Ist nicht jede, jeder und alles „Teil des Ganzen“? Durchaus – und auf wie verschiedene künstlerische Weise dieser Sachverhalt dargestellt werden kann, zeigt die gleichnamige Ausstellung im Kunstkeller des Heimatmuseums Schloss Schönebeck. Zu sehen sind insgesamt 39 Werke von Nicola Reershemius, Silvia von Seggern und Petra von Seggern. Die drei Künstlerinnen möchten die Besucher dazu einladen, die Welt aus verschiedenen Perspektiven zu betrachten und die Verbindung zwischen individuellen Elementen und dem großen Ganzen zu entdecken.
Die thematische Vielfalt und die unterschiedlichen Stilrichtungen spiegeln dabei die vielfältige Kreativität der Künstlerinnen wider, die 2021 gemeinsam ihre Kunsttherapie-Ausbildung absolvierten. Seitdem arbeiten sie an gemeinsamen Projekten – gleichwohl ist die Ausstellung im Kunstkeller die erste, die sie in dieser Dreierkonstellation realisieren. Die Werke – von Acryl- und Aquarellgemälden über Collagen bis hin zu Mixed-Media-Kompositionen, Enkaustik- und Tonarbeiten – inspirieren zu einer visuellen Reise, die die Beziehungen zwischen einzelnen Teilen und dem Ganzem in der Kunst und dem Leben beleuchtet. Grenzen gibt es dabei nicht – es geht ins Universum und in die Unendlichkeit: „Plötzlich Zwergplanet“ heißt eine Collage von Nicola Reershemius. Vor einem farbkräftigen Hintergrund sind die Planeten unseres Sonnensystems als Glaskugeln installiert. Pluto allerdings ist von seinem ursprünglichen Platz verschwunden – er sitzt jetzt auf dem Titelkärtchen des Werkes und bleibt damit irgendwie ein Teil des Ganzen. Hintergrund: Nach seiner Entdeckung im Jahr 1930 wurde Pluto zum neunten Planeten erklärt. Doch am 24. August 2006 wurde er „degradiert“. Plötzlich war er nur noch ein Zwergplanet am Rand des Sonnensystems.
Werke mit Gesellschaftskritik
In einem anderen Bild von Nicola Reershemius ist die Kreiszahl Pi dargestellt – bis über den Bildrand hinaus umkreist von unzähligen Nachkommastellen. „Bis heute konnten über zwölf Billionen Nachkommastellen berechnet werden“, heißt es in einem Text zum Bild. Gleich daneben zeigt die Oldenburger Künstlerin sechs Aquarelle maritimen Charakters, die auf auf Amrum entstanden sind.
„Paare für die Ewigkeit“ – heißt ein Werk von Petra von Seggern, und der Titel trifft in mindestens zweifacher Hinsicht zu: Ein Kreis witzig anzusehender, bunter Paare die sich innig küssen und sich in perfekter Harmonie an den Händen halten. Was sollte sie jemals trennen? Zudem bestehen die Paare aus Vinyl-Handschuhen. Petra von Seggern erläutert: „Ich möchte auf die Unvergänglichkeit und die damit verbundene Umweltbelastung und Ressourcenverschwendung durch den Einsatz des Materials Vinyl hinweisen, das sich nicht recyceln lässt und sich erst nach Jahrzehnten in seine Bestandteile auflösen wird.“ Ein weiteres ihrer Bilder zeigt einen Schwarm weißer Fische. Mitten unter ihnen ein roter Fisch, der in die entgegengesetzte Richtung schwimmt, und doch – zumindest in dem festgehaltenen Moment – ein Teil des großen Schwarms ist. Gleich gegenüber findet sich ein weiteres Bild von Petra von Seggern, in dem gezielt gegen die (Spiel-)Regeln agiert wird: Zu sehen ist ein Domino-Spiel, bei dem eben nicht Steine mit gleicher Augenzahl nebeneinanderliegen. Und weil das sonst nicht funktioniert hätte, wurde ein halber Spielstein entfernt. Manchmal wird man erst auf ein großes Ganzes aufmerksam, wenn ein Teil fehlt.