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Geschäftsbericht Als Baristas ständig auf Achse

Torben und Simone Tamoschus bezeichnen sich als Kaffee-Junkies. Sie waren aber nie mit dem Angebot zufrieden. Seit sieben Jahren bieten sie das Getränk nun selbst in ihrer mobilen "Kaffeetante" an.
02.07.2018, 17:57 Uhr
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Von Sylvia Wörmke

Bremen-Nord. Torben Tamoschus beschreibt sich und seine Frau Simone als Kaffee-Junkies. Sie sind anspruchsvolle Genießer, die Wert auf einen guten Kaffee legen. Nur wurde das Ehepaar nach den Erzählungen des Blumenthalers selten fündig, wenn es unterwegs war. Aus diesem Mangel ist eine Geschäftsidee geworden, die seit nun schon sieben Jahren erfolgreich in die Praxis umgesetzt wird. Die mobile Kaffee- und Espressobar "Kaffeetante" ist ein ständiger Gast auf dem Vegesacker Grünmarkt und dem Geestemünder Wochenmarkt in Bremerhaven. Doch auch bei öffentlichen und privaten Veranstaltungen und Firmenmessen rollt das Ehepaar mit seiner Mannschaft an, um Kaffee in allen Variationen anzubieten.

Die beiden sind mit ihrer Spezialanfertigung, einem umgebauten Peugeot mit Anhänger und faltbarem Pavillon, in dem die Kunden sitzen können, schon länger nicht mehr nur auf Wochenmärkten anzutreffen. Das Ehepaar ist auch nicht mehr allein im Einsatz an der Kaffeemaschine. Das Team besteht insgesamt aus elf Köpfen. Auch Simone Tamoschus Vater ist dabei. Die anderen Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen sind alles Seiteneinsteiger, "die das nicht hauptberuflich machen, sondern noch andere Jobs haben", beschreibt Torben Tamoschus ihre aufeinander eingespielte Truppe.

Der Firmenchef verlässt sich voll auf seine Leute. "Das Einstellungskriterium ist: Kann ich dich leiden?", sagt er. Man müsse ja schließlich auf engstem Raum in der Kaffee- und Espressobar zusammenarbeiten. Alle sind gut ausgebildet, haben Barista-Seminare mitgemacht, das Wissen und die Fähigkeiten erlernt, Kaffee mit all seinen Variationen herzustellen, die Maschinen zu bedienen, Milch aufzuschäumen und was noch alles dazugehört, um in der mobilen "Kaffeetante" zu arbeiten. Wer da nicht weiß, was er macht, hat beispielsweise keinen Espresso, sondern eine saure Brühe produziert oder einen schlechten Cappuccino.

Das geht gar nicht. "Denn", sagt Torben Tamoschus, "der Cappuccino ist der Star." Von den 21 Angeboten auf der Karte wird er am häufigsten verlangt. Dass die Kaffeetante inzwischen einen sehr guten Ruf hat und zu 90 Prozent von Stammkundschaft angesteuert wird, erklärt der 45-Jährige vor allem damit: "Wir grenzen uns über Qualität ab." Torben Tamoschus hat als Leitmotiv: "Kaffee muss gut sein." Darum haben er und seine Frau sich auch dafür entschieden, ihre Ware über Lloyd Kaffee zu beziehen. "Wir wollten einen Bremer Kaffee und keinen Industriekaffee haben", sagt er. Pro Jahr sei es inzwischen "eine Tonne plus X", die verbraucht werde. Das hänge von der Nachfrage ab. Die Umsätze pro Jahr bezeichnet er als sechsstellig. Der Blumenthaler lächelt. "Das ist schon eine Hausnummer", meint er.

Dabei hatten ihm anfangs die Standkollegen auf dem Bremerhavener Wochenmarkt prophezeit, dass sein Konzept nicht funktionieren werde. Inzwischen reden sie anders. "Bremerhaven hat von Anfang an funktioniert." Dort, mittwochs und sonnabends, wie auch in Vegesack, dienstags, donnerstags und sonnabends, ist der mobile Stand – inzwischen gibt es zwei Spezialfahrzeuge – ein Treffpunkt geworden. Ein weiterer Grund, weshalb sein Unternehmen treue Kunden hat: "Es ist alles sehr familiär."

Der Blumenthaler kann viele Geschichten erzählen. Er weiß von Gästen, die sich am Kaffeestand kennengelernt haben und sich seit Jahren regelmäßig dort treffen, die in Vegesack oder die in Bremerhaven. "Unter den Gästen sind auch Freundschaften entstanden." Er und seine Mannschaft haben als Zaungäste ganz viele Lebensgeschichten mitbekommen. Dieser enge Kontakt zu den Kunden macht ihm viel Spaß. "Es gibt viel Input. Das ist der unbezahlbare Teil der Arbeit", sagt Torben Tamoschus.

Und Arbeit haben die Firmeninhaber und ihr Team genug. Wenn sie nicht auf den Wochenmärkten im Einsatz sind, werden sie von Firmen für Hausmessen oder für Veranstaltungen für Mitarbeiter oder Kunden in der Region gebucht. Auch bei kleineren Veranstaltungen in Dörfern ist die mobile Kaffeebar anzutreffen. Nur nicht mehr bei großen Messen und Nachtveranstaltungen. Das bedeutet laut Tamoschus zu viel Stress und seiner Meinung nach gibt es auch zu viel Alkohol bei den großen Veranstaltungen. Darum hat er unter anderem das Hafenfest in Vegesack aus dem Terminkalender gestrichen. Nach sieben Jahren im Geschäft ist das möglich. Er sei aber immer noch erstaunt, wie weit er und seine Frau gekommen sind. Dabei gab es viele Umwege. Dass sie einmal mit einer mobilen Kaffeebar durch die Lande ziehen würden, war nicht vorhersehbar.

Zunächst hatte der 45-Jährige nach dem Abitur an der Egge in Oldenburg Kunst, Germanistik und Anglistik mit Abschlussziel Magister studiert, das Studium abgebrochen, gejobbt, in einer Werbeagentur in Kiel gearbeitet und erneut ein Studium begonnen. Diesmal Betriebswirtschaft an der Bremer Universität. "Das habe ich im letzten Semester geworfen." Torben Tamoschus landete dann, wie er erzählt, "aus Versehen in der Handelswelt". Er war im Außendienst und verkaufte Werkzeug, wurde Leiter eines Baumarktes mit Aussicht, noch weiter zu kommen. Da seine Ehefrau zu dem Zeitpunkt in Kanada war, pendelte er oft.

"Ich hatte dort in einer Computerfirma einen Traumjob gefunden", erzählt er. Die Zusage wurde aber mit der Wirtschaftskrise 2008 zurückgezogen. Das Ehepaar kehrte nach Deutschland zurück. Sie suchten einen neuen beruflichen Weg. "Das Thema Kaffee kam plötzlich auf, weil wir nirgendwo guten bekommen haben." In Kanada hatten die beiden schon nebenbei registriert, dass mehrere große Kaffeeketten nebeneinander bestehen können. Das hatten sie im Hinterkopf. Ein Café mit einem festen Standort kam für die beiden aber aufgrund der Miete und anderer Kosten nicht infrage.

Sie schauten sich mehr als ein Jahr nach Ideen und Möglichkeiten um, sammelten Erfahrungen und Wissen. Der Businessplan kam bei den Beratern für eine Existenzgründung gut an. Bei den Banken auch. "Das finanzielle Risiko war überschaubar. Wir hätten uns nicht bis ans Lebensende ruiniert, falls es schiefgegangen wäre", sagt der Geschäftsmann, warum sie in die mobile Kaffeebranche einstiegen. Als das teure Spezialfahrzeug vor ihm stand, das räumt er aber ein, gab es eine kurze Schreckenssekunde. "Da hatte ich Eiswürfel in den Schuhen." Das sei aber nur kurz gewesen. Völlig unerwartet kam wenig später aus Kanada die Anfrage der Computerfirma, ob er innerhalb von zwei Wochen den Job antreten könne. Zu spät. Die Entscheidung für einen neuen Lebensweg war gefallen.

Zwei mobile Kaffeefahrzeuge reichen dem Ehepaar jetzt. Die beiden wollen nicht weiter vergrößern. Tamoschus könnte sich aber vorstellen, irgendwann doch noch zusätzlich ein Hauptquartier mit vier Wänden, Dach und Heizung zu haben. "In Vegesack oder Bremerhaven. Das würde Sinn machen. Wir suchen aber aktiv nichts", sagt er.

Info

Zur Sache

Die mobile Kaffee- und Espressobar „Kaffeetante“

wurde von Simone und Torben Tamoschus im Mai 2011 zum ersten Mal auf Wochenmärkten stationiert. Zuerst waren die Firmeninhaber in Nordenham und Bremerhaven. In Nordenham wurde das Angebot nicht angenommen. Die Kaffee- und Espressobar wechselte zum Grünmarkt nach Vegesack. Hier ist die „Kaffeetante“ dienstags, donnerstags und sonnabends anzutreffen. Die zweite „Kaffeetante“ steht mittwochs und sonnabends auf dem Wochenmarkt im Bremerhavener Stadtteil Geestemünde. Zudem kann die rollende Kaffee- und Espressobar für private und öffentliche sowie Firmenveranstaltungen gebucht werden. Telefon 04 21 / 20 81 10 78 und per E-Mail: info@kaffeetante-­bremen.de

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