Die Grundschule Borchshöhe darf in Zukunft Kinder nur noch bis zur vierten Klasse unterrichten. Die preisgekrönte Schule in Vegesack hatte ein Anliegen: Sie hatte beantragt, zugleich Grund- und Oberschule zu werden und Kinder von der ersten bis zur zehnten Klasse an einem Standort zu unterrichten. Diesem Plan hat Bremen nun eine Absage erteilt: Nach einem Gespräch von Vertretern der rot-grün-roten Koalition und der CDU sei nun die Entscheidung gegen den Antrag der Schule gefallen, sagt Sofia Leonidakis, Bildungspolitikerin und Fraktionschefin der Linken.

Sofia Leonidakis.
„Die Schule wird in Zukunft nur noch Klasse eins bis vier unterrichten können, das finde ich wahnsinnig schade“, sagt Leonidakis. SPD, Grüne und Linke hatten das Vorhaben der Schule begrüßt: „Die Koalition war für einen solchen Schulversuch, und rechtlich wäre es nach dem Bremer Schulgesetz auch möglich gewesen, das auszuprobieren“, sagt Leonidakis. Zahlreiche Studien würden belegen, dass der Wechsel von der Grundschule auf die weiterführende Schule von Kindern als Bruch erlebt werde und kontraproduktiv für die Bildungsbiografie sei, so Leonidakis: „Ein neuer Klassenverband, neue Lehrer, neue Räume, diese Neuorientierung braucht Zeit.“

Yvonne Averwerser.
Warum aber lehnt nun die Koalition trotz ihrer Sympathie für das Ansinnen der Schule ab? „Der Schulversuch berührt den Bildungskonsens, in dem wir uns darauf geeinigt haben, die Schulstruktur nicht zu verändern“, sagt Leonidakis. Der 2018 von SPD, Grünen, Linken und CDU unterzeichnete Schulkonsens besagt, dass Bremen zehn Jahre lang keine Reform der Schularten anstrebt.
Der Schulkonsens sei zwar „rechtlich nicht bindend“, so Leonidakis, es sei aber „eine Frage der politischen Zuverlässigkeit“, sich daran zu halten. Auf den Schulkonsens berief sich auch die CDU, die sich bereits zuvor gegen den Plan der Grundschule Borchshöhe ausgesprochen hatte. „Ich bin froh, dass die Koalitionäre sich nun – sicher schweren Herzens – so entschieden haben“, sagt CDU-Bildungspolitikerin Yvonne Averwerser. „Wir haben uns im Bildungskonsens nach zähem Ringen darauf verständigt, nicht an der Schulstruktur zu rütteln – und das hatten auch Bildungsexperten empfohlen: Keine Unruhe ins System zu bringen.“
Vor der großen Schulreform habe es in Bremen eine Vielzahl verschiedener Schulformen gegeben, dahin will die CDU nicht zurück. „Wir sagen nicht Nein zur Grundschule Borchshöhe, sondern ja zu einer klaren Schulstruktur.“ Averwerser weist darauf hin, dass ein Schulversuch sich ausweiten könnte: „Mit welcher Begründung sollten wir ablehnen, wenn die nächste Grundschule auch Kinder bis zur zehnten Klasse unterrichten will?“
Die Schule Borchshöhe hat ein besonderes Konzept: Sie unterrichtet schon länger jahrgangsübergreifend und wurde für ihr Konzept mehrfach mit bundesweiten Preisen ausgezeichnet. Und tatsächlich hat diese Schule schon jetzt eine andere Form als die anderen Bremer Grundschulen: In ihren Räumen werden Kinder von der ersten bis zu sechsten Klasse unterrichtet. Die fünfte und sechste Klasse sind dabei verwaltungstechnisch der nahen Oberschule an der Lerchenstraße zugeordnet. Diese bisher von Bremen geduldete Form ist aber rechtlich nicht abgesichert, und sorgte zuletzt auch für praktische Probleme.