Sie ist neu und doch schon bekannt in der Vahr: Seit September hat die Neue Vahr Nord mit Silke Frey eine neue Quartiersmanagerin. Sie möchte mehr Chancengleichheit und Bürgerbeteiligung für die Menschen in der Neuen Vahr Nord.
Seit Anfang September ist Silke Frey Quartiersmanagerin in der Neuen Vahr Nord, das ein sogenanntes Win-Quartier ist. Das Förderprogramm Wohnen in Nachbarschaften (Win) soll soziale Benachteiligungen ausgleichen, in dem es niedrigschwellige Projekte fördert, die vor Ort in den Quartieren entwickelt werden. Diese Arbeit zu koordinieren ist unter anderem Aufgabe einer Quartiersmanagerin. Für Frey ist die Vahr dabei nicht unbekannt, denn zuvor war sie Koordinatorin im Familien- und Quartierszentrum (FQZ) an der August-Bebel-Allee und Programmleiterin des Mehrgenerationenhauses.
Starkes Netzwerk in der Vahr
Frey spricht von einem weinenden und einem lachenden Auge bei ihrem Wechsel vom FQZ in das Büro der Quartiermanagerin. "Ich liebe das FQZ und musste mir Gedanken machen, weil ich auch total gerne Quartiersmanagerin werden wollte", sagt sie über die Entscheidungsfindung. Letztlich trat sie die Nachfolge von Dirk Stöver an und trifft auf ein ihr bereits bekanntes Netzwerk aus Trägern und Initiativen.
Über die Vahr sagt sie: "Ich war total begeistert von der Willkommenskultur." Ein derart gutes Netzwerk verschiedener Akteure habe sie noch nicht erlebt. "Da kann die Vahr stolz drauf sein."
Dass Frey mal im sozialen Bereich arbeiten würde, war in ihrem Studium nicht unbedingt ablesbar. Sie hat an der Universität Bremen Geschichte und Kulturwissenschaften studiert. Mit Beginn der sogenannten Flüchtlingskrise 2015 engagierte sie sich in der Arbeit für Geflüchtete in Borgfeld und Findorff. Sie übernahm schließlich die Ehrenamtskoordination in Borgfeld. "Wir wollten jeden Tag ein Angebot für Geflüchtete schaffen", sagt sie über die Zeit. "So viel Bürgerbeteiligung habe ich noch nie erlebt", erinnert sie sich.
Bürgerbeteiligung ist auch eine ihrer Aufgaben als Quartiersmanagerin – und das ist nicht unbedingt eine einfache. Denn verschiedene Zielgruppen verschiedener kultureller Hintergründe wollen erreicht werden. Das Programm Wohnen in Nachbarschaften (Win) richtet sich nämlich ausdrücklich an alle Bewohnerinnen und Bewohner des Quartiers. 150.000 Euro stehen jährlich für soziale, kulturelle und bildungspolitische Projekte und Vorhaben zur Verfügung. "Bewohnerinnen und Bewohner können auch selbst Anträge stellen", erklärt Frey.
Bürger können sich beteiligen
Alle Bürgerinnen und Bürger des Win-Gebiets können am Quartiersforum, in dem über Projektanträge abgestimmt wird, teilnehmen. In der Regel ist die Zahl der Besucher allerdings überschaubar. Dass die Menschen der Vahr aber die Möglichkeit bekommen, sich einzubringen, daran möchte Frey arbeiten.
"Mein Interesse liegt darin, die Bewohnerinnen und Bewohner zu stärken, denn sie haben das Recht auf Chancengleichheit", sagt Frey. "Ich möchte ansprechbar und vor Ort sein und mit den Anwohnern in Kontakt kommen", so die neue Quartiersmanagerin. "Außerdem sind die Foren für jedermann offen und jeder ist herzlich willkommen." Damit es Bürgerinnen und Bürger etwas einfacher haben, möchte Frey auch die Informationen aus der Vahr stärker strukturieren und in der Form eines Newsletters bündeln.
Und dann gibt es da eine Bevölkerungsgruppe, die als nur schwer zu erreichen gilt: Männer. "Die Männer in der Vahr haben häufig mehrere Jobs oder arbeiten im Schichtdienst", hat Frey als eine Ursache ausgemacht, warum Männer eher seltener als Teilnehmer in Projekten oder als Besucher in den verschiedenen Einrichtungen zu beobachten sind. "Der Vätertreff in der Vahr funktioniert aber, weil er von einem Mann geleitet wird", nennt sie als ein gelungenes Beispiel, um Männer besser einzubinden. Solche Angebote müsse es viel häufiger geben. "Aber es fehlen die männlichen Sozialarbeiter, die so etwas anbieten", meint Frey.
Sie sieht aber auch städtebaulich in der Vahr noch Verbesserungsbedarf. "Städtebaulich ist es so, dass die Kreuzung an der Kurt-Schumacher-Allee immer Gesprächsthema ist und alle Beteiligten sind daran interessiert, dass sich etwas änder", sagt Frey. Die Kreuzung Kurt-Schumacher-Allee/ Karl-Kautsky-Straße ist ein Unfallschwerpunkt in der Vahr, und seit Jahren wird darum gerungen, die Situation vor Ort zu verbessern.
"Ein anderer Punkt ist, wie man es schafft, dass weniger Lkw und Paketdiensleister durch das Quartier fahren", sagt Frey. "Schön wären auch weniger Autos, aber da muss man schauen, wie man die Alternativen stärkt."