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Reaktionen aus Bremen-Nord Die Sorge vor dem Coronavirus wächst

Schutzmasken sind ausverkauft, Desinfektionsmittel wird knapp – die Menschen in Bremen-Nord wappnen sich gegen das Corona-Virus. Zumindest vermeintlich. Denn wirklich helfen, tun andere Dinge.
28.02.2020, 13:55 Uhr
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Von Simon Wilke

Das Coronavirus Covid-19 beschäftigt die Menschen in Bremen-Nord. Zwar konzentrierten sich die bisherigen Fälle auf südliche Bundesländer und näher als in Hamburg ist das Virus bisher noch nicht nachgewiesen worden. Aber trotzdem steigt anscheinend auch in Bremens nördlichen Stadtteilen die Sorge vor einem Ausbruch. Ein Gradmesser dafür: die leeren Regale der Apotheken.

Zum Beispiel in der Hammersbecker Apotheke in Vegesack. Wer hier derzeit nach einem Mundschutz oder Desinfektionsmittel sucht, wird nicht mehr fündig. Alles ausverkauft. Und mit Besserung ist nicht zu rechnen. Zwar ist bereits Nachschub bestellt, doch der wird wohl verkauft sein, bevor er überhaupt in die Filiale ausgeliefert ist. „Wir führen bereits eine Reservierungsliste“, sagt eine Mitarbeiterin der Apotheke.

Ob sie schon einmal so eine Situation erlebt hat? Beim Ausbruch des Schweren Akuten Atemwegssyndroms (SARS) vor einigen Jahren sei es ähnlich gewesen, erinnert sie sich. Trotzdem sei die Lage aktuell „nicht normal“. In der Filiale klingele ständig das Telefon, die Menschen fragen nach Möglichkeiten, sich zu schützen. „Zu etwas anderem sind wir in den letzten Tagen eigentlich kaum noch gekommen“, sagt die Apothekerin.

Aber auch in den Altenpflegeheimen wird das Thema Corona diskutiert. Ältere Menschen, vor allem solche mit einem geschwächten Immunsystem, zählen zu der sogenannten Risikogruppe. Denn Daten aus China zeigen, dass männliche Personen über 50 Jahren besonders gefährdet sind. In der Senioreneinrichtung Mein Zuhause Zollstraße, wird aktuell darüber beraten, wie man Infektionen im Haus konkret verhindern könnte. Hygieneprodukte wie Mundschutz und Desinfektionsmittel sind zwar vorhanden, doch man ist sich bewusst, dass es zu Lieferengpässen kommen könnte. Zurzeit werde deshalb vor allem auf die ohnehin üblichen Maßnahmen zur Unterbrechung einer Infektionskette gesetzt: gründliches Händewaschen, bei Bedarf Handschuhe tragen und darauf achten, dass Personen, die sich in Risikogebieten wie China oder Italien aufgehalten haben, nicht zu Besuch kommen

Atemmasken wenig hilfreich

Und selbst die Supermärkte spüren eine Veränderung im Kaufverhalten ihrer Kunden. „Wir verkaufen etwa zehn bis 15 Prozent mehr Teigwaren, also Nudeln, und Konserven“, sagt Frank Damerow, der in Aumund-Hammersbeck einen Supermarkt betreibt. Hauptsache haltbar. Zwar seien die Ausmaße längst nicht so, wie Fernsehbilder aus vom Virus betroffenen Gebieten suggerierten, aber so etwas wie Vorratskäufe würde es tatsächlich geben, hat Damerow festgestellt. Und auf die gestiegene Nachfrage wird natürlich entsprechend reagiert. Wo es möglich ist, werde deshalb mehr bestellt, um so einen größeren Vorrat an bestimmten Lebensmitteln anzulegen.

Zumindest in den Baumärkten ist der Trend zur privaten Ausstattung mit Schutzmasken anscheinend noch nicht angekommen. Im Witthus-Hammer-Markt von Dennis Witthus hat man jedenfalls noch nichts davon gemerkt, dass die Nachfrage nach Schutzmasken, die vor allem Staub abhalten, gestiegen wäre.

Ohnehin bewerten Mediziner das Tragen von Atemmasken als wenig hilfreich. Clemens Wendtner, Chefarzt der Infektiologie und Tropenmedizin sowie Leiter der Spezialeinheit für hochansteckende lebensbedrohliche Infektionen am Klinikum München, weist darauf hin, dass eine Befeuchtung der Maske den Barriereschutz schon innerhalb von 20 Minuten aufhebt. Er plädiert dafür, das Maskentragen den behandelnden Ärzten vorzubehalten.

Die wichtigsten Fakten zum Corona-Virus:

• Übertragung: Das Virus wird durch eine Tröpfcheninfektion übertragen. Also durch feine Speichel- oder Schleimtröpfchen, die beim Sprechen, Husten und Niesen in Mund oder Nase eines anderen Menschen gelangen. Auch eine Übertragung über Hände, die mit Mund- oder Nasenschleimhaut sowie die Augenbindehaut in Kontakt kommen, ist möglich.

• Symptome: Die Krankheitssymptome sind Husten, Schnupfen, Halskratzen und Fieber. Einige Betroffene leiden auch an Durchfall. Bei einem schweren Verlauf kann das Virus zu Atemproblemen und einer Lungenentzündung führen. Hiervon sind besonderes ältere Menschen bedroht. Derzeit sterben weltweit etwa zwei Prozent der Infizierten.

• Vorbeugung: Schutz vor einer Infektion bieten vor allem eine regelmäßige Händehygiene (mindestens 20 Sekunden mit Seife, bis zum Handgelenk). Außerdem sollte nicht in die Hand, sondern in die Armbeuge genießt werden. Wer Kontakt zu einer an einer Atemwegserkrankung leidenden Person hat, sollte zudem ein bis zwei Meter Abstand wahren.

• Masken: Das Tragen von Atemmasken wird nur für Personen empfohlen, die eine Atemwegserkrankung haben und sich im öffentlichen Raum bewegen müssen. Es dient dazu, das Risiko einer Ansteckung anderer Personen durch Tröpfchen zu verringern.

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