Vegesack. Der Startschuss der Stadtplaner für die Bebauung eines rund 11 500 Quadratmeter großen Grundstücks mit Wohnhäusern an der Straße In den Wellen erfolgte bereits vor 20 Jahren. Doch bis heute ist die weitgehend als Obstwiese genutzte und von großen alten Bäumen dominierte Grünfläche vom Bagger verschont geblieben. Nun aber setzt das Bauamt Bremen-Nord zum Endspurt an, damit im nächsten Jahr ein gültiger Bebauungsplan auf dem Tisch liegt und vier Einfamilienhäuser nahe des Geestbachtals der Schönebecker Aue errichtet werden können. Etliche Anwohner bleiben dennoch skeptisch, wie jetzt eine Einwohnerversammlung im Ortsamt Vegesack verdeutlichte.
Im Flächennutzungsplan ist das Grundstück, auf dem nach den Worten von Stadtplaner Siegfried Hafke anderthalb Fußballfelder Platz hätten, als allgemeines Wohngebiet ausgewiesen. Deshalb habe der Grundbesitzer schon vor zwei Jahrzehnten sein Interesse an einer Wohnbebauung gehabt. Damals war die Errichtung von 24 Reihenhäusern im Gespräch. Doch dieses Vorhaben scheiterte, weil ein aufwendiger und kostspieliger Straßenausbau notwendig und zudem die vorgesehenen Schutzzonen des Wasserschutzgebietes gefährdet gewesen wären, aus dem Vegesack und Blumenthal jährlich eine Million Liter Trinkwasser beziehen. Nach der bislang noch groben Neuplanung orientiert sich der Bau der künftigen nicht unterkellerten Einfamilienhäuser auf jeweils 300 Quadratmeter großen Grundstücken am Verlauf der Grenzlinie einer Schutzzone des unterirdischen Trinkwasserreservoirs.
Während der Beiratssitzung im Juni, auf der Hafke den Bebauungsplan mit der Nummer 1244 ebenfalls erläuterte, hatten denn auch einige Kommunalpolitiker wegen der Gefahr für das kostbare Nass zum Beispiel durch Düngemittel in den Gärten von einer Wohnbebauung abgeraten. Als problematisch wurde von Siegfried Hafke jetzt während der Einwohnerversammlung zudem das Niederschlagswasser bezeichnet, das auf den Grundstücken nicht versickern und bei Starkregen nicht vom vorhandenen Kanal geschluckt werden könne. Deshalb müssten andere Lösungen gefunden werden. Die Forderung des Beirats lautet, den Kanal ausreichend zu erweitern. Ungelöst ist aus Sicht von Bewohnern schon heute und wohl auch in Zukunft die Verkehrsproblematik in der schmalen Straße In den Wellen. Immer häufiger würden Autos auf Fußwegen geparkt, werde das Durchfahrtsverbot missachtet. Kommentar von Ortsamtsleiter Heiko Dornstedt: „Die Dreistigkeit von Autofahrern nimmt leider überall zu.“
Sollten die vier möglichen Wohnhäuser eines Tages gebaut werden, ist für die Anlieger eine private, gut 80 Meter lange und 3,50 Meter breite Zufahrt vorgesehen, an dessen Seiten auch Parkstreifen für Besucher angelegt werden könnten, wie der Stadtplaner vom Bauamt Bremen-Nord erläuterte. Feuerwehrfahrzeuge, so Siegfried Hafke, sollen die Erschließungsstraße ebenfalls benutzen. Für sie müsste allerdings zusätzlich ein sieben mal zwölf Meter breiter Wendeplatz geschaffen werden. Der jedoch für Müllfahrzeuge tabu blieben soll. Künftige Besitzer oder Mieter der vier Häuser müssen ihre Mülltonnen deshalb etwa 80 Meter weit zu einem Sammelplatz rollen. Sorgen machen sich die Anwohner auch um die alten Bäume, die das potenzielle Baugrundstück sowie die schmale Straße säumen. Sie sollen nach den Worten von Siegfried Hafke auf alle Fälle erhalten und geschützt werden. Darauf legt auch der Vegesacker Beirat großen Wert.
Das Neubaugebiet, das nach Recherchen des Vegesacker Stadtplaners schon im Jahre 1040 besiedelt war, liegt etwa 800 Meter vom Zentrum der alten Hafenstadt entfernt. Und die Distanz zur Autobahn 270 beträgt etwa 120 Meter. Um die neuen Bewohner vor Verkehrslärm von der Betonpiste zu schützen, müssten sie ihre Häuser mit schallschützenden Fenstern, Türen und Wänden bestücken.
Der Bebauungsplan 1244, mit dem auch das Wasserschutzgebiet ausgewiesen werden soll, ist freilich noch längst nicht in Beton gegossen. Siegfried Hafke spricht deshalb noch von einer Grobplanung, die mit vielen Details anzureichern sei, die dann abermals mit den Anwohner diskutiert werden sollen.
Die nächste Einwohnerversammlung zum Bebauungsplan 1244 komme bestimmt, prognostizierten der Stadtplaner und Ortsamtsleiter Heiko Dornstedt während der letzten kommunalpolitischen Versammlung in Vegesack vor der parlamentarischen Sommerpause unisono. Und sie kündigten an, dass zur nächsten öffentlichen Informationsrunde Vertreter der Naturschutz- und der Wasserbehörde sowie der Polizei eingeladen würden, um zum Beispiel Auskunft über den Schutz des Trinkwassers und der alten Bäume sowie über Maßnahmen gegen die zunehmenden Verkehrsbelastungen in der engen Straße In den Wellen zu geben. Ihr Name entspricht im Übrigen der Topografie der Umgebung.