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Fußball-Bremen-Liga Eine vergebene Großchance und ihre Folgen

Mücahit Özkul hat beim OSC Bremerhaven den Siegtreffer der SG Aumund-Vegesack auf dem Fuß. Doch es blieb beim gerechten 1:1 und die Tabellenführung in der Bremen-Liga ist damit futsch.
09.10.2022, 17:47 Uhr
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Von Jens Pillnick

Bremerhaven/Vegesack. Mücahit Özkul hämmerte kniend mit der Faust auf den Rasen. Als er sich aufrichtete, sagte er zu sich selbst: "Der muss doch rein, Mann." Diese Szene in der 82. Minute drückte Enttäuschung aus. Enttäuschung über die vergebene Riesenchance zum 2:1-Siegtreffer für die SG Aumund-Vegesack im Sonnabend-Spiel der Fußball-Bremen-Liga im Nordseestadion beim OSC Bremerhaven. Nach dem Abpfiff gesellte sich die Enttäuschung darüber hinzu, die Tabellenführung an den KSV Vatan Spor verloren zu haben.

Verständliche Enttäuschung von Mücahit Özkul, der bei seinem Solo von der linken Seite auf Höhe der Mittellinie zwei Bremerhavener abgeschüttelt hatte und dann an Keeper Max-Ole Ballhoff gescheitert war. Verständlich war Minuten später auch die Enttäuschung darüber, mit dem Remis die Tabellenführung und dieses dazugehörige Hochgefühl eingebüßt zu haben. Aber: Die SAV ist als Fast-Absteiger der Vorsaison nicht im Kreis der Titelanwärter aufgeführt und hat sich bisher – und auch erneut beim 1:1 gegen den spielstarken OSC Bremerhaven – prächtig geschlagen. Und eine Reaktion auf das 2:4 in der Vorwoche gegen Werder III gezeigt, dass die sechs Liga- und zwei Pokalspiele andauernde Siegesserie beendet hatte. 

Die Unzufriedenheit über den Teilerfolg im Nordseestadion zeigt aber auch, dass die SAV Freude und Gier am Siegen entwickelt hat und es Spielern und Verantwortlichen nach weiteren Erfolgen dürstet. Dass sich Spieler und Cheftrainer Markus Werle ("Mit dem Punkt zu leben fällt schwer, weil wir so stabil aus der Halbzeit zurückgekommen sind und wir spielerisch gute Umschaltmomente hatteb") nicht mit Kompromissen anfreunden wollen, ist ein Ausdruck der gestiegenen eigenen Erwartungen und der Stärke. Als die SAV gefestigt in die zweiten 45 Minuten ging, da blitzte wieder das Mitte der ersten Hälfte abhandengekommene Umschaltspiel auf. Den feldüberlegenen Platzherren wurden in schöner Regelmäßigkeit Nadelstiche versetzt, die zu einem bitteren Ende für den jetzt sechsmal in Folge ungeschlagenen OSC, der nur das Auftaktspiel gegen den Blumenthaler SV verlor, schmerzhaft hätte enden können. 

Aber nicht nur nach vorne lief es wieder. Auch die Mittelfeldspieler bekamen endlich Zugriff auf den Gegner und brachten das Umschaltspiel nach Balleroberungen im Zentrum wieder auf Touren.

Schon in der ersten 25 Minuten der Begegnung hatte die SAV angedeutet, dass sie die Werder-Niederlage abgehakt hatte und in der Lage ist, die personellen Probleme nach den Ausfällen von Bashkim Toski, Joris Atayi und Christian Böhmer zu kompensieren. Der Stil war zwar zunächst ein anderer, doch er bewährte sich und gab Sicherheit. Denn zunächst operierte die SAV häufig mit langen Bällen von Innenverteidiger Mario Vukoja, die dafür sorgten, dass die Defensivordnung erhalten blieb. Bälle, die nicht nur lang waren, sondern auch perfekt in die Laufwege seines Bruders Marin und dem ebenso schnellen Mücahit Özkul passten. Der vierte oder fünfte lange Ball bereitete in der zwölften Minute auch die Führung der SAV vor. Marin Vukoja behauptete sich erst im Zweikampf mit seinem Gegenspieler und wurde dann vom OSC-Keeper im Strafraum zu Fall gebracht. Ein Fall für Torjäger Mücahit Özkul, der der Elfer sicher verwandelte.

Mitte der ersten Hälfte ließ sich die SAV immer weiter nach hinten drängen, kam nicht mehr in die Zweikämpfe und musste schnelle Ballpassagen des OSC über sich ergehen lassen. Da die SAV in der Mitte aber nichts zuließ, verpuffte so mancher Angriff mit der Verlagerung auf die Flügel. Wo sich Richard MC-Mensah Quarshie links über 90 Minuten ein packendes Duell mit dem dribbelstarken Mechak-Lazolo Nankishi lieferte und Schwerstarbeit, für die er ein dickes Trainerlob erhielt, verrichtete. Letztlich endete das Duell wie die Partie unentschieden, weil Nankishis Aktionen keinen Torerfolg generierten. Das eine Tor, das dem OSC gelang, war ein Sonntagschuss am Sonnabendnachmittag. Dass Yagmur Horata die Kugel aus halblinker Position und rund 30 Metern Torentfernung abfeuerte, war mutig und schien eher aussichtslos. Doch als der Ball im rechten Giebel einschlug, ging ein Raunen durch die Zuschauerreihen. Es war zugleich die letzte Aktion vor der Halbzeit. Ein, wie Markus Werle eingestand, verdienter Treffer für den in dieser Phase dominanten OSC Bremerhaven.  

Im Mannschaftskreis gab es ein dickes Trainerlob und abschließend den Blick voraus. Denn der nächste Gegner heißt KSV Vatan Spor – und da kann sich die SAV am Sonnabend die so lieb gewonnene Tabellenführung mit einem Sieg zurückholen.

Info

OSC Bremerhaven – SG Aumund-Vegesack  1:1 (1:1)

OSC Bremerhaven: Ballhoff; Siga, Olatunjji, Nankishi, Hoeder (74. Wazneh), Tunjic (46. Kuchinke), Ari (74. Mfumu), Onwuzo, Muhaxheri, Horata, Wagner

SG Aumund-Vegesack: Dähne; MC-Mensah Quarshie, Syla, Özkul (84. Tunc), Noukpetor (22. Ramic), Khan Mario Vukoja, Marin Vukoja (84. Kiebacher), Abdi, Föge, Doye (71. Kaup)

Tore: 0:1 Mücahit Özkul (12., Foulelfmeter), 1:1 Yagmur Horata (45.)

Schiedsrichter: Jamil Mousavi (FC Riensberg)

Zuschauer: 80  PJ

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