Bremen Stadtteile Osterholz Verden Diepholz Delmenhorst Wesermarsch Oldenburg Rotenburg Cuxhaven Bremerhaven Niedersachsen

Fest gekippt Den Loggermarkt in Vegesack gibt es nicht mehr

Der Großmarkt hat aus wirtschaftlichen Gründen den Loggermarkt gekippt. Künftig soll es in Vegesack an der Promenade nur noch Flohmärkte mit dem Namenszusatz „Logger“ geben. Es gibt erste empörte Reaktionen.
20.05.2019, 16:47 Uhr
Jetzt kommentieren!
Zur Merkliste
Von Iris Messerschmidt

„Familie, Freunde und Bekannte treffen sich, zum ersten Frühjahrsevent in Vegesack, zum historischen Loggermarkt ... und nirgendwo eine Information, dass diese Traditionsveranstaltung nicht mehr stattfindet?“ Diese verärgerte Aussage einer Leserin traf nicht nur in unserer Online-Redaktion ein. Der Originaltext richtete sich auch an den Bremer Bürgermeister mit den Worten: „Sehr geehrter Herr Sieling, sehr geehrte SPDler, die ihr glaubt, hier gute Arbeit zu leisten! Heute ist doch tatsächlich das Fass übergelaufen...“ Der Grund: Aus dem Loggermarkt wurde ein Logger-Flohmarkt.

Ohne große Ankündigung verwandelte sich das Fest, das bislang vom Utkiek bis in den Hafenwald mit zahlreichen Gewerbetreibenden und Musik sowie einem beigeordneten Flohmarkt an der Weser (vom Schlepper „Regina“ bis zur Fähre) die Gäste anlockte, in einen reinen Flohmarkt – überwiegend von privaten Anbietern getragen. Immerhin wurde das Angebot noch abgerundet durch einige Gewerbetreibende. Doch am Fähranleger war Schluss.

So manch verwunderter Blick strich über den Utkiek, wo sich bei strahlendem Sonnenschein das Publikum die Außenplätze der Gastronomie sicherte. Viele Gespräche drehten sich um eine ungewöhnliche, weil zu diesem Zeitpunkt für viele Passanten nicht erklärbare Tatsache: den fehlenden Loggermarkt.

„Den Loggermarkt gibt es nicht mehr“, so kurz und prägnant lautete die erste telefonische Antwort der Pressestelle des Großmarkts Bremen am Montag auf die redaktionelle Nachfrage. Während die Wirtschaftsförderung Bremen den Vegesacker Loggermarkt 2019 im Internet noch in Gänze anpreist, ist online beim Großmarkt Bremen nur noch von „Logger-Flohmarkt“ die Rede – angekündigt auch für den 15. September.

„Ein jahrelanges Minus erforderte von uns dieses Handeln“, erklärte auf Nachfrage Claas Türke von der Geschäftsleitung des Großmarkts Bremen. Bei dem bis 2018 organisierten Loggermarkt mit den gewerblichen Ständen und dem Rahmenprogramm habe es viele Auflagen mit entsprechenden Kosten gegeben. „Das war über die letzten Jahre defizitär“, so Türke. Das Minus hätte nur über erhebliche Standgebühr-Anhebungen geregelt werden können. „Wir wollten eine Veranstaltung, bei der wir wenigstens kein Geld mitbringen müssen“, unterstreicht Türke und preist das neue Logger-Flohmarkt-Konzept als „kostengünstige, aber für die Besucher immer noch attraktive“ Variante an. Ob es jemals wieder einen Loggermarkt in Vegesack gibt? Türke: „Wir müssen erst mal schauen, wie wir mit dem jetzigen Konzept fahren.“

Drei Jahrzehnte maritime Tradition

„Die Gründe, warum es den Loggermarkt nicht mehr gibt, wurden mir nicht mitgeteilt“, erklärt auf Nachfrage auch Vegesacks Ortsamtsleiter Heiko Dornstedt. Zwar habe es im Vorfeld ein Gespräch mit dem Umweltbetrieb Bremen gegeben, „schließlich musste ja die Weseruferpromenade für den Flohmarkt freigegeben werden“. In diesem Zusammenhang habe er gehört, dass der Loggermarkt „in diesem Jahr nicht stattfindet“. Heike Dornstedt gesteht, „das habe ich dann aber so hingenommen, auch gar nicht mehr beim Großmarkt Bremen nach den Hintergründen gefragt“.

Dabei gehört der Vegesacker Loggermarkt schon seit mehr als drei Jahrzehnten zwei Mal im Jahr – jeweils im Mai und September – am Hafen in Vegesack zur maritimen Tradition im Bremer Norden. Die alten Heringslogger gaben dem Loggermarkt einst seinen Namen, als die Großmarkt GmbH 1987 den ersten Loggermarkt in Vegesack veranstaltete. Vom Utkiek bis zum Hafenwald boten teilweise bis zu 70 Marktkaufleute unterschiedliche Waren, Delikatessen und Trinkbares auf der maritimen Meile an. Jahrelang verbreitete der Loggermarkt Volksfeststimmung an der Vegesacker Wasserkante.

Live-Musik auf einer zweiten Bühne

Dazu gehörte auch die Musik. Auf der Bühne im Hafenwald begann um 11 Uhr der musikalische Frühschoppen, meist mit Shantys. Allerdings gab es im Lauf der Zeit auch Veränderungen. So sorgten beispielsweise Live-Musik auf einer zweiten Bühne am Utkiek, gesponsert vom dort ansässigen Fährhaus-Betreiber, sowie die 15 Gewerke der „Oll’n Handwerker“ auf der Promenade am Hafenwald noch vor gut zehn Jahren für zusätzliche Attraktionen im Marktgeschehen. Betreiber-Wechsel und Nachwuchssorgen beendeten dies. Dafür startete der Großmarkt Bremen 2011 den Versuch eines zweitägigen Loggermarktes im Frühjahr – das schien anfangs ein Erfolg zu sein. Umso überraschter reagierten die Besucher jetzt auf das Aus des Loggermarktes.

„Die Schlachte, der Kajenmarkt und der Winterzauber interessieren uns Nordbremer bekanntlich eher wenig. Dort wird wohl eher subventioniert“, vermutet unsere Leserin im Schreiben an Bürgermeister Sieling und berichtet von wütenden Bürgern und Bürgerinnen, die Sonntag eigens zum Loggermarkt angereist und dann komplett enttäuscht gewesen seien. Sie vermutet, dass Bremen-Nord vergessen wird.

Zur Startseite
Mehr zum Thema

Das könnte Sie auch interessieren

Rätsel

Jetzt kostenlos spielen!
Lesermeinungen (bitte beachten Sie unsere Community-Regeln)