Vegesack. In der Riege der Traditionsschiffer kann durchgeatmet werden. Vor allem die, die noch vor kurzem vor dem Aus standen, haben einen Aufschub von zwei Jahren bekommen. Das Bundesverkehrsministerium hat dieser Tage eine Übergangsregelung vorgelegt, derzufolge allen Traditionsschiffen, deren Zulassung in diesem Jahr abläuft, für zwei weitere Jahre neue Schiffszeugnisse ausgestellt werden.
Aufatmen dürfte also auch Harald Hanse, Eigner der "Atlantic", die seit Jahren im Vegesacker Museumshafen liegt und von dort aus Segeltörns für Gäste anbietet. Ihr Sicherheitszeugnis für Traditionsschiffe war im März ausgelaufen, weil die zuständige Berufsgenossenschaft bezweifelt, dass es sich bei der über 140 Jahre alten Gaffelketch überhaupt um ein Traditionsschiff handelt.
Bei Traditionsschiffen können bestimmte Ausnahmen von den Bestimmungen der allgemeinen Passagierschifffahrt gemacht werden. Jetzt aber fasst die Berufsgenossenschaft Verkehr den Begriff der Traditionsschiffe enger. Kurz: Es reiche nicht, dass die Schiffe historisch aussehen, sie müssen es auch sein. Und das ist die "Atlantic" nicht, denn die wurde 1871 als Schraubenschlepper gebaut.
Nach welchen Kriterien Schiffe zu Traditionsschiffen eingestuft werden, ist rechtlich allerdings nicht zur Gänze abgesichert. Uwe Beckmeyer, maritimer Koordinator der SPD-Bundestagsfraktion, hatte diesbezüglich schon zu Beginn des Monats vor einer zu restriktiven Zulassungspraxis gewarnt: "Denn die Schiffsbesitzer, häufig gemeinnützige Vereine, können sich einen teuren Umbau nicht leisten."