Vollmundig hat die Schulbehörde angekündigt, die Lehrerverteilung zu zentralisieren, um unterversorgte Schulen zu stützen. Das hört sich zunächst mal gut an. Denn offensichtlich benötigt eine Schule wie die Grundschule am Wasser mit einer 77-prozentigen Unterrichtsversorgung die Hilfe der Schulverwaltung. An der Tami-Oelfken-Schule in Lüssum sieht es ähnlich aus. Die Teilautonomie der Schulen bei Neueinstellungen hat in diesen und in vielen anderen Fällen insbesondere im Bremer Norden keine Trendwende gebracht.
Bedeutet „Zentrale Steuerung“, dass die Verwaltung einen neuen Lehrer ohne Wenn und Aber dahin schickt, wo der Mangel am größten ist? Das lässt die Formulierung zwar vermuten, die Realität sieht aber anders aus: Zwangsverpflichtungen gibt es nicht. Es wird nett gefragt, ob sich ein Bewerber mal diese oder jene unterversorgte Schule ansehen wolle. Lehnt ein Bewerber ab, werde man im Einzelfall entscheiden, was daraus folge, heißt es aus der Behörde. Folgen? Wahrscheinlich Fehlanzeige.
Bremen kann es sich gar nicht leisten, Bewerber zu vergrätzen, denn auch andere Bundesländer buhlen um deren Gunst. Nennt ein Neulehrer also individuelle Gründe, warum er nicht im Norden arbeiten will – das kann schon der eigene Wohnort sein – bietet Bremen ihm aller Voraussicht nach die nächste Stelle im Quartier um die Ecke an.
Die Neuregelung erfüllt hier nur einen Zweck: Sie täuscht vor, dass sich die Behörde um eine Lösung kümmert. Denn erfolgversprechend ist die maue „Zentrale Steuerung“ nicht. Andere Lösungsstrategien sind denkbar: Prämien, reduzierte Wochenstunden bei Lohnausgleich, Umzugshilfen. Da müsste Verwaltung kreativ werden. Einfach ist das nicht, weil zum Beispiel bei Prämien oder Stundenausgleich sofort alle nach ausgleichender Gerechtigkeit riefen.
Fakt ist aber, dass das SPD-geführte Bildungsressort unter dem Zwang steht, eine funktionierende Lösung zu präsentieren. Wer mit einer derart hohen Wiederholungsrate beteuert, er wolle für Chancengleichheit bei der Bildung sorgen, kann den Lehrermangel in ohnehin benachteiligten Gebieten nicht mit einem Schulterzucken akzeptieren, wie es jetzt geschieht.
Denn derzeit verschlechtern sich die Chancen der Kinder, die an eine Schule mit Lehrermangel gehen, weiter.