Dass die „Franzius“ repariert werden muss, hat Rolf Noll schon länger gewusst – aber nicht, dass der Schaden am Schiff so groß ist. Der Chef des Kutter- und Museumshavenvereins hat es ausrechnen lassen: Rund 800.000 Euro würde es kosten, den Weserkahn flottzumachen. Nur weiß Noll bisher nicht, woher er das Geld nehmen soll, damit das Plattbodenschiff wieder von Vegesack aus mit Gästen auf Fahrt gehen kann.
Seit Monaten ist es nicht mehr im Hafen. Ein schwimmender Kran hat den Kahn zu einer Werft in die Neustadt gebracht. Anfang Mai war das. Die Bootsbauer sollten sich den Schaden einmal genauer anschauen. Was sie feststellten, ist laut Noll ungewöhnlich: Nicht die Außenplanken – wie so oft bei einem Holzschiff – sind das eigentliche Problem, sondern der Leim, der sie zusammenhalten soll. Der Vereinschef sagt, dass die Fugen undicht geworden sind und somit Wasser eintreten konnte. So viel, dass der Boden und die Rumpfseiten ersetzt werden müssen.
Arbeit für Spezialisten
Wäre die „Franzius“ das Original eines Traditionsschiffes und damit ein Denkmal, wüsste Noll, an wen er sich wegen finanzieller Unterstützung zu wenden hätte: an die Kulturbehörde, und zwar an die Bremer wie die Berliner. Nur ist der Weserkahn eben kein Traditionsschiff wie andere, sondern der Nachbau von einem. Egal, wen der Vegesacker Vereinschef auch anrief, alle Gesprächspartner sagten ihm bislang ein und dasselbe: Dass es schwierig wird, ein Förderprogramm des Landes oder Bundes zu finden, das Kähne wie die „Franzius“, die alt aussehen, aber eben nicht alt sind, unterstützt.
Das Plattbodenschiff mit Seitenschwertern und Gaffeltakelung ist, wenn man so will, ein Neuzugang in der Flotte des Museumshavenvereins. Die Arbeit an dem Nachbau wurde beim Vegesacker Jugendkutterwerk begonnen und bei der Bremer Bootsbau Vegesack gGmbH beendet. Fünf Jahre dauerte es, bis das Schiff fertig war. Im Mai 2000 wurde die „Franzius“ getauft. Der Lastensegler gehört einem Zusammenschluss von Kaufleuten, der Mitglied im Museumshavenverein ist. Um die Kosten des Schiffes decken zu können, werden Törns angeboten.
Das Problem für den Verein: Kann die „Franzius“ nicht fahren, kommt kein Geld in die Kasse, um zumindest einen Teil der Reparaturrechnung bezahlen zu können. Laut Noll gibt es zwar immer mal wieder Spenden, doch reichen die Beträge nicht, um den Boden des Schiffes und die Seiten des Rumpfes zu erneuern. Der Vereinschef sagt, dass die Mitglieder vieles selbst machen können, aber das nicht: Die neuen Außenplanken müssen von Fachkräften angebracht werden, die so speziell sind, dass auch die Neustädter Werft, die den Schaden begutachtet hat, eine Fremdfirma beauftragen muss.
Auch wenn er bisher keinen Politiker und keinen Behördenvertreter gefunden hat, der helfen konnte, ist Noll zuversichtlich, noch einen zu finden, der es kann. Der Vereinschef argumentiert dabei anders als die Autoren von kulturellen Zuschussrichtlinien: Die „Franzius“ ist zwar kein Traditionsschiff im herkömmlichen Sinn, aber doch im übertragenen. Auch ein Nachbau, findet Noll, dokumentiert die Geschichte der Weserkähne und damit die der Stadt. So gesehen, ist für ihn das 20 Jahre alte Plattbodenschiff genauso förderfähig wie ein Original.
Außerdem, meint er, muss das Schiff noch aus einem anderen Grund erhalten werden: Im Lastensegler steckt quasi Geld des Bundes und der EU. Beide haben die Bremer Bootsbau Vegesack gGmbH unterstützt.