Es war angerichtet: Zehn Jungen im Alter zwischen acht bis zwölf Jahren erwarteten aufgestellte Stippen am Sonnabendmorgen am Tietjenteich. Der Tietjenteich in Vegesack liegt circa 50 Meter von der Lesumbroker Landstraße entfernt. Bäume und angrenzende Felder bestimmen hier die Landschaft. Die Tiefe beträgt maximal zwei Meter. Eines von vielen Aktionsgebieten der Angelsportabteilung der Sportgemeinschaft Aumund-Vegesack (SAV). Deren Mitglieder hatten eingeladen, zum Ferien-Schnupperkurs – mit bereitgestellter Stippe. Eben diese ist eine lange Rute mit einer Angelschnur, an deren Ende der Haken befestigt ist. Bevor Schnur und Haken allerdings im Wasser landeten, gab es für jeden Teilnehmer erst noch Köder und Fischfutter. Dann hieß es warten.
„Die Kinder brauchen nur gute Laune mitzubringen“, gab Heinz Hölblinger von der SAV-Angelsportabteilung Erläuterungen zu dem kostenlosen Ferien-Angebot, bei dem die Vereinsakteure dem Nachwuchs Angeln und Köder zur Verfügung stellen. Hölblinger, der nicht nur mit Rat und Tat zur Seite stand, sondern die Nachwuchsangler ebenso aufmerksam beobachtete, war am Ende guter Dinge: "Das war heute ganz toll“, lautete sein Resümee. Insbesondere das Interesse der Nachwuchsangler an dem Angelsport lobte er.
Mit der Oma an den See
Als begeisteter Angler wurde auch zehnjährige Henri Steeger aus Berlin geoutet. Von seiner Großmutter, Michaele Steeger. „Das ist mein Enkel aus Berlin. Er verbringt gerade die Ferien bei mir", erzählte sie. Oma Michaele begleitete Enkel Henri zum Schnupperangeln. Aus guten Gründen: „Denn laut Gesetz darf man in Niedersachsen und Bremen erst ab 14 Jahren einen Angelschein machen und dann selbstständig angeln“, gab Angelsportler Hölblinger die Hintergründe bekannt. Sei man unter 14 Jahren könne man angeln, wenn jemand mit Angelschein dabei sei, erklärte er. Das helfe nicht nur zur Verhütung von Unfällen, dabei sei auch der Tierschutz im Blick.
„Ich habe mich gefragt, wie kriegen wir das hin, dass Henri angeln kann, wenn er in Bremen ist?“, erzählte Michaele Steeger vor ihrer Fragestellung und Lösungssuche im Vorfeld. Der Schnupperkursus habe geholfen. Die Großmutter Michaele Steeger tritt nun dem Verein bei und macht einen Angelschein. „Dann kann Henri nach Bremen kommen und mit mir angeln gehen.“
Den zehnjährigen Enkel freut es, "Fische rauszufischen. Das ist ein cooles Gefühl, die dann anzusehen". In der Regel würden die Fische hinterher vom Haken gelöst und wieder ins Wasser geworfen. Den ersten Fisch, den Henri an diesem Tag angelte, sei eine Schwarzmundgrundel gewesen. „Das war schon nach zehn Minuten“, hatte seine Großmutter beobachtet.
Tod der invasiven Art
Die landete aber schließlich in den Händen von Jugendwart Reiner Schmidt, der sie waidgerecht tötete. Sie zähle zu den invasiven Arten, sagte Schmidt. „Die gehört hier nicht her.“ Invasive Arten sind Tier- und Pflanzenarten, die mit ihrer Ausbreitung Lebensräume, Arten oder Ökosysteme beeinträchtigen und daher der biologischen Vielfalt schaden können.
Der zehnjährige Johann Reinke bezeichnete sich selbst als Tierfreund. "Ich finde es toll, den Tieren nahe zu sein.“ Darum sei es für ihn selbstverständlich, die Fische nach ihrem Fang wieder ins Wasser zu werfen. „Ich finde es spannend, wie viele ich da rausholen kann.“ Dabei reize ihn auch, die Fische bestimmen zu können. An den Haken war ihm ein Rotauge gegangen. „Das war ein Riesenbrummer“, sagte er und sein Gesicht strahlte. Johann gestand aber ebenfalls, dass der gleichaltrige Henri ihm geholfen habe, „das Rotauge zu ziehen“.
Johann kann trotz seiner jungen Jahre seiner Angelleidenschaft ausgiebig frönen. Denn er habe einen Onkel mit Angelschein, der ihn nach eigenen Worten begleiten könne. Oder Johann schließt sich dem Onkel an. „Aber der angelt auf Hecht“, machte Johann deutlich. Der Hecht werde allerdings mit einer Rute mit einer Rolle gefangen, gab der Zehnjährige sein Wissen weiter preis.
Gegenseitige Hilfe ist wichtig
Mit und ohne Erfahrungen – für die Teilnehmenden gab es erst einmal eine Einführung von Susanne Hübner. Sie erklärte, wie die Fische zu behandeln seien. Unter anderem dürfe nur ein Erwachsener die gefangenen Fische vom Haken nehmen, das war ihr wichtig. Ebenso wichtig: untereinander aufeinander zu achten. „Und passt auf, dass ihr nicht ins Wasser fallt.“
Nach Angel und Wartezeit, während der die SAV-Mitglieder am Ufer patrouillierten, fragten, ob etwas gefangen worden sei oder Tipps gaben, zeigte sich Michaele Steeger sehr zufrieden. „Das war hier eine nette Atmosphäre“, lautete ihr Fazit. Die Vereinsmitglieder hätten sich „gut“ um die Kinder gekümmert. Angetan war auch Jugendwart Schmidt. „Das war eine tolle Truppe. Die hat gut miteinander harmoniert.“ Auch die Eltern hätten die Aktion mit unterstützt wie zum Beispiel beim Abbauen mitgeholfen. Darüber hinaus habe es ein paar Zusagen gegeben, dem Verein beizutreten.
Interessierte können sich an Jugendwart Schmidt unter der Telefonnummer 0 47 91 / 3 09 59 98 wenden.