Vegesack. Da hatten sich zwei gefunden: das Publikum das Nduduzo-Makhathini-Quartet und umgekehrt das Quartett sein Publikum. Das bewies von Seiten des Auditoriums häufiger Zwischenapplaus. Da wurde auch schon mal von Quartett-Leader Makhathini zum Publikum hin gescherzt. Zum Ende führte der Quartett-Leader mit seinem Saxophonisten Tony Kofi aus Ghana ein kleines Tänzchen auf. Begleitet wurden sie dabei von ihrem Bassisten Geraud Portal aus Frankreich und dem Schlagzeuger Lukmil Perez aus Kuba.
Vor allem aber hatte es den Besucherinnen und Besuchern der besondere Stil des Quartetts am Mittwochabend auf dem Dachboden des Kito angetan. In diese Musik müsse man sich hineinfallen lassen, die müsse man nicht verstehen, sagte ein Besucher zum Ende des Konzertes beim Hinausgehen.
Für Makhathini, 39 Jahre alt, spiele die Qualität eine große Rolle, sagte zu Beginn des Abends Arne Schumacher, Musikredakteur von Konzert-Mitorganisator Radio Bremen. Der gebürtige Südafrikaner sei mit Musik aufgewachsen und habe sie in zweigleisiger Spiritualität erlebt, so Schumacher, nämlich einmal in Richtung der christlichen Kirche und einmal in Richtung seiner Vorfahren. Die Spiritualität sei „der Schlüssel“ seiner Musik. Dabei solle aber nicht vergessen werden, dass der 39-Jährige in seiner Jugend auch bei einer Bank gearbeitet habe, warf der Musikredakteur einen Blick auf diese Lebensphase des Südafrikaners.
Die Stücke waren 20 Minuten lang, wie das erste, andere bis hin zu zehn Minuten. Sie trugen Titel aus der Sprache der Zulu wie Emlilweni, was Makhathini mit „innerlich brennende Feuer“ übersetzt. Abantwana Belanga hieß ein weiteres Stück. Laut dem Pianisten handelt es sich hier um Kinder, Abantwana heißt Kinder.
Alle Stücke des Konzertes habe er selbst komponiert, betonte der Künstler. Sie seien noch nicht veröffentlicht worden, würden es aber in Kürze auf einem neuen Album. Gemeinsam ist allen, dass sie kreative Collagen sind, die Freigeist und Phantasie bezeugen, schwebend, sphärenhaft, aufrüttelnd. Eine tragende Rolle spielte immer wieder das Saxophon. Als Solist war ebenfalls jeder Musiker zu hören, alle bewiesen damit handwerklich musikalisches Können. Akzente setzte der Pianist selbst unter anderem damit, dass er dann und wann seine Stimme wie ein eigenes Instrument nutzte.
In seiner Moderation ging der Quartettleader teilweise auf seine musikalischen Prägungen und Einflüsse ein. Da sei zum einen seine Mutter gewesen. Die habe einmal zu ihm gesagt, was ihm unvergessen geblieben sei, "spiele nicht das Regenlied, wenn nicht willst, dass es regnet". Weiterhin verwies der Pianist auf den Jazzmusiker und Saxophonisten John Coltrane (1926 bis 1967) und dessen 1965 veröffentlichtes bekannteste Album „A Love Supreme“, übersetzt „eine höchste Liebe“.
Makhathini stammt aus einem Ort nahe Pietermaritzburg, der Hauptstadt der Provinz Kwazulu-Natal im Osten Südafrikas. Er wuchs in einem musikalischen Elternhaus auf. Seine Mutter ist Pianistin und Sängerin, der Vater Gitarrist. Er studierte Musik in der Provinz-Metropole Durban.
Der Auftritt im Kito sei der zehnte Auftritt im Rahmen einer Europatour gewesen. Die Tour habe in Heidelberg begonnen, sagte der 57-jährige Saxophonist Kofi. Weitere Stationen waren danach ihm zufolge Amsterdam, Paris, Rotterdam und Köln gewesen. Von Bremen gehe es nun zunächst nach Stuttgart. Er selbst werde nach Ende der Tournee nach England zurückkehren, erzählte Kofi.