- Was war die Ausgangslage?
- Woran ist der Streit entbrannt?
- Wie argumentiert Haferkamp?
- Wie sieht der Kompromissvorschlag aus?
- Warum ist der Hof nicht auf den Vorschlag eingegangen?
Das perfekte Sonntagsessen, Königsgemüse oder "weißes Gold" – die Spargelzeit ist für viele Bremer ein Genuss. Doch an der Schwachhauser Heerstraße erlebten die Freunde der weißen Stangen vor ein paar Tagen eine Überraschung: der Verkaufsstand des Hofs Kaemena aus Oberneuland war plötzlich weg. 15 Jahre hatte der Landwirt für jeweils vier Monate an der Kreuzung zur Metzer Straße Spargel und Erdbeeren verkauft. Damit ist nun Schluss. Hintergrund ist ein per Facebook öffentlich ausgetragener Streit mit der Bäckerei Haferkamp. Das Tischtuch ist offenbar endgültig zerschnitten. Ein Kompromissangebot hat Landwirt Hajo Kaemena ausgeschlagen.
Was war die Ausgangslage?
Der Stellplatz liegt direkt vor der Bäckerei, befindet sich aber auf öffentlichem Grund. Die Nutzung hat sich Hajo Kaemena nach eigener Aussage jedes Jahr von der Stadt genehmigen lassen, so auch in diesem für eine Gebühr von 78 Euro pro Woche. Eine Abhängigkeit zur Bäckerei entstand durch die Toilette, die von den Spargelverkäufern genutzt wurde. „Als Gegenleistung hat jeder Bäckereiverkäufer einen 20-Euro-Gutschein bekommen“, berichtet Kaemena. So habe die Koexistenz gut funktioniert. „Jahrelang waren wir uns mit den Bäckern einig, dass wir uns gegenseitig Kundschaft anziehen und alle von dem Stand profitieren“, schreibt Kaemena in einem Facebook-Post.

Kamena stellte seinen Stand an die äußerste Seite, konnte den Konflikt damit aber nicht lösen.
Woran ist der Streit entbrannt?
„Herr Kaemena hat in typischer Großgrundbesitzer-Manier, ohne uns zu fragen, seinen Wagen vor die Tür gestellt“, schreibt wiederum Bäckerei Haferkamp per Facebook. Im Gespräch mit dem WESER-KURIER räumt Kaemena ein, dass er in der Zentrale der Bäcker-Kette vor dem Aufbau niemanden erreicht hatte. Im vergangenen Jahr habe es aber ein telefonisches Okay gegeben. „Wenn Haferkamp der Stand störte, hätte er im vergangenen Jahr vier Monate Zeit gehabt, mir dies zu sagen“, argumentiert der Landwirt. Auf Facebook bezog er sich auch auf ökonomische Gründe, die Haferkamp genannt haben soll: „Jetzt plötzlich sorgt unser Stand vor dem Schaufenster für massive Umsatzeinbrüche in der Bäckerei und muss weg.“ Etwa drei Wochen nach dem Beginn des Verkaufs baute Kaemena den Stand wieder ab und kündigte einer Verkäuferin.
Wie argumentiert Haferkamp?
Haferkamp hatte den Standort Ende 2022 nach einem Insolvenzverfahren von der Bäckerei Otten übernommen. Laut Prokurist Malte Thiele war die Geschäftsleitung im vergangenen Jahr so sehr mit einem Anbau für die Produktionshalle in Delmenhorst beschäftigt, dass sie von dem Verkaufsstand in Schwachhausen nichts mitbekam. Haferkamp bestreitet, dass es im vergangenen Jahr ein telefonisches Okay gab. „Auch unsere Vorgängerin bei der Firma Otten hatte man nicht gefragt und sich einfach dort platziert“, schreibt Thiele in einer Stellungnahme.
Wie sieht der Kompromissvorschlag aus?
In einer E-Mail, die dem WESER-KURIER vorliegt, bietet die Bäckerei dem Hof an, seinen Stand sofort wieder aufzubauen. Für die Toilettennutzung verlangt Haferkamp zehn Euro pro Monat, zudem solle Kaemena seinen Facebook-Beitrag löschen. Dieser wurde bis Freitag 570-mal kommentiert. Viele Reaktionen stammen von Kaemena oder der Bäckerei selbst, Inhaber Wilhelm Haferkamp meldete sich auch mit seinem privaten Profil zu Wort. Den Streit derart öffentlich auszutragen, kritisieren einige Nutzer. Dies sei für beide Unternehmen rufschädigend. Im Gespräch beteuert Kaemena, dass er mit einem derartigen „Shitstorm“ nicht gerechnet habe. „Ich wollte meine Kunden über die Hintergründe informieren, sonst hätte mein Telefon nicht mehr stillgestanden“, sagt der Landwirt.
Warum ist der Hof nicht auf den Vorschlag eingegangen?
Kaemena nennt zum einen logistische Gründe. Er sei voll und ganz mit der Ernte beschäftigt und könne den Stand nicht so schnell wieder aufbauen und eine Verkäuferin einstellen. Zudem betont er: „Für eine solche Kooperation muss man vernünftig miteinander reden können. Diese Geschäftsgrundlage sehe ich nicht mehr.“
Haferkamp-Prokurist Thiele stört sich insbesondere daran, dass Kaemena den Facebook-Beitrag nicht löscht: „Scheinbar möchte er diesen nicht löschen, da er dies sonst bereits getan hätte. Er ist somit an einer öffentlichen Auseinandersetzung interessiert.“ Für die Verkäuferin, die als Folge des Streits ihren Job verloren hat, hat Haferkamp ein konkretes Angebot: „Wir möchten nicht für eine Kündigung verantwortlich sein und würden die entsprechende Mitarbeiterin auch bei uns einstellen.“