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Vegesacker Hafen Erst baggern, dann feiern

Der Kutter- und Museumshavenverein Vegesack hatte zum Baggerfest eingeladen. Es war auch als Dank für die Ausbaggerung des Hafens gedacht. Nun kann dessen 400. Geburtstag 2022 gefeiert werden.
29.08.2021, 17:30 Uhr
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Von Ulrike Schumacher/usch

Vegesack. Die Seemannslieder sind schon aus der Ferne zu hören und könnten passender nicht sein: Feststimmung am Rande des Vegesacker Hafens. Dort, wo kürzlich noch riesige Mengen Schlick ausgebaggert wurden, hat der Kutter- und Museumshavenverein Vegesack nun zu einem Baggerfest eingeladen. Vereinsvorsitzender Rolf Noll spricht auch von einem Dankeschön-Fest für all diejenigen, die mitgeholfen haben, dass der Vegesacker Hafen wieder seine ursprüngliche Tiefe von sechs Metern unter Meeresniveau hat und das Ein- und Ausfahren der Schiffe wieder möglich ist.

„Für das Ausbaggern haben wir mehrere Jahre gekämpft“, erzählt der zweite Vorsitzende Carsten Rendigs. Dass der Museumshafen das letzte Mal ausgebaggert wurde, liegt 17 Jahre zurück. Inzwischen war die Hafeneinfahrt „so versandet, dass wir nicht mehr rausfahren konnten“. An manchen Stellen hätten Schiffe schon aufgelegen.

Doch nun hat der Schneidkopfsaugbagger sein knapp zweimonatiges Werk vollendet, die rund 20 Schiffe sind wieder zu ihrem Liegeplatz im Hafenbecken zurückgekehrt, und der Kutter- und Museumshavenverein Vegesack kann frohen Mutes auf ein weiteres großes Fest blicken: Im Mai kommenden Jahres feiert der älteste künstliche deutsche Hafen sein 400-jähriges Bestehen. „Dazu haben sich zahlreiche Gäste aus dem In- und Ausland angekündigt“, sagt Rolf Noll. Ohne die Ausbaggerung des Ankerplatzes hätte ein solch historisches Ereignis nicht gefeiert werden können.

„Uns war es wichtig, dass wir diese Ausbaggerung endlich vornehmen“, betont Bremens Wirtschaftssenatorin Kristina Vogt (Linke), die zum Baggerfest gekommen ist. Der Museumshafen wird von der Wirtschaftsförderung Bremen (WfB) verwaltet. „Wir haben politisch gemeinsam den Willen gehabt, die Ausbaggerung vor dem 400. Geburtstag fertig zu haben.“ Über drei Millionen Euro haben die Baggerarbeiten gekostet, bei denen rund 32.000 Kubikmeter Schlick aus dem Hafenbecken gehoben wurden. 1,8 Millionen Euro davon werden aus Mitteln zur Förderung von Infrastrukturmaßnahmen im Rahmen der Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur“ finanziert. Ein Betrag, den sich der Bund und das Land Bremen teilen. Der restliche Betrag kommt aus dem Sondervermögen Gewerbeflächen der Stadt Bremen.

Ein Grund für die hohen Kosten ist die Entsorgung des, so Rolf Noll, „mit PCB, Pestiziden und organischen Zinnverbindungen verseuchten Schlicks“. Die Ursachen dafür liegen zum Teil Jahrzehnte zurück, berichtet Carsten Rendigs. Die Landwirtschaft der 1970er-Jahre zum Beispiel. Deren Schadstoffe seien über die Aue ins Hafenbecken gespült worden. Ein weiterer Grund sei eine frühere nicht weit entfernte Teerpappfabrik, an deren Stelle ein Baumarkt entstanden sei, „ohne zuvor den kontaminierten Boden zu entsorgen“. Und auch der Reifenabrieb am Vegesacker Busbahnhof spiele eine Rolle. Mit Transportschiffen, sogenannten Schuten, wurde der ausgebaggerte Schlamm zur Baggergutentsorgung nach Seehausen transportiert, wo er etwa ein Jahr lang entwässert und anschließend in der dortigen Baggergutdeponie entsorgt wird.

Die Wirtschaftssenatorin verbindet die erfolgreiche Ausbaggerung auch mit einer „Perspektive für die Maritime Meile und das Tourismuskonzept“. „Vegesack“, so Kristina Vogt, „ist als Mittelzentrum wichtig.“ Auch aus diesem Grund habe Vegesack aus dem Bremen-Fonds einen höheren Anteil an Projektmitteln zugewiesen bekommen als andere Stadtteile. „Wer Bremen maritim erleben will, muss nach Vegesack kommen“, unterstreicht auch Vegesacks Ortsamtsleiter Heiko Dornstedt.

„Wir haben einen ersten Stein ins Rollen gebracht“, deutet die Senatorin weitere mögliche Unterstützung an. Die Mittel müssen durch die Deputierten am 1. September noch bewilligt werden. Dann könnten aus dem Zukunftsfonds Innenstadt 318.000 Euro für das Themenjahr rund um den Hafengeburtstag sowie 60.000 Euro für die Weiterentwicklung des Zentrums Vegesack nach Bremen-Nord fließen.

Zur Sache

Der Museumshafen

Der Vegesacker Hafen gilt als der älteste künstlich angelegte deutsche Hafen. Erbaut wurde er in den Jahren 1619 bis 1622, weil die Lesummündung als Liegeplatz für die bremischen Schiffe nicht mehr ausreichte. Lange Zeit diente der Hafen als maritimer Hauptumschlagplatz der Hansestadt, bis sich der Warenumschlag nach der Gründung Bremerhavens im Jahr 1827 zum dortigen Hafen verlagerte.

Später entwickelte sich der Vegesacker Hafen zum Zentrum der Loggerfischerei, der großen Heringsfischerei, die bis in die 1970er-Jahre betrieben wurde.

Später verwandelte der Schifferverein Vegesacker Museumhaven, der heutige Kutter- und Museumshavenverein Vegesack, den Hafen in einen Museumshafen, in dem rund 20 Museumsschiffe ihren Liegeplatz haben. Im Mai kommenden Jahres feiert der Vegesacker Hafen seinen 400. Geburtstag.

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