Seit einem Jahr fährt die Regio-S-Bahn-Linie 1 wieder nach dem sogenannten Regelkonzept. Zuvor waren die Züge zwischen dem Hauptbahnhof und dem Bremer Norden seltener und kürzer unterwegs, da die Nordwestbahn nicht genügend Personal hatte, um den normalen Fahrplan anbieten zu können. Deshalb hat das Unternehmen eine Ausbildungsoffensive gestartet und bildet nun nach eigenen Angaben mehr Triebfahrzeugführer aus, als es für den Betrieb eigentlich benötigt. Entsprechend ist die Zahl der ausgefallenen Züge deutlich gesunken.
Zwischen Mai 2019 und Februar 2020 verzeichnete das Mobilitätsressort teilweise Ausfallquoten von über drei Prozent. Für das gesamte Jahr 2020 kommt die Behörde auf eine Quote von 1,08 Prozent. "Die Quote für den Ausfallgrund Personalmangel lag in den ersten sechs Monaten dieses Jahres bei null Prozent", sagt Jens Tittmann, Sprecher des Mobilitätsressorts. "Da ist es der Nordwestbahn mit ihrer Ausbildungsoffensive wirklich gelungen, das Problem in den Griff zu bekommen."
Dass die Nordwestbahn insgesamt auf eine Ausfallquote von null Prozent kommt, hält Jens Tittmann allerdings für unwahrscheinlich. Spielende Kinder auf den Gleisen oder Wetterphänomene wie Eis und Schnee sowie Stürme würden immer wieder dafür sorgen, dass nicht jeder Zug planmäßig fahren könne. Deshalb liege die Ausfallquote im ersten Halbjahr dieses Jahres auch wieder etwas bei über einem Prozent. "Das entspricht aus unserer Sicht der einzuhaltenden Obergrenze", so Tittmann.
Neben dem Mobilitätsressort zieht auch der Fahrgastverband Pro Bahn ein positives Fazit nach einem Jahr Regelkonzept. "Es gibt auf der Strecke der Regio-S-Bahn-Linie 1 ab und zu mal einen Zugausfall, aber eine Großbaustelle ist die Verbindung nicht mehr", sagt Malte Diehl, Vorsitzender des Landesverbandes Niedersachsen/Bremen. "Die Rückkehr zum normalen Fahrplan hat sehr gut funktioniert."
Allerdings hätten sich die Personalengpässe im Bremer Norden nicht so stark bemerkbar gemacht, wie im Weser-Ems-Netz, das ebenfalls von der Nordwestbahn betrieben wird. "Die Ausfälle auf der Strecke Osnabrück - Oldenburg - Wilhelmshaven waren massiv", sagt Diehl. "Dort sind teilweise die hälfte aller Züge ausgefallen." An einigen Tagen habe es auf bestimmten Streckenabschnitten nur einen Drei-Stunden-Takt gegeben, obwohl laut Fahrplan alle 60 Minuten ein Zug kommen müsse. "Solche Verhältnisse gab es im Netz der Regio-S-Bahn glücklicherweise nicht", so der Vertreter von Pro Bahn.
Während die Nordwestbahn dem Personalmangel Herr werden konnte, besteht ein anderes Problem nach wie vor. Nach den Worten von Jens Tittmann werden die Züge der Regio-S-Bahn regelmäßig mit Graffiti beschmiert. Woche für Woche würden rund 100 Quadratmeter Fahrzeugfläche verunstaltet werden. "Im Gegensatz zu früheren Jahren beseitigt die Nordwestbahn die Graffiti nun deutlich schneller. In der Regel sind nur frisch beschmierte Fahrzeuge noch für wenige Tage im Einsatz", so Tittmann. Dennoch seien die Schmierereien sehr ärgerlich, da sie nicht nur Zeit, sondern auch Geld kosten.