Bremen Stadtteile Osterholz Verden Diepholz Delmenhorst Wesermarsch Oldenburg Rotenburg Cuxhaven Bremerhaven Niedersachsen

Bremer Polizeihundestaffel trainiert in Vegesack Die Superspürnasen

Vegesack. Sitz, Platz, Fuß – das sind die Kommandos, die sie zuerst lernen. Die Diensthunde der Polizei Bremen werden mehrere Monate ausgebildet, bevor sie in den Einsatz gehen.
16.10.2013, 00:00 Uhr
Jetzt kommentieren!
Zur Merkliste
Von Maike Schlaht

Sitz, Platz, Fuß – das sind die Kommandos, die sie zuerst lernen. Die Diensthunde der Polizei Bremen werden mehrere Monate ausgebildet, bevor sie in den Einsatz gehen. Im Training mit ihren Hundeführern müssen sie Beweismittel finden, Rauschgift aufspüren und Täter stellen.

Eigentlich sollte Kenny jetzt bellen. Tut er aber nicht. Stattdessen beißt der schwarze Schäferhundrüde dem vermeintlichen Täter in den Bauch. Der Täter, das ist an diesem Tag in Vegesack der Ausbildungsleiter der Bremer Polizeihundestaffel. Um bei der Übung im ehemaligen Bauamtsgebäude nicht verletzt zu werden, trägt er dick gepolsterte Schutzkleidung. Kenny, eineinhalb und Diensthund bei der Polizei, ist noch in der Ausbildung. Er muss erst lernen, wie er sich im Einsatz richtig zu verhalten hat, und darf Fehler machen. Denn nur aus den Fehlern kann er lernen. Beim dritten Mal macht Kenny es richtig: Er bellt den Mann an, den er stellen soll, statt ihn zu beißen. „Wir wollen unser Gegenüber nicht verletzen“, erklärt Ausbildungsleiter Kröger, für den die Arbeit mit den Hunden wie für seine Kollegen eine Berufung ist.

Bindung ist elementar

Insgesamt 17 Diensthunde gibt es bei der Polizei Bremen, jeder von ihnen hat einen eigenen Hundeführer. Die Tiere leben bei den Polizeibeamten zu Hause – es ist für die Arbeit entscheidend, dass sie eine enge Bindung zu ihrem Führer haben. „Wir bekommen sie, wenn sie ausbildungsfähig sind“, erzählt Kröger. Die Hunde lernen zwar auch im Welpenalter schon viel, aber für den Einsatz im Polizeialltag sind sie erst ab etwa eineinhalb Jahren geeignet. „Vorher sind die Knochen noch nicht fest – wie bei Menschenkindern.“

Szenenwechsel, hinterm Haus. Katrin Magnus und ihr Hund Gripto – plattdeutsch für „greif zu“ – haben einen Auftrag: Die Hundeführerin und ihr Schäferhund, den sie „mein viertes Kind“ und „kleiner Schreihals“ nennt, sollen an der Hauswand verstecktes Rauschgift finden. „Spür’s auf“ heißt das Kommando, das dem Hund sagt, was er zu tun hat. Statt Drogen findet Gripto allerdings erst mal die Duftmarke eines anderen Hundes und markiert ein paar Meter weiter ebenfalls einen Strauch. Dann wird der Spürhund fündig. Er setzt sich und friert ein, seine Schnauze zeigt auf eine Stelle an der Hauswand. Passives Anzeigen nennen das die Hundeführer. Bellen wäre die aktive Form. Magnus zieht hinter einer Lampe ein kleines Tütchen mit weißem Pulver hervor. Auftrag erledigt, Gripto wartet auf seine Belohnung. Während früher Hunde geprügelt wurden, um sie zu erziehen, arbeitet man heute mit positiver Verstärkung. Für richtiges Verhalten werden die Tiere belohnt. Gripto darf jetzt spielen. Das ist die größte Belohnung, die er bekommen kann.

„Die Hunde haben alle einen ausgeprägten Spieltrieb“, erzählt der Polizeibeamte Brückmann. Brisko, sein schwarzer Hund, ist wie Kenny eineinhalb und noch in der Grundausbildung. Auf dem Parkplatz hinter dem leer stehenden Gebäude übt Brückmann mit Brisko stöbern. Das Stöbern – also das Finden von Beweismitteln und Gegenständen, die der Täter hinterlassen hat – ist ein wichtiger Teil der täglichen Arbeit. Die Hunde suchen nach Gegenständen mit frischer menschlicher Witterung. „Im Grunde riechen sie bestimmte menschliche Hormone“, erklärt Brückmann. Er gibt seinem Hund das Zeichen – „such verloren“ – und dann beginnt eine Art Ritual. Der Spürhund läuft ins Gebüsch und sucht mit der Nase. Hat er einen Gegenstand mit menschlicher Witterung gefunden, legt er sich davor ab. Brisko hat eine Spielzeugpistole gefunden. Um die Spuren nicht zu verwischen, darf der Hund den Gegenstand nicht berühren. Für Vulk, einen sechsjährigen Schäferhund, ist die Stöberübung schon Routine. Er findet die beiden im Gebüsch versteckten Lederetuis in wenigen Minuten. „Fein“, lobt ihn sein Führer. Trainieren muss Vulk trotzdem. Alle Polizeihunde haben drei Ausbildungstage pro Monat – egal, wie lange sie schon im Dienst sind. Einmal im Jahr müssen die Tiere zur Polizeischutzhundprüfung und ihre Einsatzfähigkeit unter Beweis stellen.

Nicht jeder Hund ist für den Polizeidienst geeignet. Ein ausgeprägter Spieltrieb ist wichtig, Belastbarkeit und körperliche Fitness. „Das sind Athleten, Zehnkämpfer“, sagt Katrin Magnus. „Wir gucken uns die Hunde zuerst auf Probe an“, erzählt Ausbildungsleiter Kröger. Die Tiere, die acht bis neun Jahre im Dienst bleiben, müssen „umweltbelastbar“ sein. Sie dürfen nicht bei jedem Laster beiseite springen, müssen Treppen steigen können und in dunkle Räume gehen. „Sie dürfen keine Angst zeigen vor dem bösen Mann.“ In der Grundausbildung, die acht Wochen dauert, werden die Hunde im Gehorsam geschult. Sitz, Platz, Fuß, diese Kommandos müssen sie beherrschen. Danach folgt die Ausbildung für den Schutzdienst, in der die Hunde „Nasenarbeit“ und Fährtensuche lernen. Als Schutzhunde müssen sie Täter stellen und verbellen können.

Zurück im Bauamt-Gebäude. Kröger hat sich in einem der leeren Räume versteckt. Der Malinois Mika, ein Belgischer Schäferhund, der erst seit sechs Wochen in der Ausbildung ist, soll ihn finden. Es dauert wenige Sekunden, dann steht der Hund vor dem vermeintlichen Täter und bellt ihn an. Mika trägt jetzt ein Lederhalsband. Für den Hund das Zeichen, dass er im Notfall, wenn der Täter angreift, auch zubeißen darf – aber nur, wenn er den Befehl dazu bekommt: „Pack!“ Die Situation muss immer kontrolliert bleiben. Einer der Führer formuliert es so: „Der Hund ist auch dazu da, Angriffe auf uns abzuwehren.“

Zur Startseite
Mehr zum Thema

Das könnte Sie auch interessieren

Rätsel

Jetzt kostenlos spielen!
Lesermeinungen (bitte beachten Sie unsere Community-Regeln)