Vegesack. "3.6.13 Amoklauf" – diese in ein Pult geritzte Drohung eines Schülers des Vegesacker Gymnasiums hat nach Informationen dieser Zeitung seit Freitagnachmittag Polizei, Eltern und Schulbehörde in Atem gehalten. Die Amokdrohung war von Mitschülern zufällig entdeckt und auf Facebook gepostet worden. Der mutmaßliche Täter hat sich inzwischen selbst gestellt. Die Polizei gibt keine offizielle Stellungnahme ab, intern wird der Vorfall aber als übler Scherz gewertet.
Wohl eher vorsorglich hielt sich gestern Morgen ein uniformierter Beamter im Vegesacker Schulgebäude auf, um auf Auffälligkeiten reagieren zu können. Es habe zu keinem Zeitpunkt Gefahr bestanden, meinte ein Polizist. Der Heranwachsende habe die Amokankündigung aus reinem Leichtsinn in ein Rednerpult im Bühnenraum der Schule geritzt und die Tat dann bereut. Der Junge soll sich selbst erschrocken haben, als er die eigene Amokankündigung im sozialen Netzwerk Facebook entdeckte. Strafrechtlich hat der betroffene Schüler demnach wenig zu befürchten. "Er wird mit einem blauen Auge und ein paar Arbeitsstunden davonkommen", meinte der Beamte. Der Schüler sei ein "unbeschriebenes Blatt".
Die meisten Eltern hatten ihre Kinder gestern Morgen ins Gymnasium geschickt. "Ich habe die Eltern über die Klassenlehrer und die Elternvertreter auf dem Laufenden gehalten", erklärte Schulleiter Peter Haase auf Anfrage. In einer ersten Rundmail von Freitag hatte er den Eltern freigestellt, ihre Kinder unterrichten zu lassen und "wichtigste Informationen zur Sofortreaktion bei einem Amoklauf" weitergegeben. Am Sonntag dann kam die Entwarnung – wieder per Mail. Das Kollegium war sich inzwischen sicher, dass von dem betroffenen Schüler keine Gefahr ausgehe. Dennoch werde das Fehlverhalten schulintern Konsequenzen nach sich ziehen. "Wir haben in solchen Fällen null Toleranz. Das geht über einen Streich hinaus", sagte Christina Selzer, Sprecherin der Schulbehörde. Androhungen wie die in Vegesack kommen nach ihren Worten vor, aber sehr selten. Die Behörde nehme solche Ankündigungen jedoch immer ernst: "Es gibt einen Notfallplan."
Unter dem Eindruck der Tragödie von Winnenden, wo 2009 bei einem Amoklauf 16 Menschen starben, wurden in Bremer Schulen zum Beispiel Amok-Alarmanlagen eingerichtet. Auch in Vegesack sind Durchsagen möglich. Im Alarmfall ertönt über Lautsprecher die Warnung: "Wir haben eine ernste Lage im Schulgebäude! Bleiben Sie in den Klassenräumen! Schließen Sie die Türen ab und verbarrikadieren Sie sie! Meiden Sie danach Fenster und Türen! Die Lage wird geklärt. Verhalten Sie sich ruhig und warten Sie auf neue Anweisungen!" Erst vergangene Woche war die Zusammenarbeit der Behörden auf die Probe gestellt worden. Das Schulressort hatte die Schule Ronzelenstraße schließen lassen, weil sich am Gebäude eine Ankündigung für einen Amoklauf fand. Das wiederum sorgte intern bei der Polizei für Irritationen. Die Ordnungshüter waren zu der Einschätzung gekommen, dass keine Bedrohung für die Sicherheit bestand.
Siehe auch den Bericht im Hauptteil