Am letzten Sonnabend im Juni fand mit dem Marine Kutterrace eine der zahlreichen Abschlussveranstaltungen der Kieler Woche statt. Dazu angereist waren auch zwei Kutterpullteams des Maritime Tradition Vegesack (MTV) Nautilus. Während die Havenfilous nach einem harten Rennen in der Kieler Mittagssonne den zweiten Platz der Damenteams errangen, setzte sich das Team Horizont in der Open-Klasse durch. In der Rekordzeit von unter sechs Minuten meisterten sie die einen Kilometer lange Rennstrecke und ließen dabei das als Favorit geltende Team von der Elbe weit hinter sich zurück. Bei der Preisverleihung erwartete sie jedoch eine Überraschung.
Das Kutterrennen, das den traditionellen Abschluss der Marinekutterregatten auf der Innerförde bildet, gehört nach einhelliger Meinung zu den schönsten seiner Art. Dies ist nicht verwunderlich, denn der Wettkampf findet parallel zur großen Schiffsparade der Kieler Woche statt und folgt auf die Wettfahrten der Segelkutter der Marine. Die Rennstrecke endet an der Festmeile, was ein hohes Zuschaueraufkommen und entsprechende Stimmung garantiert.
Bewegtes Wasser – starke Strömung
Doch neben dem Ambiente stehen die herausfordernden Gegebenheiten der Förde. Zum Teil stark bewegtes Wasser, variierende Strömungsbedingungen, Wind und die Auswirkungen des Schiffsverkehrs erschweren es, den Kutter auf Linie zu halten und in das notwendige Tempo zu bringen. Dies und die für Kutterpullrennen ungewöhnliche Länge von 1000 Metern haben dem Rennen den Ruf verliehen, das härteste seiner Art zu sein.
Eigentlich wollte das favorisierte Kutterteam des TSV Seestermüher Marsch, das seit 1994 in Kiel antritt, den Sieg für sich beanspruchen, am Ende mussten sie sich jedoch mit dem zweiten Platz zufrieden geben. Dabei sah es zu Beginn gut aus. Die Ruderer von der Elbe setzte sich nach dem Startschuss an die Spitze des Feldes und sorgte für einen bequemen Abstand zur Konkurrenz. Es folgte das Team der Vegesacker Jungs, darauf Team Horizont und an vierter Stelle das Racing Team Treibhausen aus Elsfleth.
Zügig an die Spitze
Nach wenigen Hundert Metern jedoch stellte sich das Feld neu auf. Team Horizont gewann an Fahrt und setzte sich zügig an die Spitze. „Wir mussten uns zuerst an das fremde Material gewöhnen“, berichtet Steuerfrau Katrin Stukenburg. Während Rennen normalerweise im eigenen Kutter gefahren werden, geschieht dies in Kiel mit zugelosten Marinekuttern. „Die Jungs haben aber von Anfang an Vollgas gegeben und nach 300 Metern lief der Kahn“, so Stukenburg weiter. Daran, wo sie sich zu Beginn befunden hätten, kann sich die Vegesackerin nicht erinnern. „Ich habe mich ganz auf die Männer konzentriert, um die Ruhe im Boot zu bewahren. Gerade am Anfang ist es wichtig, nicht hektisch zu werden und den Takt zu halten.“
Mit Aussicht auf das erste große Kutterpullrennen nach zwei Jahren hatten die Teams von der Weser ihr Training verstärkt. Mehrmals die Woche waren sie auf dem Wasser. Ein Einsatz, der sich ausgezahlt hat: Das Team Horizont lief in einer Rekordzeit von noch nie gemessenen 5:58:17 Minuten im Ziel ein. Keiner war schneller. Auch die erstplatzierten Marine-Teams nicht, die in einer eigenen Klasse starten. Die Soldaten schafften die Strecke in 6:17 Minuten.
Während der Jubel an der Ziellinie bereits einsetzte, brauchte die Nachricht ein paar Sekunden, um bis zum Kutter durchzudringen. „Kurz vor Ende haben alle noch mal aufgedreht. Dann hörten die Männer auf zu pullen und ich wollte sie deshalb schon anbrüllen. Erst als ich mich umgeschaut und gesehen habe, dass da niemand mehr vor und neben uns ist, wurde mir klar, dass das ertönte Signal unseres war“, erinnert sich Katrin Stukenburg.
Verleihung auf dem Marinestützpunkt
Die Freude über den Sieg war groß, ebenso wie auf die Vorfreude auf die Verleihung, die traditionell auf dem Marinestützpunkt stattfindet. Bei der Preisübergabe verlief jedoch nicht alles wie gewohnt. Die Corona-Auszeit hatte Spuren hinterlassen. So waren nicht alle Teams angetreten, die in den Vorjahren dabei gewesen waren. Dies hatte dazu geführt, dass einige Wanderpreise verschollen oder nicht rechtzeitig in Kiel angekommen waren. So auch der für das Team Horizont. Laut dem überreichenden Oberstabsbootsmann Thorsten Klein steckte er in der Post fest. Als Alternative erhielt das Siegerteam eine kleine Plakette.
Die Irritation war groß, denn der Preis, den das Team 2019 für den dritten Platz erhalten hatte, war viermal so groß und hatte bisher eine Wand der Team-Kneipe Horizont geziert. „Wir haben ihm mitgeteilt, dass dort eine freie Stelle ist, die man mit der Plakette nicht füllen kann“, berichtet Katrin Stukenburg. „Man hat uns daraufhin versichert, dass der richtige Preis noch kommen wird.“ Als Entschädigung folgte auf die Überreichung von Plakette und Urkunden eine Kiste Bier, mit der das Team am Ende des Tages zufrieden mit seiner Leistung anstieß.