Erst gab es Widerstand im Beirat, dann in der Baudeputation – jetzt gibt es ihn von Bürgern. Aumunder wollen nicht hinnehmen, dass der Bahnhof im Ortsteil abgerissen werden soll. Sie haben den Petitionsausschuss der Bürgerschaft eingeschaltet. Ihr Argument: Nicht alles, was alt ist, muss weg, damit Platz für Neues geschaffen werden kann. Auf dem Gelände will sich der benachbarte Aldi-Markt erweitern. Geplant ist ein Wendeplatz für Lastwagen.
Anke Nerger hat die Petition eingereicht. Sie kann nicht verstehen, dass ein Gebäude, das so ortsbildprägend ist wie der Bahnhof, einfach wegkommen soll. Ein Gebäude, das ihr zufolge nicht irgendwer vor mehr als 100 Jahren bauen ließ, sondern Karl Mohrmann, der auch die St.-Michaelis- und die Kirche an der Wigmodistraße entworfen hat. Nerger weiß, dass der Bahnhof nicht unter Denkmalschutz steht. Doch für sie ist er trotzdem unbedingt erhaltenswert.
Eine heikle Kreuzung
Und für andere: Acht Aumunder haben ihre Petition unterzeichnet. Nerger sagt, dass sie spielend leicht Hunderte Unterschriften zusammenbekommen hätte. Nur braucht es gar nicht so viele, um den Petitionsausschuss einzuschalten. „Im Grunde hätte ich das Schreiben an die Bürgerschaft allein unterschreiben können.“ Deshalb hat sie sich ausschließlich die Unterstützung der Menschen gesichert, die von einem Abriss direkt betroffen wären: der Nachbarn.
Für sie und Nerger verbietet sich ein Abriss schon deshalb, weil sie sich einen Wendeplatz für Lastwagen zwischen Meinert-Löffler- und Hammersbecker Straße partout nicht vorstellen können. Nerger spricht von einer heiklen Kreuzung. Von Autos und Bussen, die dort schon jetzt lange stehen, wenn die nächste Nordwestbahn kommt. Und davon, dass jeder, der sich in Aumund auch nur ein bisschen auskennt, zusätzlichen Lastwagenverkehr an dieser Stelle für unverträglich halten muss.
Darum kann sich Anke Nerger nicht erklären, wie das Bauamt zu einem anderen Schluss kommen konnte. Und was sich die Sachbearbeiter und Planer dabei gedacht haben, dem Bauantrag von Aldi zuzustimmen. Nerger, 78, früher Sprecherin des Beirats, geht fest davon aus, dass sie sich wenig dabei gedacht haben. Die Sozialdemokratin hat das nach eigenem Bekunden schon oft von Behörden erlebt: „Es wird etwas auf den Weg gebracht, ohne die Folgen zu bedenken.“
Statt den alten Bahnhof abzureißen, sollte nach ihrer Ansicht etwas anderes mit ihm versucht werden: ihn aufzuwerten. Nerger stellt sich Wohnungen in dem Gebäudekomplex vor, ein Geschäft oder eine Gaststätte so wie früher. „Warum nicht? Die Bausubstanz, hat man mir gesagt, ist noch immer gut.“ Nach ihren Worten ist der Bahnhof kein Gebäude wie jedes andere in Aumund, sondern eines, das zur Geschichte des Ortsteils dazugehört. Und die, meint sie, gelte es zu erhalten.
Wann sich der Petitionsausschuss mit dem Bahnhof beschäftigt, ist unklar. Laut Sabine Saupe-Smith vom zuständigen Referat der Bürgerschaft vergehen nicht selten Monate, ehe das Gremium über eine Petition entscheidet – „manchmal drei, manchmal auch mehr“.