In den 1980er-Jahren waren Handys, Frisuren und Fernseher noch riesig. Nur die Fahrräder, die wurden auf einmal kleiner, als zahlreiche deutsche Kinder in einem Film ein Alien namens E.T. im Fahrradkorb eines BMX-Rades in Richtung Heimat fahren sahen. Für viele brachte das Minibike nicht nur ein neues Transportmittel, sondern eine komplett neue Leidenschaft mit sich. Auch an den Jugendlichen in Vegesack ging der Trend nicht vorbei. Fast in Eigenregie stemmten die Vegesacker BMX-Fans eine Anlage aus dem Boden am Oeversberg und legten damit den Stein für die allererste deutsche BMX-Bahn. 1983 folgte offiziell die Gründung des Vegesacker BMX-Clubs, der am Sonnabend das 40-jährige Bestehen auf seiner feierte.
Vegesacker BMX-Urgestein und -Gründungsvater Ekkehard Teichreber erinnerte sich gut daran, wie er in einem Film damals Kinder aus den USA auf den kleinen Rädern über hügelige Landschaften querfeldein fahren sah. In seinem Fahrradgeschäft gab es die ersten BMX-Bikes zu kaufen. Die Mitglieder des Vereins rechnen es Teichreber hoch an, dass er den BMX-Sport vor über vierzig Jahren nicht nur nach Bremen, sondern auch nach Deutschland geholt hat. Er und sein Fahrradgeschäft waren zunächst die Anlaufstelle für alle BMX-Fans aus der Umgebung.
Die Mitgliederentwicklung des Vereins in den vergangenen vier Jahrzehnten beschreibt der heutige erste Vorsitzende Jens Mühlner als wellenförmig. Ende der 90er-Jahre, Anfang der 2000er habe die Begeisterung für den Sport sehr abgenommen, was auch der Verein deutlich zu spüren bekam. Waren es in den 80ern noch um die 100 Mitglieder, gab es in den schwersten Zeiten stellenweise nur zwanzig. Einen Aufschwung nahm der Club erst wieder um das Jahr 2008 herum, als BMX offiziell zur Olympiadisziplin wurde. Aktuell zählt der Verein fast 100 Mitglieder.
Anlage erfüllt Anforderungen nicht mehr
Ein Problem sei der Zustand der Anlage: „Der Sport hat sich immens schnell entwickelt – vom reinen Freizeitvergnügung zum Leistungssport. Unsere Bahn sieht jetzt zwar ein bisschen runtergekommen aus, aber als die neugebaut wurde, war sie absolut ‚State of the Art‘." Mittlerweile müsse eine moderne BMX-Bahn andere Anforderungen erfüllen. Um Bundesligarennen und Meisterschaften ausrichten zu können, sei eine Restaurierung nötig.
Die Vorbereitungen laufen nach den Worten des Vorsitzenden. Der Verein wisse jetzt, was er brauche. Auch bei der Suche nach Fachpersonal sei er fündig geworden. Ein laut Mühlner vielversprechendes Talent aus Frankreich, das aktuell mit seinen Bahnen in der Szene für Furore sorge, hat der Verein dafür ausgeguckt. Genug Potenzial, um Vegesack zu einem großen deutschen BMX-Standort neben Cottbus und Frankfurt auszubauen, sei da, heißt es. Der aktuelle BMX-Weltmeister in der Kategorie der Männer zwischen 25 und 29 Jahre, Kristaps Veks?a, ist nicht nur Vereinsmitglied, sondern trainiert dort auch den Nachwuchs. Auch Deutschlands erfolgreichste BMX-Fahrerin, die siebenfache Weltmeisterin Kerstin Meyer, hat im Vegesacker Verein begonnen und hält nach wie vor die Verbindung. Seit Sonnnabend ist sie das erste Ehrenmitglied.
Aktuell müssten Vegesacker Nachwuchstalente, die Karriere im BMX-Sport machen wollten, aber früher oder später zu anderen Standorten wechseln, weil der Zustand der Vegesacker Bahn nicht die geeigneten Trainingsvoraussetzungen für den Leistungssport biete.
Die "Kids" der ersten Stunde feierten am Wochenende mit. Roman Wenskowski legte damals beim Bau der Bahn mit Hand an. "Wenn man durch Deutschland auf Rennen gefahren ist, war das wie ein Popstar-Gefühl“, erinnert er sich. „Es gab früher eine BMX-Zeitschrift, die konnte man jeden Monat am Kiosk kaufen und da waren wir alle drin“, ergänzt Jan Klostermann, zweifacher deutscher Meister. „Wir sind jedes Wochenende in einer anderen Stadt in Deutschland oder eben international unterwegs gewesen. In Europa ging’s nach Holland und England. Es ging in die USA und nach Kanada. Und das alles in jungen Jahren schon, wir waren damals zwischen 15 und 18 Jahre alt. Unsere Schulkumpels sind zum Fußball ins Nachbardorf gefahren. Da hatten wir ein bisschen mehr zu erzählen."