Ist es wirklich schlimmer geworden? Mit dem Müll in der Vahr? Die Antworten sind in der jüngsten Sitzung des Beirats eindeutig in die Richtung Ja gegangen. Die Lösungsvorschläge reichen von Aufklärung, Erziehung bis hin zu größeren Müllcontainern und letztlich empfindlichen Strafen für ertappte Müllsünder.
Das sagt die Gewoba
Eingeladen hatte sich der Beirat die Gewoba als größte Eigentümerin von Immobilien in der Vahr und ihren Dienstleister Innotec, der für die Abfallwirtschaft in und an den Häusern der Gewoba zuständig ist. Tatsächlich sieht der Beirat offenbar an einigen Adressen der Gewoba Verbesserungsbedarf. Laut Bernd Siegel (SPD) fallen bestimmte Standorte immer wieder auf. "Dort reichen die Kapazitäten offenbar nicht aus. Da wäre meine Bitte, dass man überlegt, wie man die erhöhen kann."
Petra Kurzhöfer, verantwortlich bei der Gewoba für die Vahr, machte die Dimensionen deutlich, mit denen die Wohnungsbaugesellschaft in der Vahr zu tun hat. "Wir haben in der Vahr 190 Müllstandplätze und 28 Wertstoffplätze auf Grundstücken der Gewoba." In der Vahr stehen demnach allein 80 Glascontainer. Laut Kurzhöfer habe die Müllmenge nach einem Tiefstand von 20 bis 30 Litern pro Person und Woche seit Corona auf 40 Liter pro Person zugenommen. Der Höchststand habe bei 80 Litern gelegen. Zweimal wöchentlich würden 400 Gelber-Sack-Container abgefahren.
Erste Standorte in der Vahr mit einem erhöhten Volumen Restmüll seien identifiziert worden, erklärte Kurzhöfer. "Da ist die Überlegung, ob man die Frequenz des Abholens erhöht oder es die Möglichkeit zur Erweiterung gibt." Veränderungen gab es auch an der Carl-Severing-Straße 42, ein beliebter Platz, um illegal Sperrmüll zu entsorgen. Dort sind neue Glascontainer und mehr Platz für Altpapier geschaffen worden.
Pilotversuch Sperrmüllplatz
Ein Modellversuch startet im Mai in der Adolf-Reichwein-Straße. Dort haben die Bremer Stadtreinigung und die Gewoba einen abschließbaren Sperrmüllplatz errichten lassen. "Eine Überlegung, wie man kleinteiligen Sperrmüll geordneter entsorgen kann", sagt Kurzhöfer. Gerade wilde und häufig über Nacht anschwellende Sperrmüllhaufen sorgen in der Vahr für Ärger. "Das Angebot richtet sich erst einmal an Menschen in der Umgebung, die die Anlage mit einem Schlüssel öffnen können."
Der Ärger über ihre achtlosen Mitbürgerinnen und Mitbürger war deutlich bei Petra Hoya (CDU) zu spüren. Hoya sammelt ehrenamtlich und regelmäßig Müll in der Vahr. "Ich sammel in zwei Stunden 80 Liter Müll auf", beschrieb sie die Dimension der Hinterlassenschaften. "Da kommen Transporter und entladen alte Reifen in die Grünanlagen." Es müsse übergreifend etwas geschehen, in Zusammenarbeit mit Gewoba, Innotec, Stadtreinigung, Polizei und Ordnungsamt. "Der Bürger muss erfahren, dass etwas geschieht."
Strafen bekannt machen
Auch Helmut Weigelt (SPD) plädierte für ein doppeltes Vorgehen. "Es ist richtig, dass man den Menschen so viele Informationen wie möglich mitgibt, aber es gibt keinen Kontrollmechanismus für Menschen, die sich nicht dran halten." Er glaube, dass es sinnvoll sei, deutlich zu machen, was mögliche Strafen kosten. "Allein das Ansprechen bringt offenbar nichts." Allerdings: Eine Kontrolle ist schwer umzusetzen. "Ohne Belastbares wird das schwierig", sagte Kurzhöfer über die Möglichkeiten, Müllsünder zu verfolgen, die nicht gerade auf frischer Tat ertappt werden. Für Oliver Saake (Grüne) stellte sich eine andere Frage. "Was mir fehlt, ist die Perspektive der Mieter. Warum handeln sie so?" Es wäre ja ein Hinweis, wenn diese sagten, dass die Container immer voll seien.
In Bremen beginnen die Bußgelder für das achtlose Wegwerfen von Müll bei 20 Euro. Bei Schadstoffen wie Lacken und Ölen geht es hinauf auf bis zu 2.500 Euro. Der gleiche Betrag wird fällig beim illegalen Entsorgen von Sperrmüll in der Größenordnung von einem Kubikmeter. Alte Reifen schlagen mit bis zu 250 Euro zu Buche. Das Wegwerfen einer Zigarettenkippe kostet, wenn geahndet, 50 Euro.