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Vegesack Düstere Aussichten für das Spicarium

Vegesack. Das Tourismus-Projekt Spicarium im Alten Speicher muss weiter um seine Existenz kämpfen. Die Wirtschaftsbehörde hat in ihrem Etatentwurf für die Haushaltsjahre 2014/15 keine weiteren Gelder veranschlagt.
29.05.2013, 05:00 Uhr
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Düstere Aussichten für das Spicarium
Von Jürgen Theiner

Vegesack. Das Tourismus-Projekt Spicarium im Alten Speicher muss weiter um seine Existenz kämpfen. Die Wirtschaftsbehörde hat in ihrem Etatentwurf für die Haushaltsjahre 2014/15 keine Gelder für den Weiterbetrieb der hafen- und schifffahrtsgeschichtlichen Schau veranschlagt. Bleibt es dabei? Über diese Frage wird politisch heftig diskutiert.

Viel gelobt, wenig besucht – dieser Zwiespalt macht dem Spicarium seit seiner Eröffnung im März 2011 zu schaffen. Auf zwei Etagen bietet die Ausstellung im Alten Speicher einen Eindruck vom Leben der Seeleute und Werftarbeiter im Vegesack des 19. Jahrhunderts und einen Ausblick auf die Meerestechnik der Zukunft. Angelockt hat die Schau im vergangenen Jahr nur rund 9000 zahlende Besucher. Das ist nicht einmal ein Drittel des kalkulierten Aufkommens, und entsprechend groß war 2012 das Defizit: Über 100000 Euro musste die Wirtschaftsbehörde, die das Spicarium über eine zwischengeschaltete Gesellschaft finanziert, in den Schornstein schreiben.

Entsprechend reserviert geht die Behörde das Projekt in ihrer aktuellen Haushaltsplanung an. Sie hat erst einmal gar keine Mittel für den Weiterbetrieb ab Jahresende eingeplant. Im Entwurf für den Doppeletat 2014/15 heißt es dazu, die Bewilligung weiterer Mittel bedürfe einer "grundsätzlichen politischen Entscheidung". Hierzu seien "zunächst Handlungsalternativen zu erarbeiten, zu bewerten und den politischen Gremien zur Entscheidung vorzulegen".

Handlungsalternativen: Hinter dieser Vokabel verbirgt sich neben einem möglichen Aus für das defizitäre Projekt auch die Prüfung eines anderen, womöglich geeigneteren Standortes.

Letztlich haben allerdings nicht die Beamten der Wirtschaftsbehörde, sondern die Bürgerschaftsabgeordneten über Wohl und Wehe des Spicariums zu entscheiden, denn sie können den Haushaltsplan des Ressorts nach Gutdünken ändern.

Der Burgdammer SPD-Abgeordnete Reiner Holsten bekennt sich uneingeschränkt zum Fortbestand des Tourismus-Projektes. "Auf jeden Fall" werde es mit dem Spicarium weitergehen, legt er sich fest. Von der Verwaltung erwartet er, dass sie Möglichkeiten einer verbesserten Vermarktung prüft. Denkbar wäre aus Holstens Sicht beispielsweise, für Bremen-Touristen ein Paket aus den wissensorientierten Attraktionen Botanika, Universum und Spicarium zu schnüren. Auch aus Sicht der Vegesacker Grünen Maike Schaefer hat die Schau am Hafen "eine zweite Chance verdient". Helfen könne unter anderem eine stärkere Einbindung der Schulen. Schaefer: "Das Spicarium bietet sich in vielerlei Hinsicht als außerschulischer Lernort an."

Der Lesumer CDU-Abgeordnete und Landesvorsitzende der Christdemokraten, Jörg Kastendiek, sieht in der fehlenden Haushaltsstelle für das Spicarium indes eine Absetzbewegung der Wirtschaftsbehörde und ihres Senators Martin Günthner (SPD). "Wenn da keine Mittel veranschlagt sind, heißt das im Klartext: Wir stellen das Spicarium zur Disposition", so Kastendiek. Das sei allerdings nur konsequent, denn Günthner habe bereits mehrfach deutlich gemacht, dass Bremen-Nord für ihn als Tourismus-Standort keine Bedeutung hat.

Fernab der politischen Kontroverse erwartet eine Gruppe Nordbremer Privatleute nach wie vor eine greifbare Reaktion von Politik und Verwaltung auf ihr Angebot, das Spicarium in private Trägerschaft zu übernehmen. Wie berichtet, hatte sich der Kreis, zu dem namhafte Repräsentanten der maritimen Wirtschaft gehören, schon im Herbst vergangenen Jahres angeboten – allerdings unter der Voraussetzung, dass Bremen die Einrichtung auch weiterhin fördert.

Ein neues Trägermodell braucht das Spicarium so oder so. Bisher ist das Kulturbüro Bremen-Nord, unter dessen Dach Bürgerhaus, Overbeck-Museum sowie Kito und Kuba zusammengefasst sind, für den Betrieb der Ausstellung verantwortlich. Allerdings nur noch bis Dezember. Der Ausstieg ist bereits beschlossene Sache. Anders gesagt: Wenn eine Anschlusslösung rechtzeitig angebahnt werden soll, ist für die angekündigte "grundsätzliche politische Entscheidung" nicht mehr viel Zeit.

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