Auch mit 85 Jahren trainiert Christa Neidahl noch regelmäßig die Frauengymnastik-Gruppe der Freien Turner Hammersbeck. Damit feiert die Nordbremerin nun ein Jubiläum, das nur wenige feiern können: 65 Jahre Übungsleiterin, und das bei ein und demselben Verein.
Mitglied bei den Freien Turnern ist sie noch länger. "Ich bin dem Verein 1949 beigetreten. Das war das Jahr, in dem der Verein wiedereröffnet wurde", erzählt Neidahl. "Damals war ich elf Jahre alt und habe sowohl Turnen als auch Leichtathletik gemacht." Wenige Jahre später war sie dann nicht mehr nur Sportlerin, sondern auch Übungsleiterin. Denn Ende der 1950er-Jahre hatte der Verein ein Problem, das er auch heute wieder hat. "Wir hatten keine Vorturner mehr. Niemand wollte die Gymnastik-Gruppe übernehmen", erinnert sie sich. "Also wurde bestimmt, dass ich das mache." Genauso lief es auch mit der Kinderturn-Gruppe, die ebenfalls händeringend nach einer Übungsleiterin suchte.
Doch einfach so übernehmen, konnte sie die Gruppen nicht. Zunächst musste Neidahl die Georg-Wichmann-Turnschule, die im Hermann-Böse-Gymnasium in Schwachhausen beheimatet ist, besuchen und dort einen Helferinnenlehrgang absolvieren. "Später habe ich dort auch den Leiterinnenlehrgang besucht", sagt sie. Und als der Landessportbund die ersten Übungsleiterlizenzen vergeben hat, war Neidahl eine der ersten im Verein, die sich entsprechend fortbilden ließ.
Auch wenn nach wie vor geturnt wird, haben sich die Stunden im Lauf der Jahrzehnte trotzdem verändert. "Früher haben wir auch gesungen. Das machen wir mittlerweile nicht mehr", sagt die Nordbremerin. Außerdem war es damals üblich, dass die Treffen von Musikern begleitet wurden. Erst hatte die Gruppe einen Tamburin-, dann einen Akkordeonspieler. "Als der aus gesundheitlichen Gründen aufhören musste, bin ich auf Kassetten umgestiegen", berichtet sie. "Denn mit Musik läuft es einfach besser." Deshalb hat sie sämtliche Schallplatten, die sie hatte, angehört und anschließend aufgeschrieben, welche Titel sich für ihre Sportstunden eignen könnten. Anschließend haben einige ihrer Turnerinnen die Lieder auf Kassette aufgenommen, sodass die Musik während der Gymnastik zum Einsatz kommen konnte.
Während andere Übungsleiter den Verein zum Beispiel aus beruflichen Gründen verlassen haben, hat Christa Neidahl Beruf und Ehrenamt immer vereint. "Wenn ich beim Kinderturnen aushelfen musste, habe ich mein Sportzeug mit zur Arbeit genommen, eine Banane gegessen und bin dann mit dem Fahrrad zur Halle gefahren", erinnert sie sich. Ihre reguläre Gruppe turnte damals erst um 20 Uhr, sodass sie die Stunden bequem nach Feierabend geben konnte. "Ohne die Unterstützung meines Mannes hätte das aber auch nicht funktioniert", sagt die Sportlerin. Während sie für den Verein aktiv war, hat er sich um das gemeinsame Kind gekümmert.
Im vergangenen Jahr hat Christa Neidahl die Frauengymnastik-Gruppe offiziell an ihre Nachfolgerin abgegeben. Trotzdem gestaltet sie die wöchentlichen Treffen noch regelmäßig. "Jeden ersten Dienstag im Monat übernehme ich die letzten 20 Minuten", erzählt sie. Und wenn ihre Kollegin einmal nicht kann, macht sie auch eine ganze Stunde.
Eine ordentliche Vorbereitung ist in jedem Fall das A und O. "Wir machen kein Larifari", sagt Neidahl. Außerdem ist ihr Abwechslung wichtig. Jede Sportstunde muss etwas anderes gemacht werden. "Ich bereite mich jedes Mal so vor, dass ich keine Zettel brauche. Das ist auch für den Kopf gut", befindet sie.
All das macht sie aber auch aus Liebe zu den Freien Turnern Hammersbeck. "Das ist mein Verein, hier bin ich groß geworden", sagt sie. Und deshalb sind nach wie vor zwei Tage in der Woche fest für die Freien Turner reserviert: Dienstags geht es zur Frauengymnastik und mittwochs zur gemischten Sportgruppe.