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Was Investoren planen Die Großprojekte an der Wasserkante

Das Hafenquartier und der Hochwasserschutz am Hafen zählen zu den größten Bauprojekten in Vegesack. Was geplant ist – und wie dadurch die Meile verändert wird. Die Vorhaben im Kurzportrait.
03.07.2019, 17:06 Uhr
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Die Großprojekte an der Wasserkante
Von Christian Weth

Seit Jahren wird verhandelt, seit Jahren wird geplant: Das Hafenquartier und der Hochwasserschutz im Bereich der Maritimen Meile zählen zu den größten Bauprojekten in Vegesack. Während sich die Investitionssumme für das neue Wohn- und Geschäftsviertel mittlerweile auf bis zu 120 Millionen Euro beläuft, ist bei der Erhöhung von Wänden und Toren gegen Sturmfluten noch gar nicht absehbar, wie viel sie kosten wird. Fest steht nur, dass auch dieser Betrag ein Millionenbetrag sein wird. Was geplant ist – und wie dadurch die Meile verändert wird. Die Vorhaben im Kurzportrait.

Das Hafenquartier: Das Haven Höövt wird nach einem Entwurf umgestaltet, der im Sommer den städtebaulichen Wettbewerb für das 3,5 Hektar große Grundstück am Museumshaven gewann. Der Plan stammt von Benjamin und Jan Wirth. Die beiden Bremer Architekten haben sich Vegesacks Altstadt quasi als Blaupause genommen. Die Gebäude des neuen Quartiers sind zwar größer und höher als die an der Alten Hafenstraße. Aber ihre Fassaden sind in einem ähnlichen Rotton wie viele der historischen Häuser. Und wie die alten, haben auch die neuen ein Satteldach beziehungsweise ein geneigtes.

Auf dem Papier ist das Einkaufszentrum aus Stahl, Glas und Beton längst weg. Nach Angaben des Investors hat inzwischen der innere Abriss begonnen. Die sogenannte gläserne Brücke des Gebäudekomplexes wurde im Herbst nach und nach abgetragen. Projektentwickler Max Zeitz geht davon aus, dass im Frühjahr 2020 nichts mehr vom vorderen Teil des Shoppingcenters zu sehen sein wird. Der äußere Abriss soll im Januar, spätestens im Februar beginnen. Danach, meint der Investor, wird man vom Bahnhofsplatz direkt aufs Schulschiff an der Lesum gucken können. Für das neue Quartier rechnet er mit einer Bauzeit von rund drei Jahren.

Der Umbau des einzigen Gebäudes, das stehen bleibt, soll dagegen noch in diesem Jahr fertig werden. Es steht auf dem hinteren Teil des Grundstücks und wird zur neuen Geschäftsmeile, inklusive Fitnesscenter. Der Projektentwickler geht von einer Eröffnung im September aus. Bis dahin will er weitere Details für das Quartier geklärt haben. Nach bisherigem Stand sind mehrere Gebäude geplant, von denen einige miteinander verbunden sind. Ein Hotel ist ebenso vorgesehen wie eine Pflegeeinrichtung. Dazu kommen Geschäfte, Restaurants, Büros und Arztpraxen. Auch die Polizei zieht zum Hafen.

Das Quartier ist so groß, dass Zeitz es in sechs Baufelder aufgeteilt hat. Knapp 200 Wohnungen sollen entstehen, auch staatlich geförderte. Die Zahl war mal höher, genauso wie die der Geschosse des höchsten Gebäudes im neuen Wohn- und Geschäftsviertel. Der Projektentwickler nennt es Packhaus. Es steht in der Nähe des Alten Speichers. Ursprünglich sollte der Neubau auf sieben Etagen kommen, dann auf elf, jetzt plant der Investor neun. Die Höhe des Hauses ist vielfach beklagt worden und wird von manchen Vegesackern immer noch beklagt. Es ist bisher der einzige Kritikpunkt an dem Großprojekt.

Der Hochwasserschutz: Eigentlich wollte der Deichverband den Schutz vor Sturmfluten im Bereich des Hafens längst ausgebaut haben. Der ursprüngliche Baustart war für 2018 geplant. Doch die Arbeiten sind immer wieder verschoben worden, weil unklar war, was aus dem Haven Höövt wird und wer es gegebenenfalls übernimmt. Verbandschef Wilfried Döscher weiß das zwar jetzt, einen genauen Termin, wann die Arbeiten am Hochwasserschutz zwischen dem Fähranleger und der Mündung zur Lesum beginnen, nennt er trotzdem nicht.

Er sagt nur, dass die Hochwasserschützer den Bereich beim früheren Shoppingcenter vorziehen werden – und sofort loslegen, wenn auch der Investor des neuen Hafenquartiers loslegt. Mit dem Bau von Gebäuden wird voraussichtlich im nächsten Jahr begonnen. Döscher zufolge sind für diesen Abschnitt noch einige Fragen offen. Wesentlich weiter ist der Verband beim übrigen Hafenbereich. Die Hochwasserschutzlinie ist dort 1,2 Kilometer lang und damit vergleichsweise kurz. Alles in allem kommt Döscher in Bremen auf 74 Kilometer Deich und Spundwände, die teils erhöht wurden, teils noch erhöht werden.

Die Mauern und Tore gegen Hochwasser sollen am Hafen von 6,75 auf 7,40 Meter gebracht werden. Der Deichverband macht damit, was ihm der Generalplan Küstenschutz vorschreibt. Der Plan stützt sich auf Berechnungen eines Forschungszentrums. Wissenschaftler gehen von Sturmfluten aus, die folgenschwerer sind als bisherige. Darum sollen 65 Zentimeter zum Schutz obendrauf kommen. Was nach wenig klingt, ist für den Deichverband viel Arbeit – auch im Vorfeld. Döscher hat mit Anliegern gesprochen, auch mit solchen, die das Projekt kritisieren und Vorhaben ablehnen beziehungsweise Bedenken äußern.

Um anschaulich zu machen, wie höhere Mauern und Tore aussehen könnten und das Bild von der maritimen Seite des Stadtteils verändern würden, haben die Hochwasserschützer manchmal mit Fotomontagen gearbeitet. Zum Beispiel bei der Spundwand beim Packhaus an der Alten Hafenstraße. Und sie haben immer wieder nachbessern müssen, weil mal die Politik, mal das Bauamt Einwände gegen ihre Vorschläge erhob. Vor drei Jahren hat Döscher den Vegesacker Fraktionen gesagt, dass die Arbeiten am Hochwasserschutz nicht vor 2019 beginnen. Jetzt sagte er ihnen, dass sie nicht vor 2022 starten.

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