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Virtueller Vorreiter Bauamt wird kundenfreundlicher

Die Nordbremer Abteilung der Baubehörde will mehr Angebote schaffen – zunächst vor Ort und später vielleicht auch im Internet. Sie hat sich angeboten, zum digitalen Pilotprojekt zu werden.
14.07.2018, 07:30 Uhr
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Bauamt wird kundenfreundlicher
Von Christian Weth

Bremen-Nord. Das Bauamt probiert etwas Neues. Das merkt man schon am Eingang: "Guten Tag, wie kann ich Ihnen weiterhelfen?" Der Mann, der das fragt, steht hinter einem Empfangstresen, der jahrelang ohne Empfangspersonal war. Er gehört, wenn man so will, zu einer Offensive, die teils wieder, teils erstmals gestartet wird. Der Service soll ebenso ausgebaut werden wie das Leistungsspektrum – zunächst vor Ort und später vielleicht auch im Internet. Das Amt hat sich angeboten, zum digitalen Pilotprojekt für die gesamte Baubehörde zu werden.

Den Plan, den Maximilian Donaubauer verfolgt, kann man nicht sehen. Er ist in seinem Kopf. Der Chef des Bauamtes sagt, dass einiges bereits konkret, manches aber noch vage ist. Der Mann am Empfang gehört zu den konkreten Projekten. Er ist kein neuer Mitarbeiter, sondern ein Mitarbeiter an einem neuen Platz – zunächst für 30 Stunden pro Woche. Donaubauer spricht von einem Anfang und davon, die Wochenzahl eventuell zu erhöhen. Er will, dass sich Besucher schneller orientieren können und das Amt telefonisch besser erreichbar wird. Auch dafür soll der Mann am Tresen sorgen.

Er ist bisher der einzige, der zumindest zeitweise an einem neuen Platz sitzt. Später, einen Termin gibt es noch nicht, sollen auch andere Kollegen wechseln. Donaubauer plant einen Umbau: hier der Verkauf von Bebauungsplänen, dort das Archiv, hier die Berater, dort die Fachleute für die Bauordnung. "Bereiche, die zusammengehören", sagt er, "sollen zusammengezogen werden." Wie viele Mitarbeiter umziehen werden, lässt Donaubauer offen. Nach seiner Rechnung arbeiten momentan genauso viele Frauen und Männer im Bauamt wie vor acht Jahren, als er die Leitung übernahm: 32, verteilt auf 27 Stellen.

Mehr Personal wird es ihm zufolge nicht geben. Dafür aber eventuell ein anderes Plus. Der Amtschef will Angebote des Landesamtes für Geoinformation an das Bauamt koppeln. Oder es zumindest versuchen. Dieses Projekt gehört zu denen, die vage sind. Genauso wie das Vorhaben, die Baubehörde zum digitalen Pilotprojekt zu machen: Donaubauer fände es gut, wenn Investoren und Projektentwickler ihre Bauanträge künftig online schicken könnten. Er erhofft sich dadurch nicht nur eine Arbeitserleichterung fürs Amt, sondern auch mehr Tempo bei der Bearbeitung der Prüf- und Genehmigungsverfahren.

Und mehr Service. Der Bauamtschef verweist auf andere Kommunen, die ihr Internetangebot so ausgeweitet haben, dass Bauträger einsehen können, wie weit das Verfahren vorangeschritten ist. Kommunen wie den Landkreis Osterholz beispielsweise. Dort hat die Verwaltung bereits vor Jahren eine spezielle Plattform eingerichtet: Bauakte online, heißt die. Wer sich bei ihr anmeldet, weiß nicht nur auf Tastendruck, welchen Status sein Antrag gerade hat, sondern auch, wer ihn bearbeitet und welche Unterlagen gegebenenfalls noch fehlen. Dokumente werden als Download bereitgestellt.

Was Donaubauer für den Norden vorschwebt, geht allerdings auch in Osterholz noch nicht: online Anträge stellen. "Papiere und Pläne", sagt Nadine Löser, "kommen nach wie vor per Post." Noch. Nach den Worten der Sachgebietsleiterin beschäftigt sich der Landkreis seit Längerem damit, den digitalen Service auszuweiten. Ihr zufolge haben sich Mitarbeiter in anderen Städten angeschaut, wie die Umstellung gelingen kann. Wann Osterholz folgt, ist laut Löser offen. Sie erklärt, was auch Donaubauer meint: Dass die Sache kompliziert ist, weil Programme kompatibel gemacht werden müssen.

Nordbremens Bauamtschef kann momentan nicht sagen, ob der Antragsservice für seine Abteilung technisch umsetzbar ist – und ob die Baubehörde überhaupt auf sein Angebot eingehen wird, sie zum digitalen Modellprojekt zu machen: "Es gibt bisher nur erste Gespräche." Philipp Oster und Olaf Mosel würden sich allerdings freuen, wenn es nicht nur weitere Dialoge gäbe, sondern auch das Okay. Der Architekt von Projektentwickler Procon und der Geschäftsführer von Bauträger M-Projekt rechnen fest damit, dass ein Online-Dienst die Antragsverfahren nicht nur transparenter machen, sondern auch beschleunigen würde.

Im Grunde kritisieren weder Oster noch Mosel das Tempo, in dem das Amt Anträge bearbeitet. Beide sagen, dass es manchmal schneller geht, manchmal langsamer – je nach Größe des Bauvorhabens und der Zahl an Gremien, die beteiligt werden müssen. Meistens, erklären sie, sind es Monate, die vergehen, ehe ein Verfahren abgeschlossen werden kann. Und dass selbstverständlich kein Investor und kein Projektentwickler etwas dagegen hätte, wenn sich die Verfahrensdauer verkürzen würde. Eine Aufstellung, wie lange das Bauamt für Bauanträge im Schnitt braucht, hat Donaubauer nicht.

Aber der Landkreis Osterholz. Im Verlauf der Jahre hat sich die Bearbeitungszeit in der Bauabteilung demnach generell verkürzt. Zum Beispiel bei Anträgen für Einfamilienhäuser: 2017 dauerte ein Verfahren durchschnittlich 40, vor 17 Jahren noch 65 Tage. Bei Gewerbebauten ist es ähnlich – 84 statt 110 Tage. Allerdings war die Bearbeitungszeit in der Osterholzer Bauabteilung auch schon mal kürzer. Im Vergleich der Jahre gibt es diverse Schwankungen. Manche haben mit den Dimensionen von einzelnen Bauprojekten zu tun, andere mit dem unterschiedlichen Aufkommen von Anträgen.

Donaubauer will nicht spekulieren, wann es im Nordbremer Bauamt eine Online-Bauakte wie in der Osterholzer Kreisverwaltung geben könnte. Oder die Möglichkeit, Anträge via Internet zu stellen, die andere Städte längst anbieten. Der Amtsleiter sagt, dass er auf eine baldige Entscheidung nur hoffen kann. Und dass er für nächstes Jahr etwas anderes fest eingeplant hat: eine Umfrage. Besucher, Kunden, Bauträger und Projektentwickler sollen sagen, wie zufrieden beziehungsweise unzufrieden sie mit dem Service und den Angeboten des Bauamtes sind – vor allem mit den Neuerungen, die bis dahin umgesetzt wurden.

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