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Boxen Späteinsteiger Burak Güler peilt ehrgeizige Ziele an

Burak Güler vom TV Schwanewede bestritt erst im Juli 2022 erstmals einen regulären Boxkampf. Mittlerweile baute er seine Bilanz auf vier Duelle aus, die er allesamt auch gewonnen hat.
15.02.2024, 15:41 Uhr
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Von Olaf Schnell

Es ist nie zu spät, etwas erfolgreich auf die Beine zu stellen. So ist es auch dem 25-jährigen Burak Güler vom TV Schwanewede ergangen. Während viele schon im zarten Kindesalter mit dem Boxsport beginnen, wurde der in Lesum wohnende Güler im Juli 2022 erstmals in einem Verein so richtig aktiv und bestritt seinen ersten regulären Kampf. Früher jagte der Späteinsteiger viel lieber auf dem Bolzplatz dem runden Ball hinterher. Anfangs spielte der Fan von Fenerbahce Istanbul für ein Jahr bei der DJK Germania Blumenthal, bis Burak Güler für eine längere Zeit beim Blumenthaler SV (2018) im Einsatz war.

„Ich wollte als Fußballer möglichst hoch spielen. Doch nach zwei Regionalliga-Einsätzen im A-Junioren-Bereich stellte ich fest, dass mir das aus Altersgründen nicht mehr gelingt“, verrät Güler, der mit seinem Freund Samet Tiryaki 2019 beim Nachbarverein TV Schwanewede landete, um dort dann zunächst einmal reinzuschnuppern. Sehr zur Freude seines Vaters Necati Güler, der seinen Sprössling gerne schon viel früher beim Boxsport gesehen hätte. Bereits zu dieser Zeit brachte sein Papa ihm damals die ersten Grundtechniken bei. „Mein Vater hat mir schon zu Hause gezeigt, wie man richtig und sauber schlägt“, sagt Burak Güler. Bis Burak Güler allerdings erstmals zu einem offiziellen Kampf in den Ring stieg, sollte es noch ein Weilchen dauern.

Auch der damalige TVS-Abteilungsleiter und Übungsleiter Thomas Neumann zeigte ihm, wie er seine Gegner auf die Bretter schicken kann. Wie Burak Güler berichtete, war Neumann auch etwas überrascht, was der damals 21-Jährige sportlich bereits so alles auf dem Kasten hatte. Das kam nicht von ungefähr, weil sein Vater Necati Güler, der früher selbst als Kampfsportler im Einsatz war, mit seinem Sohn nebenbei am Sandsack übte. Zuerst ging es zum Training in den Keller, später hing das Übungsgerät im Kinderzimmer von Burak Güler. Noch heute lässt Necati Güler seinen Sohn nicht aus den Augen und ist bei jedem Kampf in seiner Nähe. „Mein Vater fährt mich immer zu den Box-Veranstaltungen und ist auch einer meiner besten Betreuer“, sagt der 25-Jährige.

Über Thomas Neumann wurde er dann zeitnah von Thulasi Tharumalingam trainiert, mit dem Burak Güler mittlerweile bereits mehr als ein freundschaftlicher Kontakt verbindet. Der ehemalige Olympiateilnehmer für Katar meint, dass sein Schützling auf jeden Fall ein Ausnahmetalent ist. „Ich bin seit knapp 20 Jahren aktiv und habe selten jemanden gesehen, der nach so wenigen Kämpfen bereits boxt, als wenn er damit aufgewachsen ist. Er lernt sehr schnell und hat ein gutes Boxverständnis“, meint Tharumalingam.

Der TVS-Übungsleiter ist auch angetan, dass Güler alles sofort umsetzt, was ihm gezeigt wird und es im anschließenden Sparring direkt mit einbringt. „Sein größter Gegner ist aktuell Burak selbst, da er sich selbst manchmal noch infrage stellt, unsicher ist und zu hohe Erwartungen an sich selbst hat. Das wird aber von Kampf zu Kampf besser. Leider hat er spät angefangen, zu boxen und daher ist es schwer zu sagen, wohin es für ihn noch geht. Wenn er aber so weiter macht, werden wir ihn mindestens noch auf den deutschen Meisterschaften sehen, davon bin ich überzeugt“, erklärt Tharumalingam.

Seinen damaligen Schritt weg vom Fußball bereut der sehr religiöse Burak Güler heute in keiner Sekunde mehr. „Ich bin durch den Boxsport viel selbstbewusster geworden und habe mehr mentale Stärke gewonnen. Es gibt mir auch das Gefühl, dass ich etwas geschafft habe“, sagt der 25-Jährige. Insgesamt sind für den für den TV Schwanewede in den Ring steigenden Güler bisher vier Kämpfe gewertet worden, die er allesamt auch gewonnen hat. Ärgerlich ist für ihn aber immer die Tatsache, dass auf den Turnieren, wie zuletzt in Hemmoor, kein Gegner für den Lesumer gefunden wird. Aber seine Erfolge bekommt eben auch die Konkurrenz mit, die dann lieber auf schon einmal auf einen Kampf gegen Burak Güler verzichtet.

„Da die 67 Kilogramm-Gewichtsklasse eigentlich gut besetzt ist, möchte Thulasi lieber, dass ich bei den Meisterschaften in der 63-Kilogramm-Eliteklasse kämpfe“, sagt Burak Güler, der seine Siegesserie gern fortsetzen möchte und unbedingt noch einen größeren Titel gewinnen will. Vielleicht gelingt ihm das schon bei seinem nächsten Einsatz. „Ich hoffe für meine Familie und für mich, dass ich auf jeden Fall im Boxen noch etwas erreichen kann, wo ich dann im Nachhinein darauf stolz bin und auch meinen inneren Frieden finde. Es wäre schön, wenn ich einen überregionalen Titel hole“, so Burak Güler, der neben Laufeinheiten dreimal in der Woche beim Boxtraining zu finden ist.

Wenn sein Coach Thulasi Tharumalingam mal am Trainingstag unpässlich ist, springt Burak Güler beim TV Schwanewede in die Bresche. Das ist nur möglich, weil der 25-Jährige im privaten Kreis sehr gut unterstützt wird. Das ist für ihn inzwischen umso wichtiger, weil er vor Kurzem selber Vater wurde. „Da musste man sich schon gewaltig umstrukturieren, auch vom Schlafen her. Durch meinen Sohn Musa hat sich mein Tagesablauf schon sehr verändert“, meint Burak Güler.

Güler kann sich gut vorstellen, später auch im Trainerbereich beschäftigt zu sein. Um dann vielleicht auch seinen Sohn im Boxsport zu unterstützen. „So, wie es mein Vater damals gemacht hat. Wenn er aber lieber Fußball spielen möchte, habe ich auch nichts dagegen“, sagt Burak Güler. Vom TV Schwanewede spricht er übrigens in den höchsten Tönen, weil hier in der Boxsparte eine besonders tolle Atmosphäre herrsche. Man unternehme im privaten Kreis etwas zusammen und das passe perfekt zum Familienmenschen Burak Güler.

Bei der Weser-Ems-Meisterschaft geht es für Burak Güler an diesem Sonnabend im Halbfinale weiter. In Cloppenburg trifft er Sarhad Abdel (VfB Oldenburg), der seinen Viertelfinale-Kampf durch K.o in der ersten Runde gewinnen konnte. „Beide Boxer kennen sich bereits aus gemeinsamen Sparrings. Sie wissen also beide, was auf sie zukommt. Wir haben gezielt trainiert, um perfekt auf den Gegner eingestellt zu sein“, erklärt Thulasi Tharumalingam. 

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