Bremen Stadtteile Osterholz Verden Diepholz Delmenhorst Wesermarsch Oldenburg Rotenburg Cuxhaven Bremerhaven Niedersachsen

Art Fest an der Jacobs University Ausstellung zeigt die Welt der Gefühle

Beim Art Fest auf dem Campus der Jacobs University wurde sichtbar, wie kreativ sich viele Studenten neben ihrem Studium betätigen. Auch künstlerische Aktivität standen auf dem Plan.
08.05.2019, 16:59 Uhr
Jetzt kommentieren!
Zur Merkliste
Von Ulrike Schumacher

Grohn. Wenn Freude und Hoffnung eine Farbe wären, dann würden sie als sonniges Gelb strahlen. Beim Art Fest auf dem Campus der Jacobs University, das Studenten zum dritten Mal auf die Beine gestellt hatten, war es zumindest so. In diesem Jahr standen alle Kunstwerke, Performances und Installationen unter dem Motto Emotionen. Erstmals, erzählt Hauptorganisatorin Regina Velazquez, wurden die einzelnen Ausstellungsräume dafür in unterschiedlichen Farben gestaltet. Und zum ersten Mal hatten Besucher die Gelegenheit, sämtliche Werke an zwei Ausstellungsabenden zu betrachten. Nachdem im vergangenen Jahr der Andrang so groß war, berichtet Andrea Pin, die zusammen mit Regina Velazquez die Leitung des 28-köpfigen Organisationsteams übernommen hatte.

Kunst an der Jacobs University? Das vermutet man erst mal nicht, wenn man an das Studienangebot der englischsprachigen privaten Uni denkt, an der junge Menschen aus mehr als hundert Nationen studieren. Kunst steht dabei nicht auf dem Lehrplan. „Ist aber immens wichtig für uns“, betonen die Organisatorinnen. Auch wenn ihre Tage vom Studieren, Nacharbeiten, Vorbereiten, von Prüfungen und Klausuren nahezu ausgefüllt scheinen – abseits des Studiums zwacken viele Studierende ihrem durchgetakteten Wochenplan kleine Auszeiten ab. „Es gibt auf dem Campus viele Klubs für kreatives Arbeiten“, weiß Regina Velazquez. In denen wird fotografiert, gedichtet, getöpfert, Theater gespielt oder musiziert.

„Viele Studenten sagen, dass sie neben dem Studium etwas machen müssen“, erzählt Airine Nuqi. „Sie müssen es machen, auch wenn sie keine Zeit dafür haben. It's human.“ Der Blick in die Ausstellung bestätigt das. Das große kreative Potenzial unter den Jacobs-Studenten hat nicht nur an diesen beiden Ausstellungsabenden einen bemerkenswerten Rahmen gefunden, sich zu präsentieren. An beiden Nachmittagen stand auch künstlerische Aktivität auf dem Plan. Einige der externen Künstler, die die Organisatoren in diesem Jahr wieder eingeladen hatten, sich mit ihren Werken an der Ausstellung zu beteiligen, boten Workshops an.

Bei Peter Bock konnte man sich zur Aquarellmalerei anmelden, bei Torsten Kropp alles über Fotografie erfahren. Mit Mandalas beschäftigten sich die Studenten derweil in den Paper Studios. Hier hat sich Cornelia Lohmann vom Kunstraum Lesum ihr Atelier eingerichtet. Einmal in der Woche können die Jacobs-Studenten dort abtauchen und ihren gestalterischen Impulsen folgen. An diesem Nachmittag vor dem zweiten Ausstellungsabend stehen die Workshop-Teilnehmer rund um den großen Arbeitstisch, als seien sie versunken in die zarten Pinselstriche, die sie auf die vor ihnen liegenden Blätter auftragen. Sanfte Musik erfüllt den Raum, Cornelia Lohman schenkt Tee aus und gibt Tipps fürs Weitermalen. Im Raum nebenan drehen sich Töpferscheiben. Auch hier geben sich die Studenten ihren schöpferischen Handgriffen in wohltuender Ruhe hin. „Es gibt sehr viele talentierte Studenten an der Jacobs-Uni“, sagt Cornelia Lohmann. Und wie sie ihr Art Fest organisieren, sei „wirklich außergewöhnlich“.

Entstanden war die Idee dazu im Art Club, erzählt Regina Velazquez. Die Mexikanerin leitet den Malklub, in dem der Gedanke reifte, dass all die Kunst, die an der Uni doch eher im Verborgenen wirkt, auch ein Publikum haben sollte. „So haben wir die Gelegenheit, auch unsere anderen Seiten zu zeigen. Vieles, was wir neben dem Studium machen, hat eine hohe Qualität.“ Im ersten Jahr stellten sie eine Ausstellung ausschließlich für die Werke der Studierenden auf die Beine. Im vergangenen Jahr wurden erstmals auch externe Aussteller eingeladen. Udo Lindenberg steuerte zur Ausstellung fünf Bilder bei. Das war der Hit, erinnern sich die Organisatorinnen und strahlen.

In diesem Jahr zeigten 29 externe Künstlerinnen und Künstler sowie 33 Studentinnen und Studenten ihre Werke zum Thema Emotionen. „Wir sehen unsere Aufgabe auch darin, die Künstler miteinander zu vernetzen“, erklärt Airine Nuqi. Es haben sich wesentlich mehr Externe um einen Platz in der Ausstellung beworben, freut sich Andrea Pin, aber mehr hätten sie auf dem Pfad durch verschiedene Ausstellungsräume nicht unterbringen können. Den Besuchern boten sich in jedem Raum neue Erfahrungen. Nach dem fröhlich-gelben Einstieg folgte der Gang ins Dunkle. Im Kino spielten zwei Studenten so gefühlvoll Gitarre, dass es einem nichts ausgemacht hätte, den Rest des Abends – im Kinosessel versunken – zu lauschen und zu träumen. Hätten auf dem Pfad nicht noch so manche Sinnesreize gewartet. Im nächsten Black Room etwa. Dem Ort für „Dark Emotions“. Für Gefühle und Gedanken, die man „vor der Welt versteckt“. Zu den hier präsentierten Exponaten gehörten auch Texte, in denen die Studenten sehr ehrlich und offen ihre Gefühle formuliert hatten.

Auf Schwarz folgte Rot. Ganz klar der Bereich für die Liebe. Aber auch für Leidenschaft und Hass. Wer in den Raum wollte, musste sich seinen Weg zwischen mit roten Blüten verzierten Lichterketten bahnen, die von der Decke herab hingen. Manch einer sah sich dabei „gefangen von der Liebe“. Von hier aus war es nicht weit zum blauen Raum. Ein kurzer Schritt von „Love“ zu „Feeling Blue“. Dazu passend ein Video von rinnenden Regentropfen an einer Fensterscheibe.

Dass es sich lohnt, genau hinzusehen, zeigten geöffnete Spindtüren. In jedem Fach ein kleines Bild. Viel zu schnell würde man sie übersehen. Aber so hatten die Kunstwerke Raum für ihre Bedeutung gefunden. „Die Ausstellung soll die Augen öffnen“, weist Regina Velazquez denn auch auf das Art-Fest-Logo hin: ein offenes Auge. Das stieß am Ende des Pfades noch auf eine besondere Skulptur. Auf einen Eyecatcher: die Bremer Stadtmusikanten aus ollen Fahrradrahmen.

Zur Startseite
Mehr zum Thema

Das könnte Sie auch interessieren

Rätsel

Jetzt kostenlos spielen!
Lesermeinungen (bitte beachten Sie unsere Community-Regeln)