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Werder beim Blumenthaler SV Ducksch & Co begeistern beim 9:3

Als Profis zum Anfassen begeisterten die Bundesliga-Fußballer des SV Werder Bremen im Gastspiel beim Blumenthaler SV. Vor 3.516 Zuschauern trafen Kilian Lammers, Paul Lentz und Fatih Sakinc für die Gastgeber.
26.05.2024, 15:29 Uhr
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Von Rainer Jüttner

Fatih Sakinc stand am Mittelkreis des Burgwall-Stadions und schien in sich zu ruhen. Umgeben von seinen Verwandten und Freunden, die unaufhörlich Fotos mit der Handykamera schossen, wirkte sein Lächeln eher schüchtern, obwohl es ihm sicherlich vor Freude brodelte. Bundesliga-Schiedsrichter Sven Jablonski hatte das Freundschaftsspiel zwischen dem Blumenthaler SV und den Profis des SV Werder Bremen gerade abgepfiffen und um Sakinc herum tobte das Leben. Vornehmlich die jüngeren Fußball-Fans unter den rund offiziell bestätigten 3.516 Zuschauern hatten die Jagd auf die Autogramme ihrer Idole eröffnet und blitzschnell bildeten sich Menschentrauben um die Werder-Spieler herum. Fatih Sakinc genoss diesen Augenblick sichtlich und hatte zum Gelingen dieses Abends ja auch nicht unwesentlich beigetragen. Sein Treffer war zweifelsohne der schönste des Abends (87.). Zumindest aus Sicht der Blumenthaler Fans. Der A-Junior aus dem Regionalliga-Team hatte von der Strafraumgrenze Maß genommen und Werder-Keeper Angelidis mit einem herrlichen Schuss, der von der Unterkante der Latte ins Tor sprang, überwunden. „Für mich ist hier heute ein Traum in Erfüllung gegangen“, sagte der 18-Jährige.

Beinahe wäre Fatih Sakinc sogar als zweifacher Torschütze in die Analen des Blumenthaler SV eingegangen, doch seinem Treffer in der 81. Minute war eine Abseitsstellung vorausgegangen. Diese Schiedsrichterentscheidung schien jedoch eine Menge der Zuschauer in dem Trubel gar nicht mitbekommen zu haben, denn es herrschten nach dem Abpfiff doch einige Irritationen über den tatsächlichen Spielausgang. Klarheit brachte auf Nachfrage Sven Jablonski. Der SV Werder Bremen siegte am Ende also mit 9:3 (6:2) und erzielte dabei genauso viele Treffer wie im letzten Aufeinandertreffen im Jahre 2015, als den Blumenthalern allerdings kein Tor gelang.

Diesmal trafen die Gastgeber bereits verhältnismäßig früh durch ein kurioses Tor mit Unterstützung von Werder-Schlussmann Michael Zetterer. Der hatte beim Abschlag Kilian Lammers den Ball in die Hacken gespielt, der von dort aus zu Felix Agu kam, der wiederum Lammers anschoss, der sich diese Chance nicht entgehen ließ und zum 1:5-Zwischenstand traf (35.). Der Mannschaftskapitän war einer der wenigen Blumenthaler, die bereits 2015 gegen Werder auf dem Feld standen und war natürlich überglücklich. „Das war ein super Gefühl, auch wenn der Treffer ja doch ein bisschen was von Slapstick hatte. Aber wann schießt man schon einmal ein Tor gegen die Werder-Profis“, sagte der BSV-Stürmer.

Bis dahin hatten die Werderaner, die wie bereits beim 8:0 in Garrel mit etlichen A-Junioren aufliefen, schon eindrucksvoll unterstrichen, dass ihnen dieser Auftritt beim Bremen-Ligisten offensichtlich viel Spaß bereitete. Mit einer ordentlichen Portion Spielfreude und reichlich Offensivdrang hinterließ Werder einen glänzenden Eindruck bei den Fans. Besonders Salim Musah aus Werders U19-Bundesligateam schien in diesem Spiel nachdrücklich auf sich aufmerksam machen zu wollen. In der 30. Minute führten die Gäste bereits mit 5:0, drei Treffer davon gingen auf das Konto von Musah, zudem traf zweimal Jens Stage. Doch es sollte nicht bei dem einen Blumenthaler Treffer bleiben. Denn nachdem 6:1 durch Marvin Ducksch (41.), fasste sich Paul Lentz ein Herz und ließ Zetterer bei seinem Distanzschuss zum 2:6-Halbzeitstand keine Chance.

Kurz darauf bekam eine echte Blumenthaler Legende der jüngeren Zeit seinen verdienten Moment, als die Partie für einen Moment unterbrochen wurde und Malte Tietze unter dem Beifall der Zuschauer endgültig in den Fußball-Ruhestand verabschiedet wurde. Der 30-Jährige war nahezu ein Vierteljahrhundert lang fester Bestandteil der Blumenthaler Fußball-Familie und hatte sich nach einer chronischen Verletzung dazu durchgerungen, seine aktive Zeit endgültig zu beenden. Er genoss seinen Moment sichtlich. „Das hat schon richtig Bock gemacht und war einfach sehr geil. Auch wenn ich mir im Spiel schon etwas mehr erhofft hatte, aber wir haben zwei Tore gegen Werder gemacht. Was willst Du mehr?“, sagte der offensive Mittelfeldspieler.

Nach der Pause wurden die Teams ordentlich durcheinandergewirbelt. BSV-Trainer Denis Spitzer hatte unter anderem Eric Walter für Emilio Moussalli ins Blumenthaler Tor gestellt, der bis dahin einige gute Paraden gezeigt hatte. Walter musste später behandelt werden, nachdem ihn der eingewechselte Werderaner Arda Halicioglu mit dem Ball im Gesicht getroffen hatte. Apropos Halicioglu: der Wechsel des Blumenthalers zu den Grün-Weißen war der eigentliche Grund für das Werder-Gastspiel am Burgwall. Der 17-Jährige war Anfang des Jahres ins Nachwuchsleistungszentrum des SVW gewechselt und spielt dort in der A-Junioren-Bundesliga. Er verzeichnete in seiner alten Heimat einige Torchancen, die er aber nicht nutzen konnte. Stattdessen bauten Nick Woltemade – der in seinem letzten Spiel für Werder noch als Kapitän auflaufen durfte – und zweimal Dawid Kownacki die Werder-Führung aus.

Dabei schien bereits rund 60 Sekunden nach dem Anpfiff die Luft raus zu sein – zumindest aus dem Spielball, der nach der Intervention von Marco Friedl ausgetauscht wurde. Neben dem Kapitän hatte Trainer Ole Werder unter anderem mit Stark, Stage, Malatini und allen voran Marvin Ducksch auch die etablierten Profis in die Stammelf beordert. In zivil konnten aber auch Torwart Jiri Pavlenka, Christian Groß, der gerade sein Abschiedsspiel bestritten hatte, und auch der verletzte Mitchell Weiser die Autogrammwünsche vor Ort erfüllen. Und auch Frank Baumann ließ sich den Besuch im Burgwall-Stadion nicht nehmen, bevor er im Sommer seinen Geschäftsführer-Posten an Clemens Fritz abgeben wird.

Werder hatte letztlich also nahezu jeden, der Rang und Namen hatte, mit nach Blumenthal gebracht und punktete auch im Umgang mit den Fans. Aufgeschlossen, nahbar und geduldig versuchten Spieler und Offizielle deren Wünsche zu erfüllen und ließen sich auch von dem sintflutartigen Regen nicht beeindrucken, der Mitte der zweiten Hälfte rund zehn Minuten lang alles restlos durchnässte, was nicht unter dem Tribünendach oder den Bäumen am Stadionrand Unterschlupf finden konnte.

Letztlich können die Verantwortlichen des Blumenthaler SV auf ein tolles Event zurückblicken. Es ist schon bemerkenswert, in welch kurzer Zeit sie die Organisation dafür auf die Beine gestellt haben. Das sah am Ende auch Werder-Trainer Ole Werner so: „Die zweite Hälfte hat zwar schon etwas durch den Regen gelitten, aber das war hier heute eine gelungene Veranstaltung.“

Blumenthaler SV – SV Werder Bremen 3:9 (2:6)

Blumenthaler SV: Moussalli; Look, da Silveira, Starke, Seidel, Sultan, Tietze, Brahtz, Yilmaz, Lammers, Lentz (weiterer Kader: Walter, Rodel; Günther, Köhler, Porquet, Wagner, Spies, Ahrens, Seebeck, Brendow, Sakinc, Weber, Akdag, Malek, Chwiendacz, Schaper, Schönawa, Paeslack.

SV Werder Bremen: Zetterer (46. Angelidis); Stark (46. Bellmann), Friedl (46. Jung), Malatini (46. Schmetgens), Baum (46. Joas), Alvero (46. Lynen), Agu (46. Hathaway), Stage (46. Adeh), Hansen-Aaröen (46. Woltemade), Musah (46. Halicioglu), Ducksch (46. Kownacki)

Tore: 0:1 Salim Musah (8.), 0:2 Jens Stage (13.). 0:3 Jens Stage (15.), 0:4 Salim Musah (23.). 0:5 Salim Musah (30.), 1:5 Kilian Lammers (35.). 1:6 Marvin Ducksch (41.), 2:6 Paul Lentz (44.), 2:7 Nick Woltemade (55.), 2:8 Dawid Kownacki (74.), 2:9 Dawid Kownacki (83.), 3:9 Fatih Sakic (87.)

Schiedsrichter. Sven Jablonski - Dominik Minke und Mattis Wolf - Emil Thiekötter

Zuschauer: 3.516 RTR

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