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Bremen-Nord Betrüger mit Klemmbrett unterwegs

Betrüger sind im Bremer Norden unterwegs. Was ihre Masche ist und was die Polizei rät.
29.01.2023, 19:00 Uhr
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Von Jörn Hildebrandt/jöh

Rena Ihler ist Opfer einer Betrugsmasche geworden. Jetzt will sie andere warnen. Die Nordbremerin erzählt, was ihr nach einem Einkauf in einem Supermarkt in der Borchshöher Straße widerfuhr. Auf dem Weg zu ihrem Auto wurde sie von einem Mann mit einem Klemmbrett in der Hand angesprochen: Nur gestikulierend, weil anscheinend des Sprechens und Hörens nicht mächtig, zeigte er ihr ein Schriftstück, mit dem er angeblich für die „Integrationshilfeeinrichtung für Taubstumme mit Handicap“ Spenden sammelte. „Auf dem Zettel befand sich ein Stempel der Einrichtung sowie eine Unterschriftenliste. Aus ihr ging hervor, dass die meisten Spender zwanzig Euro gegeben hatten“, sagt Rena Ihler. "Doch als ich dem Mann zehn Euro in die Hand drückte, war er offenbar nicht zufrieden und wollte mehr Geld.“

Einrichtung gibt es nicht

Misstrauisch fuhr sie nach Hause, recherchierte im Internet den Namen der genannten Einrichtung - und stellte fest, dass es diese gar nicht gibt. Im Netz, erzählt Rena Ihler, werde ausdrücklich vor der Betrüger-Masche gewarnt. Nach ihrer Einschätzung werden damit besonders ältere Menschen reingelegt. „Diese Form von Betrug, die sich das Mitleid zunutze macht, finde ich besonders gemein, denn viele Rentner haben ja heutzutage nicht mehr viel Geld“, sagt sie.

Rena Ihler meldete den Fall beim Polizeirevier in Vegesack. Die Polizei weiß um die Betrugsmasche, die besonders in der kalten Jahreszeit praktiziert werde. Auf Nachfrage der NORDDEUTSCHEN teilt die Pressestelle mit, dass dem Fachkommissariat für Betrugsdelikte die Art des Vorgehens und das Ansprechen von Senioren bekannt sei. Diese Art des Betruges stelle jedoch wegen der geringen Häufigkeit der Fälle keinen Schwerpunkt der Ermittlungen dar.

Grundsätzlich sei das Betteln oder Spendensammeln im Stadtgebiet von Bremen nicht verboten, sondern nur missbräuchliche Formen - wie die Bettelei in Begleitung von Kindern oder durch Kinder sowie aggressive Formen des Bettelns. Dazu gehöre, Personen zu bedrängen, festzuhalten oder zu berühren.

Was die Polizei rät

Die Polizei rät, genau hinzuschauen, um tatsächlichen Hilfebedarf zu erkennen: Handelt es sich um eine offizielle Hilfs- und Spendenorganisation? Kann sich die Person ausweisen? Das Vorzeigen von Klemmbrettern oder Zetteln mit einer Botschaft, die zum Beispiel auf Taubstummheit hinweist, sei nicht immer ein eindeutiges Zeichen für eine Notlage.

Bei Verdacht, dass die Notlage nur vorgetäuscht sein könnte oder wenn die ansprechende Person aufdringlich werde, sollten Betroffene sich auf keinen Fall unter Druck setzen lassen, so die Polizei. Sie empfiehlt, laut „Nein“ zu sagen, die Situation so schnell wie möglich zu verlassen und die Polizei unter dem Notruf 110 zu informieren. Gegebenenfalls sollte man eine andere Person vor Ort um Hilfe bitten.

Damit Spenden auch die richtigen Menschen erreichen, empfiehlt die Polizei, sich an die Organisationen für Obdachlose und Hilfebedürftige zu wenden.

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