Verpasst der deutsche Rekordmeister DC Vegesack die Endrundenteilnahme? Klingt schwer vorstellbar, könnte aber so eintreten. Denn am sechsten Spieltag der 1. Dart-Bundesliga Nord ging der DC Vegesack in Berlin gegen die gastgebenden Captains DC und DT Pusdorfer Ratten leer aus und ist mit nunmehr 11:13 Punkten nur Tabellensiebter. Die Hoffnung, doch noch auf den Endrundenzug aufzuspringen, ist aber da. "Die Chance ist fifty-fifty", erklärte Michael Klönhammer, der Detlef Dolinski in der Hauptstadt als Teamchef vertrat. Der dazu benötigte Rang vier, derzeit von Captains DC Berlin belegt, ist bei zwei noch ausstehenden Spieltagen mit jeweils zwei Begegnungen schließlich nur vier Punkte entfernt. Das gilt allerdings auch für den ersten Abstiegsrang.
Das jetzige Tabellenbild dürfte sich aber bis zum siebten Spieltag am 6. April noch ändern, denn eine Wertung der sechsten Spielrunde steht noch aus. Da hatten Vikings DC Berlin und 1. DSC Goch die Reise nach Salzgitter nicht angetreten, weil ihnen keine komplette Mannschaft zur Verfügung gestanden hatte. Da Spielverlegungen unüblich sind, ist damit zurechnen, dass Lumberjacks Salzgitter 4:0 Punkte gutgeschrieben bekommen und die Gegner mit vier Minuspunkten, 0:24 Matches und 0:96 Legs belastet werden. Die Entscheidung des Deutschen Dart Verbandes steht noch aus.
Doch das sind Probleme der Konkurrenz, der DC Vegesack muss zuerst auf die eigenen blicken. Und da gibt es einige an der Zahl. So standen aus dem üppigen Aufgebot von 22 Spielern nur die minimal benötigten acht für den Spieltag in Berlin zur Verfügung. Richtig dramatisch wurde es dadurch, dass Alexander Patz drei Stunden vor der Abfahrt wegen Beschwerden nach einer Zahnoperation absagen musste.
"Wenn Alexander dagewesen wäre, hatte es für uns reichen müssen", sagte Michael Klönhammer, dem damit ein wertvoller Spieler ausgefallen war. Neben der fehlenden Quantität gibt es derzeit aber auch qualitative Probleme. Ehemalige Leistungsträger sind völlig außer Form und spielen unter dem Druck, jetzt Punkte beitragen zu müssen, natürlich nicht unbedingt besser. Und so passierte es immer wieder, dass sich die zu treffenden Doppel als ausschlaggebendes Hindernis erwiesen. Obendrauf gesellte sich gegen die Pusdorfer eine eklatante Doppelschwäche, ohne die der Schaden hätte begrenzt werden können.
Warum nur acht von 22 Spielern zur Verfügung standen, warum die Doppelfelder plötzlich so häufig verfehlt werden und warum die Doppel so schlecht laufen, all das sind Fragen, auf die Michael Klönhammer keine Antworten hat: "Keine Ahnung." Damit gibt er sich aber natürlich nicht zufrieden, denn in dieser Verfassung droht nicht nur das Verpassen der Endrunde, sondern es droht auch Gefahr aus dem Tabellenkeller: "Der Blick geht eher nach unten als nach oben." Damit sich diese Tendenz dreht, sieht Michael Klönhammer, der in dieser Saison die personifizierte Beständigkeit ist und eine 11:1-Einzel- und 9:3-Doppelbilanz aufweist, Gesprächsbedarf: "Wir müssen das aufarbeiten, wir müssen uns zusammensetzen." Denn noch ist die Endrunde, die auf den 25./26. Mai terminiert ist, noch erreichbar.
DT Pusdorfer Ratten – DC Vegesack 7:5: Michael Klönhammer war im Derby eine Klasse für sich. Beim 4:0 gegen Stephan Köster spielte er drei Shortlegs (zweimal 15, einmal 16) und einen Average von 85,89. "Wenn ich auf die Doppel nicht so blind gewesen wäre, hätte es auch ein 94er werden können", sah er trotzdem noch Luft nach oben. Andree Welge war den Average betreffend sogar noch einen Tick besser (88,82) als Klönhammer, gab gegen Stefan Erfeling aber zwei Legs ab. Die weiteren zwei Siege zum 4:4 nach den Einzeln steuerten Sascha Wandrey und Tayfun Yerlikaya bei. Die Crunchtime war Nervenkitzel pur. Alle vier Doppel gingen über sieben Legs, dreimal traten die Vegesacker gegen den Abstiegskandidaten den Weg von den Boards in den Zuschauerbereich als Verlierer an. Nur die Ex-Internationalen Andree Welge/Tomas Seyler punkteten für Vegesack. "Dann reicht es auch nicht gegen Mannschaften, die aufopferungsvoll gegen den Abstieg kämpfen", erklärte Michael Klönhammer.
DC Vegesack – Captains DC Berlin 7:5: Das 4:4 gegen die Pusdorfer war gewissermaßen noch ein Traumstart gewesen, nimmt man das gegen die Gastgeber folgende 2:6 als Maßstab. Als Tomas Seyler gegen Robert Braune einen 4:3-Erfolg einfuhr, waren die Köpfe der Nordbremer längst gesenkt, denn Sascha Wandrey (2:4), Maikel Venema (3:4), Tayfun Yerlika (3:4), Andree Welge (3:4) und Volker Kampmann (2:4) hatten allesamt knappe Niederlagen einstecken müssen. Da in den verbleibenden beiden Einzeln die Punkte geteilt wurden – Klönhammer lieferte mit seinem 4:1 (Average 87,32) gegen Andreas Tusk wieder ordentlich ab – stand der DC Vegesack beim Stand von 2:6 mehr als mit dem Rücken zur Wand.
Plötzlich keimte zarte Hoffnung. Klittmann/Klönhammer und Venema/Yerlika brachten Vegesack auf 4:6 heran und auch Seyler/Welge begaben sich schnell auf die Siegstraße (4:1). Das 1:4 von Wandrey/Kampmann begrub allerdings die Hoffnung, wenigstens mit einem Zähler im Gepäck die Rückreise anzutreten.
Am 6. April ist der DC Vegesack am vorletzten Spieltag erneut in Berlin zu Gast und tritt auf die Vikings sowie Schlusslicht SC Eilbek. Zum Abschluss der 1. Bundesliga Nord genießen sie am 4. Mai Heimrecht gegen Dart Team Steinfurt 1 und Lumberjacks Salzgitter. Bis dahin gibt es Rechenspiele, dann wird abgerechnet.