Ungewohnte Rolle für Niklas Stanze, den neuen Torhüter des Fußball-Bremen-Ligisten SG Aumund-Vegesack. In den Lotto-Pokal-Partien gegen den TuS Komet Arsten (3:1) und 1. FC Burg (7:0) saß er auf der Bank, im Viertelfinale gegen den SC Vahr Blockdiek (2:0) sowie im gestrigen Semifinale beim Brinkumer SV (0:2) stand er nicht einmal im Kader. „Die letzten anderthalb Jahre war ich immer die klare Nummer eins“, erklärt der 25-Jährige, der vom niedersächsischen Bezirksligisten FC Eintracht Cuxhaven in die Bremen-Liga wechselte. Und da dieser Wechsel wegen der Pandemie früh erfolgte und Stanze schon seit einigen Wochen bei der SAV trainiert, musste sich der Neue zunächst einmal hinter den Torhütern einreihen, mit denen die SAV durch die abgebrochene Punktspielsaison hin bis zur Wiederaufnahme des Lotto-Pokals gegangen ist: Jan Niklas Dähne und Rene Schmidt. Dass Stanze dann aber doch zweimal im Kader stand, lag daran, dass Dähne in den Partien gegen Komet Arsten und Burg den Rest einer Rotsperre abbrummen musste.
Die jetzige Hierarchie dürfte aber bald Geschichte sein. Zwar hält SAV-Trainer Björn Krämer es durchaus für möglich, mit diesen drei Torhütern in die Spielzeit zu gehen, doch geklärt ist noch nichts: „Wir müssen uns nach der Saison zusammensetzen. Vielleicht kann sich einer dann ja Spielpraxis in der Zweiten holen.“ In den bisherigen Trainingseinheiten sei der Umgang der drei Keeper miteinander jedenfalls harmonisch gewesen. Nun sind also die Spieler am Zug und müssen sich zu einer Dreierkonstellation mit all ihren Vor- und Nachteilen bekennen oder sich nach einer Veränderung umschauen.
Eine Veränderung kommt natürlich nicht für Niklas Stanze in Frage, denn sonst hätte die SAV ihn ja nicht holen zu brauchen. „Niklas ist auf jeden Fall dabei“, legt sich Björn Krämer fest. Während Stanze in der Bremer Amateurfußballszene ein unbeschriebenes Blatt ist, war er dies für Krämer nicht. Denn Krämer, der mit der SAV als Spieler wie Trainer traditionell Stammgast beim Bremerhavener Stadthallenturnier war und ist, hat den 1,84 Meter langen Keeper dort schon spielen sehen und damit ein Bild von ihm vor Augen. Als Krämer dann gelesen hatte, dass es Stanze beruflich nach Bremen verschlägt, griff er zum Handy und nahm Kontakt auf. Und Krämer war nach Auskunft von Stanze nicht der einzige, der sich um den Regionalverkaufsleiter einer großen Verbrauchermarktkette bemühte. Aber Krämer machte das Rennen. „Björn Krämer hat mir das beste Gefühl vermittelt“, begründet der Keeper, warum er der SAV den Zuschlag gab.
Reingeschnuppert in sein neues sportliches Betätigungsfeld hat Niklas Stanze nun über den Lotto-Pokal, ansonsten betritt er Neuland. Der 25-Jährige spielte zuletzt zweieinhalb Jahre für Eintracht Cuxhaven, davor 17 Jahre für den TSV Altenwalde. Die Bremen-Liga kennt er allerdings vom Austausch mit seinen „ESC-Jungs“. Das sind Freude, die heute beim Bremen-Ligisten ESC Geestemünde spielen und mit denen Niklas Stanze einst gemeinsam in Altenwalde kickte. Nun will er selber in der Bremen-Liga kicken und fiebert dem Saisonstart entgegen: „Ich freue mich darauf, eine andere Liga kennenzulernen. Und darauf, auch im Winter spielen und trainieren zu können, denn Kunstrasenplätze haben wir in Cuxhaven nicht.“
Gelegenheit, sich ein Bild von den Fähigkeiten des neuen Keepers zu machen, hatten bislang nur die Trainer – darunter der neue Torwarttrainer Holger Meyer (vorher Borgfeld) – und die Mitspieler in den Übungseinheiten. Was Björn Krämer da gesehen hat, lässt sich so zusammenfassen: sehr gut im Eins-gegen-eins, gut auf der Linie, gut mitspielend, gute Athletik und gute Sprungkraft. Eine Einschätzung, die Niklas Stanze insgesamt bestätigt und insofern ergänzt, dass er gezielt daran arbeite, sich beim Abfangen von Flanken und in der Strafraumbeherrschung zu verbessern. Und sollte die SAV bei einem Hallenturnier einen Mangel an Feldspielern und einen Überschuss an Torhütern haben: kein Problem. Stanze hat sich in der Halle schon mehrmals als Feldspieler bewährt und findet auch durchaus Gefallen daran. Aber sein Hauptaugenmerk wird er sicher darauf legen, bei der SAV das zu sein, was er die vergangenen anderthalb Jahre beim FC Eintracht Cuxhaven war: die Nummer eins.