Vegesack. Das Publikum hatte sich Michael Schulte am Sonnabend schnell erzogen: Spielte er seine Gitarre im Stehen, sollte mitgeklatscht werden – bevorzugt auch stehend im bestuhlten Kito. Trug er seine eher ruhigeren Lieder sitzend vom Barhocker vor, bildeten seine Fans einen Spontanchor, über den manche Musiklehrerin neidisch hätte werden können.
Wenn hinter der Buchung des jungen "Voice of Germany"-Sängers die Idee stand, das Kito auch jüngeren Leuten vorzustellen, dann ist die Rechnung aufgegangen. Die meisten der anwesenden Herren ließen sich zum Beispiel getrost in die Kategorie Fahrer einsortieren.
Auch Anja Bargfrede hatte ihre Töchter dabei, outete sich aber selbst gleich als Schulte-Fan. Mit dem Handy-Film belegte sie eine ungewöhnliche Begegnung mit dem Folktalent: "Wir haben ihn am 18. November zufällig in Berlin getroffen, als er bei Minusgraden mit einem Freund vor der U-Bahn-Station Warschauer Straße gespielt hat. Es war irre, da standen am Ende vielleicht zehn Leute, die ihn erkannt hatten." Inzwischen nimmt Michael Schulte mit seinen eigenen Songs des Albums "Wide Awake" schon deutlich mehr Menschen mit, für das zweite Album schreibt er gerade Texte. Auffällig ist auch, dass er zum Ende seiner Tour seine Schüchternheit ganz gut in den Griff bekommen hat und mit ihr eher nur noch kokettiert.
Nach zwei Zugaben und 105 Minuten leidenschaftlicher Singer-Songwriter-Vorstellung standen dann alle – und ein sichtlich gerührter, ganz normaler 23jähriger Flensburger Junge beeilte sich beim Autogrammeschreiben.