Die Bewohnerinnen und Bewohner der Straßen Hünertshagen und Kaspar-Ohm-Straße bekommen künftig mehr Hilfe im Alltag. Möglich macht das das Förderprogramm „Lebendige Quartiere“. Seit Kurzem hat der Bereich mit Annette Feldkamp auch eine Quartiersmanagerin. Doch ihre Stelle ist zunächst bis Ende 2023 befristet.
"Unser Auftrag ist es, die Lebensbedingungen der Menschen in der Straße Hünertshagen und in der Kaspar-Ohm-Straße zu verbessern", sagte Stefan Kunold von der Hans-Wendt-Stiftung am Montagabend im Vegesacker Beirat. Den Auftrag dazu habe die Stiftung von der Stadt bekommen. Zu den Aufgaben des eingerichteten Quartiersmanagements gehöre es herauszufinden, wie die Lebenslage der Menschen vor Ort ist. Daraus würden sich in Zukunft bestimmte Aufgaben ergeben, um den Bewohnern zu helfen. "Am Ende der Laufzeit haben wir den Auftrag, der Behörde ein abgestimmtes Konzept vorzulegen, wie die Förderung ab 2024 weitergehen soll", so Kunold. Dieses Konzept werde sowohl mit dem Beirat, dem Sozialressort, den im Quartier tätigen Einrichtungen und Initiativen sowie den Bewohnern abgestimmt.
Da die Quartiersmanagerin überwiegend in der Straße Hünertshagen arbeiten wird, sollen die Wünsche und Lebensbedingungen der Menschen in der Kaspar-Ohm-Straße zunächst durch eine Befragung genauer in Erfahrung gebracht werden. Diese Aufgabe werden Studierende der Hochschule Bremen übernehmen. "Gemeinsam mit dem Sozialressort und der Brebau werden wir dann schauen, wie wir sinnvoll in der Kaspar-Ohm-Straße vorgehen können", schilderte Kunold. Damit solle Annette Feldkamp entlastet werden, die mit dem weitaus größeren Gebiet Hünertshagen genug zu tun hätte. Welche konkreten Schritte sich aus der Befragung ergeben, stünde in gut einem halben Jahr fest.
Mit ihrer Arbeit steht die Quartiersmanagerin noch ganz am Anfang. Mitte Juli hat Annette Feldkamp ihren neuen Job angetreten. "Seitdem erschließe ich mir das Quartier", sagte sie. "Als ich das erste Mal ins Quartier kam, war ich entsetzt, weil ich feststellen musste, dass es im Bereich Hünertshagen eigentlich nichts gibt." Zwar gebe es die Ökumenische Starthilfe und auch Streetworker, die in dem Bereich im Einsatz sind, aber darüber hinaus bekämen die Bewohner keine Unterstützung.
Doch das ist nicht die einzige Erfahrung, die sie in ihren ersten Arbeitswochen gemacht hat. "Die Bewohner sind relativ schwierig zu erreichen, relativ misstrauisch und sehr schweigsam", erzählte Feldkamp. Aus einigen wenigen Gesprächen sowie aus ihrer Erfahrung hätte sie allerdings Bedarfe der Menschen entnehmen können. Deshalb habe sie den Kontakt zu Institutionen in Vegesack gesucht, um zu schauen, ob dort Bewohner aus dem Bereich Hünertshagen zu finden sind und um gegenebenfalls Kooperationen mit diesen Einrichtungen anzustoßen. "Da bin ich noch mittendrin und werde noch eine geraume Zeit brauchen, bevor ich eine Struktur für ein mögliches Netzwerktreffen entwerfen kann", sagte die Mitarbeiterin der Hans-Wendt-Stiftung.
Ein Thema, was sie immer wieder beschäftigt, ist der Mangel an Kitaplätzen. "120 Kinder haben keinen Kita- oder Krippenplatz bekommen. Das hat zum Beispiel zur Folge, dass Frauen, die einen Ausbildungsplatz haben, immer wieder vor große Herausforderungen gestellt werden", schilderte sie.
Doch nicht nur Kitaplätze sind im Quartier Mangelware. Auch an Räumlichkeiten fehlt es, zum Beispiel in der Grundschule sowie der Oberschule Borchshöhe. "Ich hatte meine Hoffnung auf das Tiq, das Treffen im Quartier, gesetzt", erzählte Feldkamp. Das Gebäude gehöre zur evangelischen Kirchengemeinde Alt-Aumund. "Die evangelische Kirche muss sich von einem großen Teil ihrer Liegenschaften trennen und sucht deshalb einen Käufer für das Gebäude", erzählte die Quartiersmanagerin. "Wir hoffen nun, dass wir das Gebäude zumindest so lange nutzen können, wie es im kirchlichen Besitz ist."
Nach den Worten von Vegesacks Ortsamtsleiter Heiko Dornstedt wäre die zuständige senatorische Behörde bereit, die Immobilie zu übernehmen. "Allerdings ist die Kirche im Moment der kleine Hemmschuh, weil sie sagt, wir verkaufen nur, vermieten aber nicht", referierte er. "Die Senatorin kann die Immobilie allerdings nicht kaufen, sondern nur mieten."
Ein Büro hat Annette Feldkamp bisher noch nicht. "Das soll in den nächsten Wochen in der Ökumenischen Starthilfe in Betrieb gehen", informierte sie.