Lust auf Fußball und Spaß am Fußball. Diesen Eindruck transportiert die SG Aumund-Vegesack in diesem Herbst auf die Plätze der Bremen-Liga. Und sorgt für Begeisterung beim eigenen Anhang und für Anerkennung beim Gegner. So auch am Sonnabendnachmittag, als die Mannschaft der Interimstrainer Issam El-Madhoun und Miguel Garcia einen Auftritt auf den Kunstrasenplatz in Vegesack zauberte, der einfach wunderbar anzuschauen war. Leidtragender der von der SAV gezeigten Fußball-Feinkost war der Tabellenzweite OSC Bremerhaven, der mit einer 0:4 (0:4)-Niederlage im Gepäck die Rückfahrt in die Seestadt antreten musste.
Vor allem in den ersten 45 Minuten war es ein SAV-Spektakel, in dem der OSC dem hohen Tempo, blinden Verständnis und der Finesse der Nordbremer schlichtweg nicht gewachsen war. Im Mittelpunkt dieser von Issam El-Madhoun als "überragend" bezeichneten ersten Spielhälfte stand Mücahit Özkul, dem zwischen der zweiten und 22. Minute ein Hattrick zur 3:0-Führung gelang. Bei seinen Treffern stand er entweder am Ende einer nicht zu stoppenden Kombination, profitierte von einem frühen Ballgewinn oder vollstreckte von der Strafraumgrenze.
Wie es der SAV gelang, auf dem engen Platz ein breit angelegtes Spiel mit einer großen Auswahl an Anspielmöglichkeiten und einer perfekten Strafraumbesetzung aufzuziehen, war beeindruckend. Dabei übernahmen Mahdi Matar und Abdullah Basdas die Rolle der Taktgeber und in vorderster Linie spielten Mücahit Özkul, Sebastian Kurkiewicz, Avni-Serdar Güngör und Lennart Kettner die OSC-Hintermannschaft schwindelig. Der unermüdlich anlaufende Güngör belohnte sich unmittelbar vor dem Halbzeitpfiff mit dem Treffer zum Pausen- und zugleich Endstand.
"Es hätte zur Halbzeit auch 0:6 stehen können", stellte Bremerhavens Teammanager Björn Böning fest, den vor dem Anpfiff schon ein ungutes Gefühl, auch weil mit Mehmet Ari und Marcel Wagner zentrale Spieler fehlten, beschlichen hatte: "Als Fußballer weiß man, dass solche Serien auch einmal enden." Während der OSC damit nach zehn Bremen-Liga-Siegen am Stück wieder einmal verlor, baute die SAV ihre Siegesserie aus: Fünf Siege mit 22:6 Toren.
Aber nicht nur die Offensivabteilung der SAV machte einen richtig guten Job. Auch Keeper Jan Dähne strahlte die gewohnte Ruhe und Souveränität aus und die Viererkette mit Lokman Abdi und Shefik Osmani innen sowie Richard MC-Mensah Quarshie und Dilges Bayrak auf den Außenpositionen ließ kaum etwas anbrennen. Und das, obwohl der OSC schnell aus der Pause zurückkehrte und voller Tatendrang auf die SAV wartete, um das Ergebnis zu korrigieren. Die Torjäger Jari-Pekka Ley und Jan-Niklas Kersten hingen nun zwar nicht mehr so in der Luft wie im ersten Abschnitt, doch ernsthaft unter Beschuss geriet das SAV-Tor nicht.
Die SAV ihrerseits hatte eine Handvoll weiterer sehenswerter Offensivszenen zu verzeichnen, doch die Leichtigkeit und Präzision der ersten Spielhälfte war etwas verloren gegangen. Das Gesamtbild wurde davon allerdings nicht getrübt. Wie auch Torjäger Mücahit Özkul bei seiner Auswechslung in der 82. Minute feststellte: "Ein perfekter Tag. Es hat alles geklappt." Und auch Interimstrainer Issam El-Madhoun hatte nicht nur seine helle Freude an der ersten, sondern auch an der zweiten Hälfte, in der die SAV ohne Gegentor blieb: "Das war wichtig. Vor allem gegen solch einen Gegner." Wie OSC-Teammanager Böning mit der Niederlage umging, war übrigens bemerkenswert: "Unsere erste Halbzeit war grottig. Aber ich mag Aumund. Das ist okay."