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Bällerennen in Vegesack Ein Fluss aus 5000 bunten Kugeln

Die Teilnehmer geben alles, um die bunten Kugeln die Reesder-Bischoff-Straße hinabzutreiben. Beim Bällerennen setzen sie Besen, Forken und notfalls auch ihre Füße ein – alles für einen guten Zweck.
01.07.2019, 17:57 Uhr
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Von Jörn Hildebrandt

Vegesack. Auf der Reeder-Bischoff-Straße steht ein großer Anhänger mit 5000 bunten Bällen darauf. Um Punkt zwölf Uhr mittags fällt ein Schuss, und ein Schwall roter, blauer, gelber und orangefarbener Kugeln ergießt sich über das Pflaster: Das Bällerennen hat begonnen. Kinder wie Erwachsene stellen sich mitten hinein in die farbige Flut der Plastikbälle und treiben sie nach unten, und wer keinen Besen oder eine Forke hat, setzt notfalls auch seine Füße ein.

Die Teilnehmer müssen immer wieder Abweichler am Straßenrand auf die richtige Bahn lenken, denn nicht an allen Seiten der Reeder-Bischoff-Straße bringen dicke schwarze Taue oder quer gestellte Sitzbänke die Bälle in die richtige Bahn, und oft genug hopst eine Kugel einfach darüber hinweg. An der Apotheke, kurz vor dem Ende der Straße, werden alle Bälle in einer Art Trichter aufgefangen. Einige werden in eine silberfarbene Rinne getrieben – das sind die Gewinner-Kugeln.

Beim fünften Bällerennen, ausgerichtet vom Lions-Club-Förderverein Bremen-Lesmona, kam der Spaß nicht zu kurz, aber es diente auch einem guten Zweck, und für die Teilnehmer gab es diesmal 210 Gewinne zu ergattern. Um die Rennlizenz zu erwerben, mussten die Teilnehmer ein Los zum Preis von zwei Euro kaufen. Jeder der 5000 Bälle trug eine Nummer, die mit der Nummer auf den Losen übereinstimmte. Die Rennlizenzen wurden bei der Vege.net GmbH an der Reeder-Bischoff-Straße, beim Copy-Maxx an der Gerhard-Rohlfs-Straße und in der Buchhandlung Otto & Sohn an der Breiten Straße verkauft, außerdem sonnabends neben dem Wochenmarkt. Doch auch kurz vor dem Rennen konnte man noch Rennlizenzen von Losverkäufern mit Bauchläden an der Strecke erwerben. Und wer Fegen wollte, konnte für acht Euro einen Besen kaufen – allerdings hatten viele Kinder ihre Besen und Forken selbst mitgebracht.

„Ich habe alle meine Lose verkauft“, sagt Jana von der Born, die, bevor es losging, einen Bauchladen mit Losen und Wechselgeld vor sich her trug. Sie macht diesen Job schon einige Jahre, doch in diesem Jahr waren die Nordbremer besonders spendenfreudig. Die Zahl der Bälle ist die gleiche wie im vergangenen Jahr, und wieder geht der Erlös aus dem Verkauf der Rennlizenzen an die Reit- und Fahrgemeinschaft Auetal, die ein inklusives Reitprojekt namens „Stoppelhopser“ betreibt.

Beeinträchtigte wie auch gesunde Kinder erhalten dabei gemeinsamen Reitunterricht. Bei den Stoppelhopsern erleben die Kinder den Spaß am Reiten und bauen Nähe zum Tier auf, das ihnen emotionale Wärme gibt. Der enge Kontakt zum Pferd fördert zudem die körperliche wie geistige Beweglichkeit von gesunden und beeinträchtigten Kindern gleichermaßen, was dem Projekt „Stoppelhopser“ mehrfache Auszeichnungen beschert hat, zum Beispiel von der Niedersächsischen Landesregierung und vom Deutschen Sportbund.„Im vergangenen Jahr wurde für die Stoppelhopser ein neues Pferd gekauft, das eine spezielle Ausbildung durchlaufen hat und dementsprechend teuer ist“, sagt Paul Benteler vom Lions-Club-Förderverein Bremen-Lesmona. „In diesem Jahr sollen mit dem Geld weitere Kurse im therapeutischen Reiten gefördert werden. Das Projekt erhält zweimal hintereinander die Spende, damit der Verein sein Angebot weiter ausbauen kann.“

Der Lions-Club-Förderverein Bremen-Lesmona gründete sich im Jahre 2004 in der Strandlust in Vegesack und engagiert sich seitdem besonders für Kinder und Jugendliche in Bremen-Nord. Über einen Förderverein werden Gelder und Sachspenden gesammelt und Einrichtungen und Initiativen unterstützt. „Im vergangenen Jahr haben wir zehn Aktivitäten in Bremen-Nord gefördert“, sagt Annette Zarnitz, Sekretärin im Lions Club, „und zum Beispiel das Jugendfreizeitheim Burglesum unterstützt. Da viele Mitglieder im Lions Club in Bremen-Nord berufstätig sind, ergeben sich zahlreiche Kontakte zu potenziellen Spendern.“

Sind die Bälle am Ziel angelangt, werden die Gewinnnummern verlesen: Unter den vielen Preisen gab es ein Fahrrad im Wert von 1000 Euro, Freikarten für Veranstaltungen in Bremen-Nord und Gutscheine, zum Beispiel für den Besuch eines Wellness-Studios oder für einen Einkauf in einem Reformhaus. Und in der sommerlichen Hitze war auch der Gewinn von drei Kugeln Eis mehr als nur ein Trostpreis.

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