Seit rund sieben Monaten herrscht der Lockdown für Sporteinrichtungen. Auch Nordbremer Tanzschulen sind davon betroffen. Das Studio Casa de la Danza setzt darum auf Online-Kurse per Videokonferenz.
„Der Blickwinkel ist gut, aber wir brauchen noch mehr Füße“, hallt es durch das Casa de la Danza. Normalerweise steppt in den beiden Tanzsälen mit ihren Spiegelwänden und Sitzecken der Bär. Aber durch den Lockdown ist das Parkett leer, bis auf drei Tänzer, die sich gerade vor einer Videokamera mit Laptop, Beamer und großer Leinwand aufstellen. Bei den drei Anwesenden handelt es sich um das Ehepaar Simone und Matthias Lass und Tochter Romina. Gemeinsam leiten sie die Nordbremer Tanzschule an der Lindenstraße. Romina Lass ist als digital Native für die Technik zuständig und justiert nun nach Angaben den Vaters die Kamera. Die Füße des Tanzlehrer-Paars sind zu sehen und schon wirbelt es zur nächsten Pirouette über das Parkett.
Fünf Paare haben sich zum Online-Kurs für Jive zugeschaltet, einem rasanten Tanz mit vielen Kicks, Twists und lockeren Hüftschwüngen, der als Verwandter des Rock’n Roll gilt. Die Pärchen tanzen meistens in ihrem eigenen Wohnzimmer, zwischen Sofa und Fernseher. Sie haben Laptop- oder Handykameras auf sich ausgerichtet und sehen sich, die Familie Lass und die anderen Kursteilnehmer zugleich auf dem Monitor. Eine Videokonferenzschaltung macht es möglich. Gelegentlich wirft es eines von den Paaren mit zu viel Schwung aus der Bahn und Matthias Lass ruft ihnen zu, dass sie in den Kameraausschnitt zurücktanzen müssen. Das sorgt neben der mitreißenden Musik und den launigen Moderationen der Familie Lass für Stimmung. „Machen sie die Kicks nicht zu hoch, sonst haut es die Vase um oder der Hund kriegt was ab“, warnt Matthias Lass zum Gelächter seiner Frau.
„Die Online-Kurse klappen gut, sogar wenn bei den Kursteilnehmern zu Hause nur wenig Platz ist. Wir stellen uns mit den Tanzfiguren, die geübt werden sollen, darauf ein“, erzählt Matthias Lass. Jive, Disco-Fox, Hiphop für Kinder, auch Fitnessangebote wie Zumba und Movita bietet die Familie per Video-Schalte an - ein Lichtblick für die Hobbytänzer und die Betreiber gleichermaßen. „Zum Tanzen gehört Geselligkeit einfach dazu. Wir freuen uns wie Bolle darauf, dass es dank der niedrigen Inzidenzzahlen vielleicht bald mit dem richtigen Kursprogramm bei uns im Haus weitergehen kann“, sagt der ausgebildete Tanzlehrer.
„Die beiden Lockdowns haben uns schwer getroffen und das nicht nur in finanzieller Hinsicht. Wir vermissen einfach das Leben in der Tanzschule, den Kontakt zu den Teilnehmern, unsere Bälle und Events. Sonst ist bei uns fast jeden Tag etwas los und jeden Samstag eine Tanzparty“, ergänzt Simone Lass. Kohlfahrten, Faschingsfeiern, Tanz in den Mai, die großen Premierenbälle für Jugendliche, bei denen sogar Livebands spielen… alles musste die Familie Lass absagen. Immerhin konnten sie im vergangenen Sommer die Säle für ihre Schüler öffnen. Ein ausgefeiltes Hygienekonzept, viel Platz und Lüftungsanlagen sorgten für Sicherheit. „Die Online-Kurse machen Spaß. Aber es ist für uns alle nicht dasselbe wie der normale Betrieb“, findet die studierte Fitnessökonomin und -trainerin Romina Lass. „Die Tanzschüler möchten zu uns kommen, etwas anderes sehen als das eigene Zuhause und den besonderen Flair einer Tanzschule erleben. Das kann keine Video-Konferenz ersetzen.“