Noch ist unklar, wie sich Long-Covid genau auf die Gesundheit Erkrankter auswirkt. Die Jacobs University sucht deshalb nach Patienten und Patientinnen, die nach einer Infektion unter starker Erschöpfung und anderen Symptomen leiden. Müdigkeit, Gedächtnisprobleme, Atemschwierigkeiten und Schlafstörungen gehören zu den häufigsten Symptomen. Halten die Beschwerden auch vier Wochen nach einer Covid-Infektion noch an oder entwickeln sich neue Symptome, spricht man laut Forschenden von Long Covid, nach zwölf Wochen von Post Covid.
"Ungefähr zehn Prozent aller Menschen, die nach einer Covid-Infektion Symptome zeigen, erkranken an Long- oder Post-Covid", sagt Christina Derksen, eine der Projektmanagerinnen des Forschungsprojektes. „Vielen Betroffenen ist es aufgrund der Erkrankung unmöglich, ihren bisherigen Tätigkeiten im Berufs- und Privatleben wie gewohnt nachzukommen.“ Um besser zu verstehen, welche Folgen die Erkrankung auf den Alltag und die soziale Teilhabe Betroffener hat, befragen die Forschenden Interessierte daher mit Online-Fragebögen zu ihrem Leben. Drei Mal im Abstand von vier bis acht Wochen können die Patienten Auskunft zu ihrer Arbeitsfähigkeit, ihrer Gesundheit, und ihren Symptomen geben. Um an der Online-Befragung teilnehmen zu können, sind unter anderem ein Internetzugang, ausreichende Deutschkenntnisse und die Fähigkeit, selbst am Computer lesen und schreiben zu können, erforderlich. Die Onlineumfrage ist Teil des Forschungsprojektes ASAP.
Wer ist von Long- und Postcovid besonders betroffen?
Eine erste Befragungswelle hat das Forschungsprojekt der Jacobs-University schon durchlaufen, die Ergebnisse werden noch ausgewertet. Was bisher schon fest steht: "Es sind viele Frauen unter den Befragten, das fällt auf", sagt Christina Derksen. Auch überraschend viele jüngere Erkrankte hätten sich gemeldet. "Außerdem viele Menschen mit Doppelbelastungen, etwa Menschen, die in Vollzeit gearbeitet und eine Familie versorgt haben". Sie würden durch die Langzeitfolgen der Infektion oft völlig aus ihrem Alltag geholt, sagt die Projektmanagerin. Plätze bei spezialisierten Ärzten seien noch rar, viele Hausärzte überfordert. „Das Gefühl, nicht verstanden zu werden, belastet und verunsichert viele Patientinnen und Patienten", sagt auch die Leiterin des Projektes, Sonia Lippke. "In der Folge treten Angst und Depression auf, die die Bewältigung des Alltags zusätzlich erschweren."