Keine Frage, der Sieg war glücklich. Deshalb brachen Spieler, Trainer und Verantwortliche des Blumenthaler SV nach dem Schlusspfiff auch nicht in Jubelarien aus. Mit 5:4 bezwang die Burgwallelf am Sonnabendmittag den Bremen-Liga-Rivalen BTS Neustadt, der nach einer furiosen Aufholjagd einen 1:4-Rückstand wettgemacht und den Auswärtssieg vor Augen hatte. In der 87. Minute aber mussten die Gäste dann doch den K.o.-Treffer zur 4:5-Auswärtsniederlage durch BSV-Mannschaftskapitän Kilian Lammers einstecken.
Die Blumenthaler legten das Fundament für ihren schwer erkämpften Erfolg in den ersten 45 Minuten. Und mit einem Blitzstart. Bereits nach 180 Sekunden und einem Freistoß stand der aufgerückte Innenverteidiger Luis Seidel goldrichtig und beförderte den Ball aus Nahdistanz zur 1:0-Führung über die Torlinie.
Geschockt zeigte sich das Team von Dauertrainer Volker Fahlbusch allerdings nicht. Im Gegenteil. Angetrieben von ihrem Mannschaftskapitän Allessandro Rath versuchten die Neustädter umgehend, eine Resultatsveränderung herbeizuführen. Was allerdings in der gesamten ersten Halbzeit daran scheiterte, dass Defensivarbeit und Spielaufbau der Mannschaft von Trainer Malte Tietze über weite Strecken wie ein Uhrwerk funktionierten. Wobei insbesondere die langen Bälle von Linksverteidiger Jasper Look für Alarm in der BTS-Abwehr sorgten.
Überhaupt setzte die Burgwallelf die Neustädter immer wieder mit Freistößen und Eckbällen unter Druck. Standards, die BTS-Coach Volker Fahlbusch nach dem Schlusspfiff verantwortlich für die Niederlage seiner Elf machte. Obwohl seine Schützlinge die Partie bis dahin komplett offen gehalten hatten, mussten sie denn auch in der 39. Minute den nächsten Gegentreffer hinnehmen. Nach einem Eckstoß von Jasper Look schraubte sich Mannschaftskapitän Kilian Lammers im BTS-Strafraum am höchsten und köpfte zur 2:0-Führung ein. Die zu diesem Zeitpunkt vollauf in Ordnung ging, weil die Burgwallelf insgesamt das stabilere Konzept auf den Platz gebracht und Paul Lentz in 35. Minute nur das Lattenkreuz getroffen hatte.
Noch vor der Halbzeitpause legten die Nordbremer nach. Zunächst scheiterte Mittelstürmer Tristan Schaper freistehend an BTS-Keeper Ali Azad (43.), dann aber drückte Innenverteidiger Luis Seidel den Ball nach einem Eckstoß von Hugo Weber per Kopf zum 3:0 in die Maschen (44.).
Allerdings zog sich Seidel eine Wadenverletzung zu und konnte in der zweiten Halbzeit nicht wieder auflaufen. "Mit Seidels Verletzung ist das Chaos bei uns ausgebrochen", wetterte Blumenthals Vereinschef Peter Moussalli nach dem Schlusspfiff. Tatsächlich hatte sich die Blumenthaler Abwehr urplötzlich wie ein Schweizer Käse präsentiert. Wobei nicht nur der für Seidel aufgelaufene Dario Sultan zunächst orientierungslos agierte. Die Neustädter aber witterten Morgenluft, schnürten die Gastgeber in deren Hälfte ein, und Sturmtank Marcel Dörgeloh sorgte bei einer Temperatur um den Gefrierpunkt für ein Neustädter Frühlingserwachen.
Zunächst verkürzte der 34-Jährige den Rückstand auf 1:3 (51.), als sich die Abwehr der Burgwallelf offen wie ein Scheunentor präsentierte. Ein Gegentreffer, der den Gästen zwar weiterhin Aufwind gab, aber zunächst auf Seiten der Gastgeber keinen Schaden anrichtete, weil sich deren Torwart Eric Walter als Fels in der Brandung erwies. Und bei einem der wenigen Entlastungsangriffe konnten die Blumenthaler durch einen strammen Flachschuss von Florian Brahtz aus rund 20 Meter sogar auf 4:1 erhöhen. Reaktion der Neustädter: Sie forcierten die Schlagzahl noch einmal und glichen innerhalb von vier Minuten durch Marcel Dörgeloh (74./78.) und Ebrima Camara (76.) zum 4:4 aus. In diesen 240 Sekunden stand die Burgwallelf komplett neben sich. Rappelte sich dann aber noch einmal auf, um doch noch als Sieger vom Platz zu gehen. Weil ihr Kapitän Kilian Lammers nach einem Eckstoß wiederum die Lufthoheit eroberte und zum Endresultat von 5:4 einköpfte (87.).