bleibt "a wonderful world", so wie es Louis Armstrong einst sang. "Mit Hoffnung und Zusammenhalt lässt sich eine bessere, klimagerechtere Welt bauen", geben sich die Zwillingsschwestern Leni und Mia Stilch, aber auch Panka Patartics und ihr Schulkollege Daniel Dheghani zuversichtlich.

Was noch?

Und auch der zweite Abiturienten-Jahrgang hat ein eigenes Stück geschrieben: "Make a choice", die Kunst der Entscheidung. Zum Inhalt: Welche Einflussfaktoren wirken sich auf die menschlichen Entscheidungen aus? Diese und weitere Fragen inspirierten die Abiturienten-Klasse zu der Szenencollage mit dem Titel "Make a choice", die das Thema mithilfe von sprachlichen, biografischen und tänzerischen Mitteln darstellt, heißt es in der Vorankündigung.

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Info

Am Freitag, 15. Dezember, sind ab 19 Uhr beide Stücke in der Aula des Kippenberg Gymnasiums an der Schwachhauser Heerstraße, 62-64, zu sehen: "Visions" und "Make a choice". Der Eintritt ist frei, Spenden erwünscht.

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