Der Schlepper "Regina" auf der Maritimen Meile in Vegesack ist das letzte begehbare Exponat des Vulkans – gewesen. Denn was sich bereits Ende vergangenen Jahres angedeutet hat, wird nun bittere Realität. Das an Land aufgebockte Arbeitsschiff ist nicht mehr zu retten. Es wird mit sofortiger Wirkung gesperrt und wohl nie mehr zugänglich sein.
Wie konnte es soweit kommen?
Seit 1990 ist der Werftschlepper nicht mehr im Wasser, sondern als Exponat auf der Maritimen Meile ausgestellt. Auch dort ist das Arbeitsschiff dem Wetter ausgesetzt. Und das fordert nun seinen Tribut. Jens Knorr findet recht drastische Worte für den Zustand der "Regina". "Sie gammelt vor sich hin", sagt der 2. Vorsitzende des MTV Nautilus, dem das Schiff gehört. Im Innern welle sich das Holz und der Schimmel habe sich in den Stühlen festgesetzt. Sogar die Decks seien angerostet.
Doch damit nicht genug. Im vergangenen Jahr ist infolge von Baumaßnahmen in der Nachbarschaft die Stromversorgung gekappt worden. Dadurch konnte die Crew über zwölf Monate lang nicht an Bord. So ist erst später aufgefallen, dass sich durch die lang anhaltenden Niederschläge das Regenwasser durch alle Decks seinen Weg bis ins ehemalige Maschinendeck gebahnt hatte. Das hat dem ohnehin schon angeschlagenen Schiff den Rest gegeben.
Was ist für eine Rettung versucht worden?
Der Beirat Vegesack hat bei einer Ortsbegehung im Januar diesen Jahres die Erhaltenswürdigkeit als Denkmal für Vegesack festgestellt. Es ist zudem versucht worden, den Schlepper durch das Bremer Landesamt für Denkmalpflege zum Industriedenkmal erklären zu lassen. Auch die Denkmalpflege bestätigte laut Knorr zwar die Erhaltenswürdigkeit, verweigerte aber die Einstufung als Industriedenkmal. Ohne die damit verbundenen Fördermöglichkeiten sei eine umfassende Sanierung für den Verein nicht möglich, betont Knorr.
Bei einer Beiratssitzung hatte der Vorsitzende des MTV Nautilus, Thomas Rutka, schon vor Monaten darauf hingewiesen, dass neue Auflagen Instandsetzungsarbeiten unter freiem Himmel enorm erschwert hätten. Um diese zu erfüllen, müsste mit drastisch steigenden Kosten gerechnet werden. Zwar seien vierstellige Geldspenden der im Schlepper aktiven Funkamateure geflossen. Doch diese Gelder reichten bei Weitem nicht aus, um die Instandsetzungskosten annähernd zu decken.
Was ist die Konsequenz?
Nachdem in der vergangenen Saison der Schlepper schon nicht mehr für die Öffentlichkeit zugänglich war, hat sich der MTV Nautilus nun dazu entschlossen, die "Regina" dauerhaft zu sperren. Damit steht das Schiff nicht mehr für die Funkamateure und die Ausstellung zur Geschichte des Seefunks zur Verfügung. "Wir haben das Rufzeichen DK0MTR bereits abgemeldet", sagt Knorr, der auch bei den Funkamateuren in verantwortlicher Position tätig ist.
Wie geht es weiter?
Die äußere Schiffshülle soll einen neuen Farbanstrich bekommen. Das wird den Verfall allerdings allenfalls bremsen. "Weder dem MTV Nautilus noch den Funkamateuren des DARC-Ortsverbandes Vegesack fällt diese Entscheidung vor dem Hintergrund der vielen Besucher der vergangenen Jahre an Bord des Schleppers leicht", betont Knorr. "Es ist allerdings absehbar, dass die Regina früher oder später abgewrackt werden muss." Für die Funkamateure des DARC bedeutet dies einen Umzug.
Und was wird aus den Funkamateuren?
Die Funkamateure werden im Nautilus-Haus am anderen Ende der Maritimen Meile Unterschlupf finden. Zwar sei geprüft worden, ob auch die Signalstation auf halber Strecke eine Option hätte sein können, doch diese hatte sich als ungeeignet herausgestellt: zu wenig Platz für die Ausstellung, Probleme durch Rückkoppelungen beim Funken, Überflutungsgefahr. "Außerdem wäre dort kaum ein brauchbarer Einbruchsschutz zu realisieren gewesen", sagt Knorr. Nun wird die Funkstation in einem Nebenraum des Nautilus-Hauses eingerichtet. Ab Herbst soll dort dann ein neues Ausbildungskonzept für Amateurfunker umgesetzt werden. Auch die Ausstellung mit ihrem halben Dutzend historischer Geräte kann dort an Sonntagen der Öffentlichkeit präsentiert werden. Ein neues Rufzeichen ist zudem bereits beantragt.