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Bremen-Liga Hoffen auf das perfekte Spiel

Avni-Serdar Güngör und die SG Aumund-Vegesack treffen mit einer Siegesserie im Rücken auf die Übermannschaft Werder II
09.02.2024, 16:18 Uhr
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Von Jens Pillnick

Es ist das erste Mal, dass ich auf Platz 11 spiele“, sagt Avni-Serdar Güngör, von allen nur Serdar gerufen, der mit der SG Aumund-Vegesack an diesem Sonntag um 14 Uhr in der Fußball-Bremen-Liga beim SV Werder Bremen II antritt. Aber nicht nur die Location mit sattem Naturgrün und Rasenheizung ist eine besondere, sondern auch der Gegner. Denn der ehemalige Dritt- und Regionalligist will mit seiner unter Profibedingungen arbeitenden Mannschaft direkt wieder aufsteigen und unterstreicht das mit seiner Bilanz von 16 Siegen aus 16 Spielen bei einem Torverhältnis von 111:11. Für jeden Gegner sind die Partien die Saisonhöhepunkte, können aber auch – wenn die Gegentorflut zu hoch wird – zu einem unschönen Erlebnis werden. Doch wie in einem Pokalspiel zwischen dem hohen Favoriten und einem Underdog ist die Hoffnung auf eine Sensation immer ein Teil dieses Ereignisses.

So auch bei Serdar Güngör, den sein Trainer Issam El-Madhoun als den „Senkrechtstarter der Saison“ bezeichnet. „Wir brauchen den perfekten Tag. Ich hoffe, dass wir ohne Gegentor bleiben“, erklärt der Offensivmann und träumt mit offenen Augen von einem 2:0 oder 2:1 für die SAV. Doch wie sehr der Student des Wirtschaftsingenieurwesens mit beiden Beinen auf dem Boden steht, verdeutlich der zweite Teil seiner Einschätzung: „Ich hoffe, wir machen es ihnen nicht zu leicht.“ Dabei denkt er auch an das Hinspiel, in dem die SAV schnell mit 0:4 in Rückstand lag und nach der Halbzeit ein zum 1:5-Endstand führendes 1:1 erreichte.

Blindes Verständnis mit Matar

Einige Wochen nach dieser Partie passierte einiges. Nach sechs Saisonspielen (drei Siege, drei Niederlagen) erklärte Markus Werle seinen Rücktritt und Co-Trainer Issam El-Madhoun übernahm erst interimsweise, mittlerweile bis zum Saisonende. Es folgte einer Phase der Verunsicherung. Das 4:0 gegen die Leher TS erwies sich als Strohfeuer, vier bittere Niederlagen am Stück ließen Schlimmes befürchten. Doch das Team und Trainer Issam El-Madhoun schafften den Turnaround und gingen mit sechs Siegen in Folge in die Winterpause. Siege, bei denen sie ein Offensivfeuerwerk abfeuerten. Und mit diesem guten Gefühl im Rücken stellen sie sich nun bei der Übermannschaft der Liga vor und hoffen auf den perfekten Tag. Eine Idee, wie die SAV die Platzherren vor Probleme stellen kann, hat Serdar Güngör parat: „Abdu fängt die Angriffe ab, Mahdi leitet das Umschaltspiel ein und Basti oder ich treffen.“ Soll heißen. Der erfahrene Abdullah Basdas räumt vor der Abwehr ab, der mit einem feinen Fuß und viel Gespür für Räum und Wege ausgestattete Mahdi Matar spielt Pässe in die Schnittstellen der Abwehr und Sebastian Kurkiewicz oder Serdar Güngör vollstrecken.  „Wir verstehen uns blind“, sagt Güngör über Matar, mit dem er einst für den Blumenthaler SV in der A-Junioren-Regionalliga kickte.

Und auch dieses blinde Verständnis hat dazu beigetragen, dass Serdar Güngör mit elf Saisontreffern der erfolgreichste SAV-Torschütze ist und die nach eigener Aussage beste Phase im Herrenbereich spielt. „Wenn seine Leistungskurve weiter so nach oben geht beziehungsweise auf dem Niveau bleibt, ist er ein Kandidat für andere Ligen“, ist sich Trainer Issam El-Madhoun, der Güngör problemlos im Angriffszentrum und auf den Flügeln einsetzen kann, sicher. Dass Serdar Güngör bei der SAV gelandet ist, ist also eine Win-win-Situation. Die Nordbremer haben einen laufstarken, technisch guten und torgefährlichen Offensivspieler bekommen, und Serdar Güngör hat die Gelegenheit genutzt, sich ins Rampenlicht zu spielen. Dass ihm das auf Anhieb gelungen ist, erklärt der in Achim lebende Student so: „Ich komme jedes Mal mit einem Lächeln zum Training. Ich mag die Jungs.“ 

Das Wohlbefinden und der Spaß treiben den 23-Jährigen an und lassen ihn daran glauben, ein höheres sportliches Ziel erreichen zu können: „Ich habe in der Jugend in der Regionalliga gespielt und möchte das auch bei Herren.“ Regionalliga spielte Serdar Güngör bei den C-Junioren für den ATSV Sebaldsbrück, sein damaliger Trainer Carsten Herbst lotste ihn später zu den Regionalliga-A-Junioren des Blumenthaler SV. Dort schaffte er als A-Junioren auch den Sprung in den Herrenbereich, ehe sich ein Kreuzbandriss als Stoppschild erwies. Die stark von Corona beeinflussten Spielzeiten und ein Auslandsjahr mit Praktikum in Izmir ließen den Fußball für ihn quasi ruhen, ehe er beim TuS Schwachhausen seine Aufbauphase unter Trainer Denis Spitzer, der jetzt für die Bundesliga-B-Junioren und Herren des Blumenthaler SV tätig ist, startete.

Der Rückzug des TuS Schwachhausen in die Landesliga machte den Weg für etwas Neues frei, den SAV-Teammanager Harun Hadziomerovic mit seinem Anruf bei Serdar Güngör einleitete. Nun, etwas mehr als sieben Monate später, ist Serdar Güngör ein Leistungsträger bei der SAV, hat sich in der Bremen-Liga einen Namen gemacht und die Grundlagen geschaffen, um im höherklassigen Fußball anzuklopfen. Dafür ist das Spiel der SAV am Sonntag um 14 Uhr bei den Bremen-Liga-Profis von Werder Bremen II ein perfektes Schaufenster, in dem Serdar Güngör und seine Teamkollegen so gerne das perfekte Spiel zeigen wollen.

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