Als gestern zu später Stunde bei der PDC Super Europe League die Entscheidung darüber fiel, wer sich das eine zu vergebene Ticket zur Teilnahme an der Darts-Weltmeisterschaft im Dezember im Alexandra Palace ("Ally Pally") in London sichert, da waren Michael Klönhammer und Andree Welge schon zurück in Beckedorf (Kreis Osterholz) beziehungsweise Bremen. Denn für die beiden Bundesliga-Spieler vom DC Vegesack war in Bittburg am Donnerstagabend im Achtelfinale Endstation gewesen. Für "Mecki" Klönhammer mit 3:6 gegen Dragutin Horvat, für Andree Welge in einer mitreißenden Partie gegen Niko Springer mit 5:6.
Michael Klönhammer (55) und Andree Welge (51) konnten die Stadthalle in Bitburg erhobenen Hauptes verlassen, denn sie hatten der vornehmlich neuen Generation ordentlich Paroli geboten. Und das offenbar für viele im Teilnehmerfeld überraschend. Denn in einer Tipprunde der Teilnehmer vor Spielbeginn am Dienstag, waren laut Klönhammer er selbst, Andree Welge und der befreundete Niedersachse Arno Merk auf hinteren Plätzen in ihren Gruppen einsortiert worden, die das Aus nach der Vorrunde bedeutet hätte. "Viele kannten mich nicht", hatte Andree Welge eine Erklärung dafür parat. Dabei hat Welge ein Kapitel Darts-Geschichte geschrieben und im Jahr 2005 gemeinsam mit dem ebenfalls für den DC Vegesack spielenden Tomas Seyler als erster deutscher Spieler bei der Darts-WM auf der Bühne gestanden.
Und da hatte Welge ("Ich bin nicht so das Trainingsmonster") jetzt zum insgesamt sechsten Mal hinwollen. Einen Strich durch die Rechnung machte ihm der aufstrebende Niko Springer, der am Ende des Matches gegen Andree Welge bereits 30 180er im Laufe des Turniers auf dem Konto hatte. Ebenso den Viertelfinaleinzug, bei dem er sich als Stehaufmännchen präsentierte. Denn wie dem Gesichtsausdruck von Andree Welge bei der Liveübertragung auf Sport1 zu entnehmen war, lief es für ihn zunächst einmal wie am Schnürchen. Ein 140er-Highfinish (Triple 20 und zweimal Double 20) führte zu einer 3:0-Führung gegen den "Meenzer Bub". Was dann? "Ich habe mich zu sicher gefühlt", blickt Welge auf den weiteren Verlauf der Partie zurück, in der Springer aber zunehmend stark gecheckt habe und sich zurückmeldete. Aber auch Welge ließ nicht locker und gewann das siebte Leg zum 4:3.
Beim 4:5 stand er mit dem Rücken zur Wand, überlebte einen Matchdart und schaffte es in den Decider. Der ein stückweit tragisch verlief. Ein Darts fiel aus der Triple 20 heraus. Der Bouncer verhinderte, dass Welge auf 95 stellte. Die gebliebenen 155 eliminierte er nicht, während Springer seine 112 mit einem Double auf die 16 beendet. Welges Resümee fiel zwiegespalten aus: "Ich habe gemerkt, dass ich jeden schlagen kann. Aber ich bin auch enttäuscht, denn es war mehr drin."
Michael Klönhammer nannte die Konstanz von Dragutin Horvat als entscheidenden Faktor beim Achtelfinal-K.o. "Am Anfang lief es gut, dann hat er mich unter Druck gesetzt", erklärte Klönhammer, der bis zum 3:4 dran blieb und einen starken Average von 87.51 spielte. "Es war eine geile Erfahrung", urteilte er nach einem Karriere-Highlight, das 2024 eine Wiederholung erleben könnte. Denn wenn sich der Modus nicht ändert, sind alle 16 Teilnehmer, die die Vorrunde überstanden haben, für die nächste Auflage gesetzt. "Klar hätte ich da Bock drauf", sagt Klönhammer, dem ein Veranstaltungsort mit einer kürzeren Anreise als nach Rheinland-Pfalz allerdings sehr gelegen käme. Somit könnte das von Andree Welge und Michael Klönhammer mit dem Überstehen der Vorrunde erreichte Minimalziel zu einer Fortsetzung und zu einer neuen Chance auf einen Start in "Ally Pally" führen.