Keine Frage, die Sportvereinigung Hemelingen war im Spitzenspiel der Fußball-Bremen-Liga über weite Strecken die spielbestimmende Mannschaft. Die dennoch im Vegesacker Stadion mit einem 0:0 zufrieden sein musste, weil sie den Defensiv-Verbund der SG Aumund-Vegesack nicht zu knacken vermochte. Hier spielte Schlussmann Jan-Niklas Dähne einmal mehr den entscheidenden Part, als er in der 27. Minute den Schuss des frei vor ihm aufgetauchten Hemelingen Mittelstürmers Femi Lepe mit einer Glanzparade parierte.
Der Rückstand für die Vegesacker lag an einem sonnigen, aber kalten Novembertag mehrfach in der Luft, sodass die SAV-Fans unter den 140 Zuschauern nicht umhinkamen, des Öfteren die Daumen zu drücken. Was augenscheinlich half und den Gastgebern bis zum Schlusspfiff die Chance eröffnete, mit einem „Lucky Punch“, wie Trainer Markus Werle es formulierte, sogar noch alle drei Punkte einzufahren. Das wäre dem eingewechselten Abdo Alan kurz vor dem Abpfiff fast gelungen. Doch sein Schrägschuss geriet zu zentral, sodass Hemelingens Torwart Marcel Pfaar den Ball unter sich begraben konnte (83.).
Insgesamt aber musste der Gäste-Keeper wesentlich weniger brenzlige Situationen überstehen als sein Kollege im SAV-Gehäuse. Dähne strahlte jedoch wie gewohnt Ruhe aus, stand immer richtig und hielt was zu halten war. Verlassen konnte er sich von Beginn an auf seine unmittelbaren Vorderleute: Dean Hannawald, Abdi Lokman, Fahrudin Ramic und Mario Vukoja.
Dass 90 Minuten Fußball auch ohne Tore höchst kurzweilig und spannend sein können, bewiesen beide Mannschaften auf dem an der Oberfläche teilweise noch gefrorenen und rutschigen Rasen. Der spielerischen Überlegenheit der Gäste begegneten die Vegesacker mit großer Einsatzfreude und Laufbereitschaft. Und wenn es für seine Mitspieler galt, einmal kräftig durchzuatmen, sorgte vor allem der schnelle und dribbelstarke Williams Lewisgton Noukpetor mit langen Sprints für Entlastung.
Nach kurzem Abtasten übernahmen die Gäste meistens die Initiative in einer von beiden Seiten verbissen geführten Partie. In der SVH-Coach Feyhat Tuncel seinen Spielern schon nach zehn Minuten attestierte: „Ihr macht das gut.“ Tatsächlich attackierten die Gäste früh und ließen den Vegesackern bei ihren Offensivbemühungen wenig Raum. Das galt allerdings auch im umgekehrten Fall. Zwar hatten die Hemelinger mehr Ballbesitz, in Strafraumnähe war der torhungrigste Sturm der Liga aber mit seinem Latein am Ende.
In der 27. Minute bot sich Femi Lepe dennoch besagte Riesenchance, die Gäste in Führung zu bringen. Weil die Pfeife des Unparteiischen bei einem Foul an Leon Föge an der Mittellinie stumm geblieben war, tauchte der SVH-Goalgetter allein vor Jan-Niklas Dähne auf, der Lepes Schuss jedoch reaktionsschnell parierte.
Auch im zweiten Durchgang hielt die von beiden Seiten mit hoher Intensität geführte Partie die Zuschauer in Atem. Der Spannungsbogen blieb hoch, weil sowohl der Tabellenführer als auch sein Verfolger unermüdlich versuchten, das Tor des Tages zu erzielen – oder zu verhindern. In der Schlussphase allerdings schlich sich zunehmend Hektik in die Aktionen ein. Was nicht zuletzt am Unparteiischen lag, der nach Ansicht von Feyhat Tuncel „seine Linie“ nicht durchhielt, weil er das Spiel zunächst laufen ließ, dann aber plötzlich oft zum Gelben Karton griff.
Und in der 75. Minute zur Roten Karte für den zwei Minuten zuvor eingewechselten Vegesacker Xhavit Vrankaj, der Hemelingens Abdula Genaev mit einem groben Foul gestoppt haben sollte. Aus Sicht von SAV-Coach Markus Werle waren beide Spieler schlicht ausgerutscht. Nur eine Minute vor Vrankajs Einwechslung war SAV-Sturmtank Mücahit Özkul im Strafraum der Gäste „elfmeterreif“ vom Ball getrennt worden, wie Vegesacker Spieler meinten. Doch der Pfiff des Schiedsrichters blieb aus.
„Die Mannschaft hat Charakter bewiesen und dem Hemelinger Druck widerstanden“, zeigte sich der SAV-Coach nach dem Abpfiff hoch zufrieden. Auch sein Hemelinger Kollegen Feyhat Tuncel sprach sich anerkennend über die starke Defensivleistung der Vegesacker aus, resümierte aber auch: „Gemessen an der Zahl der Torchancen hätten wir gewinnen müssen.“