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Polizeieinsätze am Vegesacker Weserufer Drogenhandel im Stadtgarten

Die Polizei hat jetzt bestätigt, was manche Anwohner seit Längerem geahnt haben: Der Stadtgarten ist ein Treff für Drogendealer und ihre Kunden. Es gibt sowohl offene als auch verdeckte Einsätze der Beamten.
24.10.2020, 07:00 Uhr
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Drogenhandel im Stadtgarten
Von Christian Weth

Vegesack. Manche Anwohner haben es seit Längerem geahnt, jetzt ist es von behördlicher Seite bestätigt: Im Stadtgarten treffen sich nicht nur Spaziergänger, Jogger und Hobbybotaniker, sondern ebenso Dealer und ihre Kunden. So sagt es die Polizei – und auch, dass sie die Entwicklung des Drogenhandels in der Grünanlage seit Längerem im Blick hat. Ihr zufolge gibt es im Bereich des Vegesacker Weserufers immer wieder Einsätze von Beamten.

Dass Leute den Stadtgarten nutzen, um dort Drogen zu nehmen, hat Heiko Dornstedt nach eigenem Bekunden seit Längerem gewusst – aber nichts von einem Handel mit ihnen. Das, sagt der Vegesacker Ortsamtsleiter und Vorsitzende des Stadtgartenvereins, ist neu für ihn. Wenn auch nicht sonderlich überraschend. Im Stadtgarten, meint er, gibt es schließlich genügend dunkle Ecken und verborgene Winkel, in denen sich jemand zurückziehen kann, der ungestört und ungesehen sein will.

Dornstedt sagt, in den vergangenen Jahren mehrfach bei der Polizei angerufen zu haben, um den Beamten zu melden, dass im Stadtgarten Drogen genommen werden. Ihm zufolge haben Einsatzkräfte auch jedes Mal reagiert. Bastian Demann sagt es ähnlich. Nach Angaben des Polizeisprechers sind Beamte immer wieder vor Ort präsent. Demann spricht sowohl von offenen als auch verdeckten Ermittlungen. Und davon, dass die Polizei wegen des Handels mit Betäubungsmitteln mit weiteren Behörden in einem regelmäßigen Austausch steht.

Die Vegesacker Verwaltung gehört nicht zu ihnen. Die Polizei berichtet dem Ortsamtsleiter und den Beiratsfraktionen zwar, aber nur dann, wenn die Beamten zu einem bestimmten Thema oder nach einem Vorfall angefragt werden. Und dafür, sagt Dornstedt, gab es im Fall der Grünanlage am Weserufer noch keine Veranlassung. Der Ortsamtsleiter schließt nicht aus, dass sich das jetzt ändern könnte – und der Handel mit Drogen womöglich nicht nur die Vertreter des Stadtteilparlaments interessiert, sondern auch die Mitglieder des Stadtgartenvereins.

Innerhalb der Fraktion hat sich die CDU bislang mit dem Konsum von Betäubungsmitteln im Stadtgarten beschäftigt, jetzt möchte Unionspolitiker und Beiratssprecher Torsten Bullmahn erreichen, dass sich alle Vegesacker Parteispitzen mit dem Drogenhandel auseinandersetzen. Er kündigt zumindest an, das Thema für den Sprecherausschuss des Stadtteilparlaments vorzuschlagen. Das Gremium entscheidet letztlich, was auf die Tagesordnung einer Beiratssitzung kommt und was nicht. Bullmahn geht davon aus, dass es kaum einen Mandatsträger geben wird, der keinen Gesprächsbedarf sieht.

Der Beiratssprecher sagt, zu den Vegesackern zu gehören, die zwar seit Längerem etwas geahnt haben, dass im Stadtgarten gedealt wird, aber letztlich keine Beweise dafür hatten. Nur Indizien. Bullmahn berichtet von Autos, die immer wieder an der Weserstraße parken. Von Leuten, die aussteigen, für wenige Minuten im Stadtgarten verschwinden, um dann gleich danach wieder in ihren Wagen einzusteigen und wegzufahren. Und ist das eine Auto weg, kommt ihm zufolge kurze Zeit später das nächste hinterher – und wiederholt sich die Szene. Vor allem in den Sommermonaten, meint er, ist sie zu beobachten.

Bullmahn weiß das, weil er an der Weserstraße wohnt und das ständige Vorfahren von Fahrzeuge nicht bloß vom Hörensagen kennt, sondern selbst gesehen hat. Auch die Polizei hat er über die Wagen und das kurze Verschwinden ihrer Fahrer informiert. Nicht einmal, wie er sagt, sondern mehrfach. Bullmahn kann es nicht genau sagen, glaubt aber, dass es mit dem schnellen Auto-Stopp inzwischen seit zwei, vielleicht auch drei Jahren so geht. Wie Dornstedt sagt auch er, dass die Polizei auf seine Anrufe reagiert und im Bereich des Stadtgartens sowie der Weserstraße unterwegs war. Damit war für ihn die Sache erledigt, jedenfalls damals.

Jetzt will Bullmahn mehr wissen. Zum Beispiel, wie die Polizei die Lage im Stadtgarten einschätzt. In welchem Umfang dort mit Betäubungsmitteln gehandelt wird. Und was unternommen wird, die Geschäfte grundsätzlich zu unterbinden – wenn sie denn überhaupt unterbunden werden können. Der Beiratssprecher weiß nicht, ob und wie detailliert die Beamten den Beiratspolitikern darüber Auskunft geben werden. Er will sich aber darum bemühen, dass sie Antworten bekommen.

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