„Dass Menschen sich begegnen, das ist äußerst wertvoll. Ich finde das toll hier“, sagte Holger Schwarz aus der Weserstraße am Sonnabendnachmittag. Er stattete seinen Nachbarn einen Besuch ab. Das war die Freiwillige Feuerwehr Vegesack in der Weserstraße 33. Vor deren historischem Spritzenhaus standen Bänke und Stühle, ihnen gegenüber eine mobile Videowand. Im Hinterhof gab es einen Getränkestand, ein Löschfahrzeug war ausgestellt.
„Wo brennts?“: Unter diesem Motto hatten das Diakonische Werk Bremen und die Freiwillige Feuerwehren des Landesverbands Bremen eingeladen. „Das Angebot ist offen für alle. Wir wollen ein unkompliziertes Miteinander und einen lebendigen Austausch mit zuvor Unbekannten aus der Nachbarschaft“, sagt Annette Wagner. Sie hatte die Veranstaltung konzipiert.
„Wir bieten die Räumlichkeiten an, um Platz für einen Austausch zu bieten“, sagt Wehrführer Jan-Eike Hartmann. Gerade die Pandemie habe zu einer Vereinsamung der Menschen geführt. Die betreffe besonders die Senioren. Hartmann ließ auch wissen, dass die Vegesacker Freiwillige Feuerwehr die älteste in Bremen sei. Dieses Jahr könne man auf eine 125-jährige Geschichte zurückblicken.
Um ins Gespräch zu kommen, zeigte Wagner zwei Kurzfilme. Der eine handelte von einem Biobauern im Allgäu, der zweite von Sophie, einer jungen Frau mit Down-Syndrom. Davor, dazwischen und hinterher war Zeit, sich auszutauschen und einen Blick in das Spritzenhaus zu werfen. Die Besucher und Besucherinnen konnten zwischen vier Filmen wählen. „Sie zeigen alle Menschen, die für etwas brennen“, sagt Wagner.
Gerhard Hackmann war mit seinen drei Enkelkindern zu der Aktion gekommen. „Ich finde diese Initiative ganz gut“, sagt er. Alle hätten sehr gespannt den Film über den Bio-Bauern geschaut. „Der war beeindruckend.“ Ebenfalls fand Anwohner Schwarz die Filme gut. Wenngleich der siebenjährige Enkel Bruno von Hackmann den Filmen folgte. Am besten gefiel ihm allerdings das Feuerwehrauto.
Zum späten Nachmittag gab es noch eine besondere Aktion. Da stellten Wagner, Wehrführer Hartmann und die Feuerwehrleute Christian Köpper und Pascal Wilske eine Bank vor das Feuerwehrhaus, zuerst einmal probeweise. In kommenden Tagen soll sie noch fest fixiert werden. Die Bank aus massiver Lärche stammt aus dem Programm „1000 Bänke für Bremen“ der Senatorin für Soziales, Jugend, Integration und Sport. Insofern decken sich die Ziele der Senatorin mit denen der Wo-brennt´s?-Initiative: besonders Senioren und Seniorinnen einen Ruheplatz und eine Kommunikations-Gelegenheit zu geben.
Schließlich ließen es die Feuerwehrleute statt zu löschen es selbst einmal brennen. Vor der Bank hatten sie eine Feuerschale installiert. In ihr entzündete Wehrführer Hartmann Holzscheite. Das sei so ein bißchen wie Lagerfeuer-Atmosphäre, merkte dazu Wagner an.
Projektleiter Jürgen Stein vom Diakonischen Werk Bremen weist darauf hin, dass die Maßnahme mit EU-Mitteln finanziert werde. Dies geschehe im Rahmen des Projektes „From Isolation to Inclusion“ (Von der Isolation zur Aufnahme). Es diene dazu, die Integration von sozial ausgegrenzten älteren Menschen zu unterstützen. „Filme, Feuerwehr und frische Luft ist ein Rezept gegen Einsamkeit“, sagt Stein. Das Wetter habe auch gehalten. „Die Leute sind gekommen. Das war ein guter Start für die kommenden Aktionen“, freute sich der Projektleiter.