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Klimafest Ideen zum Umweltschutz an der Wäscheleine

Mensche aus der Vahr nutzten am vergangenen Dienstag die Gelegenheit, um sich beim Klimafest des Familien- und Quartierszentrums und der Heilig-Geist-Kirche über Umweltschutz und Nachhaltigkeit zu informieren.
22.09.2022, 05:00 Uhr
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Von Silja Weißer

Das Hackfleisch ist seit einem Tag abgelaufen. Der Joghurt auch. Beides kann weg. „Ganz so einfach ist es nicht“, korrigiert Jasmin Scholz und deutet auf die kleinen Magnettafeln mit Bildern von Lebensmitteln. Sie haften an einer Kühlschrank-Abbildung. Rohes Hack bietet Angriffsfläche für Keime und ist schnell verderblich, Joghurt hält sich gekühlt über das Mindesthaltbarkeits-Datum hinaus. Scholz ist für die Verbraucherzentrale im Einsatz und berät Besucher des Klimafestes.

Den Kühlschrank richtig befüllen und nicht überfüllen, das war nur eine Station auf dem Gelände an der Heilig-Geist-Kirche und auf dem Hof des Familienquartierszentrums (FQZ) an der August-Bebel-Allee in der Vahr. Zahlreiche Einrichtungen stellten am Dienstag ihre Ideen rund um den Klimaschutz vor. „So viele Akteure wie noch nie machen bei dem Fest mit“, hatte Christoph Buße, Diakon und Mitorganisator, im Vorfeld angekündigt – und recht behalten. Stand an Stand reihte sich auf.

Informationen zu Umweltschutz und Nachhaltigkeit für Groß und Klein

Viele Menschen aus dem Stadtteil nutzten bei spätsommerlichen Temperaturen, die Möglichkeit, sich beraten zu lassen, Informationsmaterial mitzunehmen oder einfach nur den Trubel zu genießen. Unter anderem waren vertreten: der Naturschutzbund (Nabu), die Verbraucherschutzzentrale, die Regionale Netzstellen Nachhaltigkeitsstrategien (Renn Nord) und der Täter-Opfer-Ausgleich (Tao). Von einer trockenen Informationsveranstaltung war das Klimafest aber weit entfernt. Dafür sorgte auch die Band „Shelter“ mit Oberstufenschülern der Oberschule an der Kurt-Schumacher-Allee, die mit Funk- und Pop-Rhythmen einheizte.

Spielerisch versuchte Renn Nord an das Thema Umweltschutz heranzuführen. An einer Wäscheleine hing Saatgut. Wer Ideen für ein besseres Klima zu Papier brachte, konnte sie an die Leine hängen und dafür ein Samentütchen mit nach Hause nehmen. Für jüngere Besucher lag ein Nachhaltig-Wimmelbuch auf dem Tisch. In unterschiedlichen Szenen wird hier das gesellschaftliche Zusammenleben, das lokale Wirtschaften und der Umgang mit der Natur dargestellt. Dass Umwelt unsere Lebensgrundlage ist, liest sich auf diese Weise auch ohne Worte.

In Worte fasste Buße die Notwendigkeit, auf das Thema Umweltschutz aufmerksam zu machen. In seiner Eröffnungsrede zitierte er frei eine indianische Weisheit: „Erst wenn der letzte Baum gerodet, der letzte Fluss vergiftet, der letzte Fisch gefangen ist, werdet ihr feststellen, dass man Geld nicht essen kann.“

Tipps und Informationsangebote zum sorgsamen Umgang mit Ressourcen

Mit welchen kleinen Tricks und Handgriffen jeder Einzelne dazu beitragen kann, sorgsamer mit Ressourcen umzugehen, erläuterte Nele Feldkamp vom Verbraucherschutz. Die Energieberaterin und Architektin erklärte wie richtiges Lüften nicht nur Schimmelbildung in den Räumen verhindert, sondern auch zu einem effizienteren Heizen führt. Für Mieter, die in ihren eigenen vier Wänden Energie sparen wollen, eine neue Heizung brauchen oder sich fragen, warum ihre Verbrauchsrechnung so hoch ist, bietet der Verbraucherschutz auch nach Terminvereinbarung kostenlose Beratungen an.

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Doch nicht nur Informationsgespräche bestimmten das Treiben auf dem Klimafest. Für die jüngeren Besucher öffnete sich der Vorhang eines Puppentheaters. Der Verein Climactivity lockte Kinder mit einer Glücksradaktion und einem Fragespiel an. Und wer sich bunt schminken lassen, malen oder Anstecker-Basteln wollte, hatte dazu beim FQZ die Gelegenheit. Beim Verein Jugendhilfe und Soziale Arbeit konnten kleine Forscher Würmer unter dem Mikroskop beobachten oder sogar selbst eine Wurmkiste basteln.

Er macht darauf aufmerksam, dass 785 Millionen Menschen keinen Zugang zu sauberem Wasser haben.
Lieselotte Warnecke, Omas gegen Rechts

Für eine besondere Attraktion sorgte eine Gruppe der Omas gegen Rechts. Die Villa Ichon hat die engagierten Bremerinnen erst kürzlich mit dem Kultur- und Friedenspreis ausgezeichnet, der mit 5000 Euro dotiert ist. Die Summe teilen die betagten Damen für verschiedene Projekte auf. 700 Euro flossen in die Anschaffung eines Trinkbrunnens, der an der hinteren Wand der Heilig-Geist-Kirche installiert wurde und frisches Wasser für Jedermann spendet. „Dieser Brunnen steht symbolisch für die Ungerechtigkeit auf der Welt“, erläutert Lieselotte Warnecke bei der Einweihung im Rahmen des Klimafestes. „Er macht darauf aufmerksam, dass 785 Millionen Menschen keinen Zugang zu sauberem Wasser haben.“ Dies sei jedoch ein Menschenrecht und die Leute müssten darauf hingewiesen werden, dass andernorts verschwenderisch mit Wasser umgegangen werde.

Alles andere als eine Zeitverschwendung auf alle Fälle der Besuch des Klimafestes, das jährlich eine Wiederholung finden soll. Mehr als 600 Besucherinnen und Besucher zählten Buße und die Mitorganisatoren vom FQZ am Ende. Vielleicht solle man das Fest wieder am Weltkindertag stattfinden lassen, überlegt der Diakon. Denn er möchte besonders die kommende Generation für den Klimaschutz sensibilisieren.

Zur Sache

Omas gegen Rechts

Die parteiunabhängige Bürgerinitiative, tritt in Deutschland und Österreich durch lose organisierte Ortsgruppen in Erscheinung. Sie wurde 2017 in Wien gegründet und ist seit 2018 auch in Bremen aktiv. Die Gruppe setzt sich für eine demokratische Gesellschaft ein. Aktiv sind vor allem Frauen, die sich vor oder im Rentenalter befinden. Sie nehmen an Demonstrationen gegen Rechtspopulisten, Neonazis oder Impfgegner teil. In Bremen organisieren sie regelmäßig Demonstrationen auf dem Marktplatz.

Das Bündnis ist in mehr als 70 Städten aktiv, bundesweit gibt es schätzungsweise 100 Regionalgruppen. Als zentrale Plattform zum Austausch zwischen den Ortsgruppen dient eine Facebook-Gruppe.

In Deutschland und Östterreich treten die Omas gegen Rechts bei verschiedenen Demonstrationen und Anlässen mit ihrem Erkennungszeichen auf: Pinke oder bunte Strickmützen, so genannte „Pussyhats“. Nach eigenen Angaben sind die Mützen „Zeichen von gewaltlosem Widerstand und Solidarität“.

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