Am 7. Februar feierte Dennis Brendow seinen 19. Geburtstag mit all dem, was ein solcher Tag eben mit sich bringt. Freundliche Zuwendungen, Kaffee und Kuchen und natürlich Präsente. Das wohl größte Geschenk hatte er sich bereits drei Tage zuvor selber gemacht. Da stand er erstmals seit August 2023 wieder für den Fußball-Bremen-Ligisten Blumenthaler SV in einem Pflichtspiel auf dem Feld. 83 Minuten lang hatte er im Nachholspiel gegen den SC Vahr Blockdiek wieder all das gezeigt, was ihn ausmacht. Einsatzwillen, Kampfgeist, Robustheit und Tempo. Mit 4:1 feierte der BSV letztlich einen guten Start ins neue Sportjahr, doch mindestens genauso wichtig war für Brendow die Erkenntnis: die Schulter hält.
Das tat sie dann auch im ersten Rückrundenspiel gegen den ESC Geestemünde am vergangenen Sonntag. Auch da war es letztlich Brendows Energieleistung zu verdanken, dass die Blumenthaler in einem turbulenten Spiel einen 0:1-Rückstand noch in einen 2:1-Sieg ummünzen konnten. Der Auszubildende zum Industriemechaniker ist dabei sowohl für die Herren in der Bremen-Liga als auch für die A-Junioren in der Regionalliga unersetzlich, ist neben seiner Präsenz auch für die Standards verantwortlich, ist Freistoßspezialist und schießt auch die Elfmeter. Genau diese Art von Antreiber hatten die Blumenthaler in der Hinrunde so schmerzlich vermisst. Besonders für die A-Junioren in der Regionalliga, für die Dennis Brendow vorrangig aufläuft, hatte dies fatale Folgen. Der Aufsteiger war angesichts des starken Kaders und der verheißungsvollen Vorbereitung mit dem Maximalziel Bundesliga-Aufstieg gestartet, hatte aber vor allem aufgrund zahlreicher Ausfälle wichtiger Stammspieler unerwartete Rückschläge zu verkraften.
Leidensgeschichte beginnt in Borgfeld
Einer davon war zweifelsfrei der Ausfall von Dennis Brendow. Lediglich im A-Junioren-Auftaktspiel gegen Holstein Kiel (1:3) stand er Trainer Peter Moussalli zur Verfügung. Danach holte ihn seine Leidensgeschichte wieder ein. Die begann im Sommer 2022 bei der Sportwoche in Borgfeld, als er sich erstmals die Schulter auskugelte. Dies sollte ihm in der Folgezeit noch weitere vier Mal passieren, letztmals in der Bremen-Liga-Partie der Blumenthaler gegen LTS Bremerhaven. "Ich hatte gar nicht einmal solch starke Schmerzen, habe mir aber gedacht, es kann doch nicht sein, dass ich mir dauernd die Schulter auskugele", sagte Dennis Brendow.
Ein MRT-Termin bei Dr. Schorn, dem Schulterspezialisten der Paracelsus Kliniken, brachte schließlich Gewissheit. "Die Gelenklippe an der Schulter war abgerissen, eine Operation somit nicht abwendbar", erinnert sich der BSV-Youngster. Dennoch holte er sich noch eine zweite Expertenmeinung ein. Über seinen Teamkollegen Malte Tietze und dessen Kontakte zum früheren Blumenthaler und jetzigen Profi Lucas Höler, sah sich der Mannschaftsarzt der Breisgauer, Dr. Helge Eberbach, ebenfalls noch einmal die MRT-Bilder an und empfahl ebenso eine OP. Schließlich wurde Dennis Brendow am 5. September dann erfolgreich in Bremen operiert und absolvierte fortan ein zweimal wöchentliches Physiotraining. Anfang Dezember 2023 durfte er dann endlich wieder leichtes Fußballtraining ohne Körperkontakt absolvieren. "Das war bis dahin schon eine verdammt schwere Zeit. Ich musste zuvor noch nie so lange ohne Fußball auskommen. In den ersten eineinhalb Monaten nach der OP ging ja ohnehin noch nichts. Aber als ich dann schon schmerzfrei war und immer nur noch zusehen konnte, wurde es ziemlich hart", sagt Dennis Brendow.
Es versteht sich fast von selbst, dass er in dieser Zeit so oft wie möglich bei einer seiner Mannschaften war. Ob Spiel, ob Training – er übernahm dann eben andere Aufgaben. Für Trainer Peter Moussalli sagt das viel über den Menschen Dennis Brendow aus. "Er ist der Wunschspieler jedes Trainers. Einer, der auf dem Platz immer Vollgas gibt, der sich immer in den Dienst der Mannschaft stellt und sich bis zuletzt aufopfert. Und vor allem einer, der mit seiner Energie und Leidenschaft alle anderen mitzieht. Denn wenn ein Brendow neben dir spielt, kannst du dich nicht zurücklehnen. Da musst du mit gehen. Sein Wille treibt das ganze Team an."
Moussalli muss es wissen, mittlerweile kennen sich die beiden seit fünf Jahren. Als sein Schützling noch in Surheide spielte, fiel dem BSV-Trainer bereits dessen Einsatzfreudigkeit auf und er hätte Brendow bereits gern zum Blumenthaler SV geholt. Doch der legte noch einen kurzen Abstecher zum FC Oberneuland ein, bevor er sich dann der erfolgreichen C-Jugend des BSV in der Regionalliga anschloss. "Das war dann sicherlich sein Durchbruch. Und er machte Riesenschritte, holte sich seine Griffigkeit, die ihn auch heute auszeichnet", sagt Peter Moussalli.
Lange nicht mehr so fit wie heute
Und die kommt nicht von ungefähr. Dennis Bredow ist beseelt vom Fußball und ihm ist klar, dass ihm die Grundlagen für sein körperliches Spiel nicht geschenkt werden. Und so hält er sich auch neben den vier obligatorischen Trainingsabenden weiter in Topform. In seiner fußballerischen Zwangspause waren zusätzliche Einheiten im Laufen, Radfahren und Training im Gym sein tägliches Brot. Klar, dass er natürlich auch optimal vorbereitet in sein Comeback ging. "Tatsächlich war ich lange nicht mehr so fit wie gerade jetzt. Seit November konnte ich mich voll auf mein Training konzentrieren und fühle mich besser denn je. Jetzt brenne ich darauf, endlich wieder meinem Team helfen zu können. Ich freue mich riesig auf die Fortsetzung der A-Junioren-Saison", sagt er.
Dass ein solches Juwel wie Denis Brendow auch die Begehrlichkeiten anderer Vereine weckt, dürfte kaum verwundern. Im vergangenen Sommer klopfte zum Beispiel der niedersächsische Oberligist SV Atlas Delmenhorst bei dem Platjenwerber an die Tür. Das sportliche Rüstzeug dafür hätte er allemal. Davon ist auch Peter Moussalli überzeugt. "Regionalliga, sicher auch Dritte Liga sind für Dennis realistisch", sagt der Trainer und Vereinsboss in Personalunion. Doch für Dennis Brendow kam ein Wechsel (noch) nicht infrage. Denn mindestens zwei triftige Gründe sprachen dagegen. Da ist einerseits sein Trainer, Mentor und väterliche Freund, Peter Moussalli. Der hat bereits seit längerem angekündigt, dass er nach dem Ende der Saison keine weitere Trainertätigkeit mehr ausüben will. "Er ist der beste Trainer, den ich je hatte und sein sehr anstrengendes Training hat uns allen auch unsere gute Fitness gebracht. Es ist natürlich sehr schade, dass er aufhört. Aber bis dahin will ich auf jeden Fall mit ihm noch zusammenspielen", sagt Brendow.
Und dann ist andererseits da ja noch seine wichtigste Mission. Die laufende Saison ist für ihn die letzte als A-Junioren-Fußballer, danach wechselt der 19-Jährige komplett in den Herrenbereich. Und auch wenn das große Ziel, der Aufstieg in die A-Junioren-Bundesliga etwas außer Sicht geraten ist, wird er wie immer bis zuletzt alles dafür geben. Und er blickt schon über diese Saison hinaus. "Die Hinrunde ist nicht perfekt gelaufen, aber ich habe immer noch Platz zwei im Hinterkopf. Ich will für den 2006er-Jahrgang noch so viel wie möglich rausholen."